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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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endete mit der 98.
    Henry sah die Wand hinauf. Woher wusste Onkel Frank so genau, dass es das mittlere Fach war, durch das sie schlüpfen würden? Er schien sich ja ganz sicher zu sein. An keiner Stelle sagte er, dass er dies bloß annehme. Henry reckte sich über das Bett und rappelte an der Tür. Sie öffnete sich keinen Deut.
    Eine ganze Weile stand er da, biss sich auf die Lippe, betrachtete die Wand und den Plan der Fächer und die Liste der Kombinationen. Er zählte alles noch mal durch, nur um sicherzugehen. Zweimal sogar. Schließlich packte er seine Sachen zusammen, drehte sich um und ging wieder hinunter ins Esszimmer.
    Er setzte sich an den Tisch und las noch einmal Franks Nachricht durch. Dieses Mal achtete er genau darauf, ob er vielleicht ein paar Hinweise übersehen hatte, oder ob Frank irgendwo vermerkt hatte, wie die Kombination gelautet hatte. Aber er fand nichts.

    Henry hatte größte Lust, irgendwas kaputt zu machen. Er hob die Faust, um damit auf den Tisch zu trommeln, legte sie aber dann nur wieder hin und blies stattdessen die Luft aus den Backen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Offenbar hatte Frank nicht bemerkt, dass gleich vor der Hintertür Kansas lag. Und jetzt hatten sie sich irgendwohin begeben, wo Henrietta wohl auch war – er hingegen war ja nicht im mittleren Fach gewesen – und konnten fröhlich vereint weiterleben. Durch seine Panikattacke im Dunkeln hatte Henry alles verdorben. Zumindest für sich. Na ja, vielleicht nicht nur für sich. Zeke wäre vielleicht auch ganz gern nach Kansas zurückgekehrt, und Tante Dotty bestimmt auch. Und wer auch immer dieser Ken Simmons war, der hatte sich wohl auch nicht träumen lassen, dass er den Rest seines Lebens an dem Ort verbringen würde, wohin auch immer das Fach in der Mitte führte.
    Bei diesen Gedanken fühlte Henry sich noch schlechter. Wenn er nicht so ausgerastet wäre, hätte er die anderen sicher einholen und ihnen sagen können, dass er einen Weg zurück nach Kansas kannte. Jetzt aber war er mutterseelenallein – und die anderen saßen fest.
    Frank hatte gesagt, er solle versuchen, nach Kansas oder an einen Ort namens Hylfing zu gelangen. Henry schlug die Notizbücher noch mal auf und las sich die Namen der Fächer durch. Ein Hylfing gab es dort nirgends. Er suchte nach der Deiranischen Küste und nach allem, was eine Abkürzung für Deiranische Küste hätte sein können. Nichts.
    Henry war klar, dass er genau zwei Möglichkeiten hatte. Alles in allem. Nämlich nach Boston zu gehen – wogegen
er sich schon entschieden hatte – oder durch die Pforte zu schlüpfen und nach seiner Familie Ausschau zu halten, eher aber noch nach einem Ort namens Hylfing an der Deiranische Küste. Und zuerst einmal musste er eine Welt finden, die überhaupt eine Deiranische Küste besaß.
    Henry blickte auf den Fischsud. Jetzt hatte er wirklich Durst.
    Er stand auf und ging in die Küche, um das Glas zu holen, das er am Spülbecken stehen gelassen hatte. Dann ging er damit zur Treppe und stieg sie langsam und nachdenklich hinauf.
    Es gab achtundneunzig Möglichkeiten. Wenn man Endor abzog, den alten Thronsaal, wo der Zauberer Carnassus seine Maden aß, und Byzanthamum, blieben noch fünfundneunzig. Das waren aber auch die einzigen Orte, die er ausschließen wollte. Henry hatte keine Ahnung, ob sie zu derselben Welt gehörten wie Hylfing. In Großvaters Notizbuch stand, dass es gar nicht so viele unterschiedliche Welten gab. Alle drei Orte konnten einer Welt angehören. Aber eigentlich glaubte Henry nicht, dass Byzanthamum und Endor zusammengehörten. Darius kannte Endor aus Legenden, aber er suchte einen Weg durch andere Welten.
    Kurz vor der obersten Stufe blieb Henry stehen. Jetzt fügten sich die Puzzleteile zusammen! Leider die falschen. Aber immerhin. Nachdem Henry geflohen war, musste Darius nach Kansas gekommen sein. Aber er war schneller gewesen als Henry. Er war derjenige, der alle Fächer geöffnet hatte. Er hatte einen Weg nach Endor gesucht. Oder vielleicht auch nicht nach Endor. Er hatte Nimiane gesucht. Er wollte, dass
sie frei durch die Welten wandeln konnte. Vielleicht hatte er sich genau an den Ort begeben − wo auch immer der sein mochte −, an den Zeke und die Mädchen sie geschoben hatten, nachdem Zeke sie k.o. geschlagen hatte. Das alles kam Henry vor, als sei es vor einer Ewigkeit geschehen, irgendwann in seiner frühen Kindheit, als er noch ein ganz kleiner Junge gewesen war. Dabei waren seither nur wenige Wochen

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