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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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vergangen.
    Henry stieg die Treppe wieder hinab. Wie konnte Darius herausgefunden haben, durch welche Pforte die Hexe verschwunden war? Oder hatte er es vielleicht gar nicht herausgefunden? Womöglich waren sie aber doch alle beide irgendwo auf der anderen Seite. Und was noch schlimmer war: Ron und Nella waren sich ziemlich sicher gewesen, dass Henry und Darius sich eines Tages wieder begegnen würden.
    Henry ging in das dunkle Bad, stellte sein Glas auf die Ablage und schaltete gedankenverloren das Licht ein. Nichts tat sich. Hinter der Dusche befand sich ein Fenster. Henry riss den Duschvorhang herunter und warf ihn in die Badewanne. Helles Tageslicht floss durch die zersprungene Scheibe. Henry wandte sich um und betrachtete sich im Spiegel.
    Zwischen Nase und Oberlippe und von seinen Tränendrüsen neben den Nasenflügeln bis zu seinen Wangenknochen hinüber hatte er schwarze Flecken aus getrocknetem Blut im Gesicht. Er beugte sich ein wenig vor und entdeckte auch von den Ohren abwärts schwarze Linien. Er drehte den Wasserhahn auf, um sich das Gesicht zu waschen und dabei fiel ihm
wieder ein, warum er überhaupt nach oben gegangen war. Das einzige Wasser, das es im Haus noch gab, befand sich im Toilettenspülkasten.
    Henry nahm dessen Porzellanabdeckung hoch und legte sie vorsichtig auf den Klodeckel. Einen Augenblick lang starrte er den schwarzen Schwimmer und die Ablagerungen der letzten Jahrzehnte an, die sich an den Wänden des Spülkastens festgesetzt hatten. Dann schaltete er sein Denken aus, tauchte das Glas ins Wasser und trank hastig.
    Es schmeckte gut.
    Er trank das Glas nicht ganz aus. Stattdessen zog er ein Handtuch von einer Stange und kippte das restliche Wasser darauf. Dann beugte er sich wieder zum Spiegel und rieb sich das Gesicht ab.
    Die Spuren seiner Reise durch die Fächer ließen sich leicht abwischen. Es war auch nicht allzu viel Blut.
    Er ließ das Handtuch im Waschbecken liegen und betrachtete sich weiter im Spiegel. Sein Hemd sah unmöglich aus. Wohin auch immer er als Nächstes kam – er musste unbedingt etwas anderes anziehen.
    Ein Spinnennetz klebte an seiner Wange. Es baumelte von der frischen Haut herab, die sich um seine alten Verbrennungen herum bildete. Henry wischte es ab, aber es ging nicht weg. Henry sah genauer hin. Es war gar kein Spinnennetz. Es war irgendein anderes Gewebe aus hauchzarten Fädchen.
    Die Sache gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Er erinnerte sich, wie Nella ausgesehen hatte, als er sie wirklich zu sehen begonnen hatte, und betrachtete sich intensiv.
Er wollte mehr sehen als das komische Zeug, das da an seinem Gesicht klebte. Aber er konnte nichts erkennen. Nur seine Gesichts-Spinnfäden und einen goldenen Blitz, wenn er seine rechte Hand hob.
    Henry schauderte und verließ eilig das Bad. Er wollte nicht darüber nachdenken, was er da gerade gesehen hatte. Er musste sich umziehen. Und dann würde er den Stier bei den Hörnern packen.
     
    Es tat gut, ganz normale Schuhe zu tragen. Henry war lange genug barfuß unterwegs gewesen. Er wackelte mit den Zehen. Jetzt trug er sogar Socken. Sie waren ein bisschen feucht, aber besser als nichts. In die meisten Schubladen seiner Kommode neben dem Bett war das Wasser eingedrungen, aber seine Jeans ging noch. Dazu hatte er ein schwarzes T-Shirt gefunden, das noch völlig trocken war.
    Henrys Rucksack lag offen auf seinem Bett. Henry selbst stand in der Tür, hielt Großvaters Notizbuch in den Händen und sah von der Zeichnung zur Wand und auf die Liste mit den Namen.
    Er hatte nicht den leisesten Schimmer, wo er beginnen sollte. Eine messingfarbene Tür auf der linken Seite zog seinen Blick an. Sie besaß ein Relief, das eine rankende Pflanze mit bunten Steinen als Blüten darstellte. Aber er war sich nicht ganz sicher. Die ganz einfachen Türen waren ihm sympathischer, die, die weniger auffällig oder prunkvoll waren als andere. Türen, die nicht so aussahen, als könnten hinter ihnen Darius oder Nimiane lauern.
    Dass die meisten Fächer offen standen, war verwirrend.
Gerüche, angenehme und weniger angenehme und kalte oder warme Luft strömte aus ihnen aus. Henry hätte gern alle Türen geschlossen, aber er wusste nicht, ob das klug war. Es tat ihm schon leid, dass er das wichtigste Fach zugeschlagen hatte.
    Badon Hill war der einzige Ort, an den er wirklich wollte. Aber der Weg dorthin war mit Brettern vernagelt.
    Henry betrachtete die herabhängende Tür. Den Duft von Badon Hill konnte er von jedem anderen

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