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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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sehen.«
    Eli lachte. »Nein, das werde ich nicht tun. Aber sobald du mit dem Essen fertig bist, kannst du von mir aus wieder losziehen. Oder auch schon früher. Lauf hinaus in die Dunkelheit und schlag dich nach Hause durch.«
    Henrietta schwankte zwischen Zweifel und Fassungslosigkeit. Sie hatte das Gefühl, dass Eli log. Aber sie wusste nicht, warum. Er schien sie nicht besonders zu mögen. Daher würde er sie nicht einfach nur bei sich behalten wollen. Henrietta überlegte, ob es die reine Boshaftigkeit war. Das schien ihr durchaus möglich. Magdalene hatte ihn ja einen Verräter genannt.

    »Sie haben gesagt, Sie wollen mir helfen«, sagte Henrietta. »Was wollen Sie denn tun?«
    »Hast du Hunger gehabt?«, entgegnete Eli. »Isst du vielleicht gerade? Na also. Ich helfe dir.«
    Henrietta sah ihn eindringlich an. »Aber ich kann nicht hierbleiben. Wie komme ich wieder nach Hause?«
    Eli zuckte die Schultern und kaute.
    »Was haben Sie meinem Großvater gegeben?«, fragte Henrietta plötzlich. »Was hat er mitgenommen, wodurch dieser Ort hier zerstört worden ist?«
    Eli stellte seinen Teller ab. Er sah Henrietta an, dann blickte er nach oben und guckte zu, wie der Rauch durch das kaputte Dach aufstieg.
    »Sie hat dir bestimmt erzählt, dass ihre Krönungsfeier dadurch verdorben wurde, stimmt’s? Man kann sich kaum mit ihr unterhalten, ohne dass sie davon anfängt.«
    »Sie sagte, sie wollte die Sachen zurückholen. Sie wollte nach Kansas und den Sarg meines Großvaters ausbuddeln und nach was auch immer suchen.«
    Eli legte den Kopf schief. »Hat sie das gesagt?«
    Henrietta nickte.
    »Wie kommt sie darauf?«
    Henrietta leckte sich die Finger ab. »Sie sagte, sie brauchte dieses Wer-weiß-was, um das, was von FitzFaeren übrig ist, zu schützen. Sie sagte, dass Endor wieder zu Kräften kommt und alle verschlingen wird.«
    Eli rieb sich das Kinn. »Ich bin erstaunt, dass sie es mitbekommen hat. Viele Dinge geschehen vor ihren Augen und sie bemerkt es nicht.«

    »Sie meinen also, dass es wirklich so sein wird?«, fragte Henrietta.
    »Allerdings«, bestätigte Eli. »Bald werden Fische in den Flüssen treiben. Das Gras wird vertrocknen und langsam zu Asche werden und sich nie mehr aussäen. Und wenn du hierbleibst, wirst du auch bald verdorren.«
    Henrietta stellte ihren Teller ab. »Und was wollen Sie dagegen unternehmen?«
    »Ich?« Eli lachte, nahm seine Brille ab und polierte sie an seinem Ärmel. »Was ich dagegen unternehmen will? Nichts. Ganz und gar nichts. Vor langer Zeit hat man mir gesagt, dass mein Volk – Verzeihung – das Volk, das ich einmal geführt habe und dem ich nun nicht mehr angehöre, meiner Hilfe oder Führung nicht bedarf. Ich werde gar nichts unternehmen.«
    »Ich verstehe das alles nicht«, antwortete Henrietta. »Sie haben mir gesagt, wenn ich hierbleibe, werde ich verdorren. Meinen Sie damit wirklich, dass ich sterben werde? Und Sie? Werden Sie sterben, wenn Sie hierbleiben?«
    Eli setzte seine Brille wieder auf die Nase, beugte sich vor und schnappte sich Henriettas letztes Stück Speck. Henrietta ließ es geschehen.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich habe mich wohl nicht ganz klar ausgedrückt. Nachdem das Gras abgestorben ist und die Fische an den Ufern zu braten beginnen, wenn die Insekten vertrocknet sind und von der Todesbrise umhergewirbelt werden, wirst du sehr müde werden. Deine Fingernägel werden aufbrechen und abfallen und dein Zahnfleisch wird sich zurückziehen. Du wirst dich niederlegen oder auch hinfallen
und wirst nie mehr aufstehen können. Genauso wird es allen größeren Tieren ergehen. Du wirst auf dem Boden liegen und sterben, ohne vorher einzuschlafen. Das Leben wird Tropfen für Tropfen aus dir heraussickern, doch dein Körper wird nicht verwesen. Du wirst vertrocknen und verschrumpeln und vom Wind davongetragen werden. Ich werde ebenfalls sterben. Eine Weile nach dir, aber noch vor den großen Bäumen. Daher habe ich doch durchaus vor, etwas zu unternehmen. Ich werde gehen.« Er rollte den Speck zusammen und steckte ihn sich in den Mund.
    Henrietta schluckte. »Ist das Ihr Ernst?«
    Eli hob die Augenbrauen. Er antwortete nicht.
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich habe es schon mal erlebt. Und ich bin durch die toten Landschaften jenseits des früheren Endor gewandert.«
    »Und was wird aus Ihrer Schwester?«
    »Die Königin? Du hast doch gesagt, sie weiß Bescheid. Sie soll ihre eigenen Entscheidungen treffen, für sich und ihr Volk. Das Dutzend

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