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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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ihm durchs Haar.
    Als Ron antwortete, klang seine Stimme düster. »Nella hat die Gabe der Träume«, sagte er. »Sie hat von deinem Sturz geträumt. Sie hat auch von Darius geträumt. Dass ihm mehr Kraft zur Verfügung stand, als er selbst für möglich gehalten hat. Und dass er sein Grauen in alle Welten ausbreitete. Das Blut, das in dir und in anderen fließt, war das Einzige, was ihm Einhalt gebieten konnte. Nella wollte nicht, dass es auf unseren Straßen vergossen wird und verdirbt.«
    Henrys verbrannte Handfläche begann zu jucken. Er kratzte
sie mit dem Daumen. »Das ist ein schrecklicher Traum«, meinte er. »Wie ging er für Darius weiter? Hat er verloren?«
    Ron schwieg einen Moment. Dann fuhr er fort. »Manchmal ist es wichtiger, dass man versucht hat, sich dem Bösen entgegenzustellen, als dass man es besiegt. Die größten Helden sind die, die für eine Sache eingetreten sind, obwohl sie davon ausgehen mussten, nicht mit dem Leben davonzukommen. Solch selbstloser Mut ist ein Sieg an sich.«
    Henry spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Sein Atem ging flach. »Werden Nellas Träume denn immer wahr?«, fragte er.
    »In ihrem Traum«, sagte Ron leise, »gab es niemanden, der dich auffing.«

ELFTES KAPITEL
    F rank wandte sein verbranntes Gesicht vom Feuer ab. Es produzierte seine eigene Hitze – genau wie einige Stellen an seinen Armen und der Brust. Am restlichen Körper aber zitterte er beinahe. Wenn sie auf einer Wiese in Kansas übernachtet hätten, hätten sie nicht so frieren müssen!
    In einem unglücklichen Moment hatte er die Schlafsäcke der Familie in der Scheune verstaut. Und die war jetzt leider nicht mehr da. Aber das hatte er ja nicht vorhersehen können.
    Richard war der Einzige, der einen Schlafsack hatte. Frank hatte ihn vom Dachboden geholt. Trotz des feuchten Fußendes. Der Rest der Familie und Sergeant Simmons lagerten, unter mehreren Schichten Klamotten und in Decken gehüllt, im Kreis um ein Lagerfeuer aus Fensterrahmen, Blenden und einem Esszimmerstuhl, der ohnehin kaputt gewesen war. Frank war bereit gewesen, alles zu verbrennen, aber Dotty hatte sich noch nicht vorstellen können, dass die Situation so bleiben würde. Zunächst hatte Frank hinter Dotty gelegen, jetzt aber lag er Rücken an Rücken mit ihr und sah über das Gras, das sich unter dem ausgesprochen kühlen Hauch des Nachthimmels und fremden Sternen beugte. Er sah zufrieden
aus, aber er spürte, wie seine Beine zu zittern begannen. Und das war erst der Anfang.
    »Dad«, sagte Penelope. »Mir ist kalt. Haben wir nicht noch etwas, das wir verbrennen können?«
    »Ich sehe mal nach. Gleich«, antwortete Frank.
    »Ich finde, wir sollten lieber drinnen schlafen«, meinte Anastasia.
    Richard zog die Nase hoch. »Das will ich aber nicht.«
    Anastasia setzte sich auf und zog ihre Decken fest um sich. »Na ja, du hast ja auch meinen Schlafsack«, bemerkte sie. »Wirklich, Dad. Wenn etwas durch die Fächer kommt, kann es uns hier draußen doch auch erwischen.«
    Frank wandte sich wieder dem Feuer zu, und Dotty sah ihn an. Ihre Lippen waren fest zusammengekniffen.
    »Zeke?«, fragte Frank. »Wie geht es dir denn?«
    »Gut, Mr Willis«, antwortete Zeke. »Wenn die Mädchen wollen, können sie eine von meinen Decken haben.«
    Penelope sagte nichts. Anastasia lachte. »Zeke gibt bloß an«, sagte sie. »Ihm ist genauso kalt wie uns.«
    Frank zitterte und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. »Was meinst du denn, Ken?«
    Sergeant Simmons’ Deckenberg war der höchste von allen. Nicht weil er mehr Decken als die anderen hatte, sondern einfach weil er darunter lag. »Ich habe schon Schlimmeres erlebt«, meinte er. »Und es ist ganz praktisch, dass ich meinen Fuß nicht spüren kann.«
    »Und wenn ich allein hineingehe?«, bohrte Anastasia weiter. »Es muss ja keiner mitkommen.«
    »Nichts da!« Dottys Antwort kam schnell und entschieden.
»Zeke und Ken können machen, was sie wollen. Und der Himmel weiß, dass euer Vater das auch tun wird. Aber ihr beiden schlaft nicht in der Nähe dieser Pforten. Das kommt überhaupt nicht in Frage!«
    Frank atmete tief durch und spürte einen stechenden Schmerz in der Lunge. Er konnte es genauso gut jetzt tun. Es schlief ja doch niemand. »Morgen«, sagte er. »Morgen schlüpfen wir alle durch Großvaters Schrank.«
    Er wartete darauf, dass Dotty ihm energisch widersprach. Sie tat es aber nicht. Niemand sagte ein Wort. Noch nicht mal Anastasia.
    »So, wie ich die Dinge sehe«, fuhr Frank

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