Fluch der Engel: Roman (German Edition)
und für immer.
Ich hielt den Atem an, als ich meine Finger über Christophers Brust gleiten ließ. Vorsichtig zeichnete ich die Konturen auf seinem wohlgeformten Bauch nach. Ich wollte mehr von ihm und seiner Haut berühren und wagte es dann doch nicht. Ich fürchtete mich davor, etwas Falsches zu tun und ihn zu verletzen, obwohl ich mir nichts lieber wünschte, als ihn zu spüren, seinen unbeschreiblichen Duft einzuatmen, seine Wärme und seinen weichen Mund auf meinem Körper zu fühlen.
Und auch Christopher hielt sich zurück. Weil er sicher sein wollte, dass ich bereit war, den nächsten Schritt zu gehen – und um mir noch einmal in die Augen zu schauen. Um darin die Liebe zu sehen, die ich für ihn empfand. Und er für mich. Nicht nur ich brauchte ihn zum Überleben. Auch er brauchte mich . Wir waren ein und dasselbe und doch so verschieden. Engel und Schatten. Hin- und hergerissen zwischen Licht und Dunkelheit, Wärme und eisiger Kälte. Doch vereint gab es nur noch Wärme und Licht.
Christophers Augen schimmerten in tiefdunklem Grün, als er mich küsste und seine Lippen weiterzogen. Ausführlich erkundete er jede noch so verborgene Stelle. Ich verlor mich in dieser unbeschreiblichen Mischung, in Christophers süßer Zärtlichkeit und in dem mächtigen Sog meiner und seiner Leidenschaft, bis ich lichterloh brannte. Doch es war keine quälende Flamme wie die, die meine Flügel vernichtet hatte, sondern ein Feuer, geboren aus Liebe. Aber wir wurden nicht nur körperlich eins, auch unsere Engelseelen suchten und verbanden sich.
Ich glaubte zu sterben, als unsere Körper zu einem verschmolzen. Schrie vor Überraschung und Schmerz, als sich heiße Engelsmagie sammelte und Flügel meinen Rücken durchbohrten.
Christopher reagierte sofort, verwandelte sich und riss meinenKörper von der Matratze, so dass meine Schwingen sich ausbreiten konnten. Ich klammerte mich an ihm fest. Unfähig, darüber nachzudenken, was gerade passiert war, überließ ich mich diesem unbeschreiblichen Gefühl, in Christophers Armen zu schweben. Doch erst als er mich samt meinen Flügeln mit seinen gigantischen, hell aufblitzenden Schwingen umhüllte, wurde ich zu Christophers wahrer Erlösung und er zu meiner. Trotz unseres dämonischen Wesens waren wir fähig, wahre Liebe zu empfinden.
Viel zu müde, um meine Flügel zurückzuziehen, schaffte ich es auch mit Schwingen, in einen schlafähnlichen Zustand zu gleiten. Dass ich meinen Kopf auf Christophers Brust betten durfte und er mich in seinen Armen hielt, genügte. Bei ihm war ich in Sicherheit. Wie die Schwingen auf meinem Rücken genau aussahen, darüber wollte ich im Moment nicht nachdenken. Und auch nicht darüber, warum es keine hellen rosafarbenen Plüschflügel mehr waren. Im Schein von Christophers Engelsflügeln hatte ich etwas Großes, Schattenhaftes auf meinem Rücken gesehen. Doch solange die Welt für uns stillstand, war die Form meiner Flügel bedeutungslos.
In meinem Traum holte mich die Wirklichkeit schnell wieder ein. Angsthormone überschwemmten mein Blut. Ich versuchte zu entkommen, doch es gelang mir nicht: Meine neuen, pechschwarzen Flügel standen in Flammen. Der Engelsrat hatte Christopher befohlen, sie zu zerstören und mir das Herz aus dem Leib zu reißen. Aber das konnte nicht sein – nicht nach der vergangenen Nacht.
Engelsmagie mit dem Geruch von Sommergewitter umspülte mich. Obwohl mein Verstand und der Traum mich warnten, wehrte ich mich nicht gegen Christopher. Er liebte mich, trotz der Dunkelheit meiner Flügel.
Sein Kuss erlöste mich aus meinem Albtraum. Mein Lieblingsduft hüllte mich ein. Ich schlang die Arme um Christopher, um mich an ihm festzuhalten. Am liebsten hätte ich ihn niemals wiederlosgelassen. Doch Christopher war anderer Meinung. Sanft, aber mit Nachdruck, löste er meine Hände von seinem Nacken.
»Es wird Zeit, aufzustehen.«
»Wozu?« Mein Herz hämmerte wild. Wohin wollte Christopher mich bringen? Zur Dogin und ihrem Engelsrat? Die Bilder meines Albtraums holten mich wieder ein. Oder hatte Christopher den Befehl erhalten, das Urteil hier zu vollstrecken?
Christopher bemerkte meine Angst und zog mich wieder in seine Arme. »Es war nur ein Albtraum«, beruhigte er mich, während er sanfte Küsse auf meine Augenlider hauchte. »Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand weh tut – und am allerwenigsten, dass ich das bin.«
»Und weshalb muss ich dann aufstehen, wo es hier doch so gemütlich ist?«, fragte ich scheinheilig,
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