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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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was im Glockenturm passiert war. Er führte mich zu einem kleinen, abseits des zentralen Kirchenschiffs gelegenen Altar und ließ mich allein. Doch anstatt mich zu sammeln, brachen all meine zurückgehaltenen Gefühle durch, als ich Raffael auf den Altarstein legte. Verzweifelt sank ich auf die Knie und weinte haltlos um ihn und die vielen, so sinnlos verlorengegangenen Seelen.

Kapitel 33
Feuersbrunst
    N agual kam mich holen. Der Zirkel hatte sich versammelt und wollte auch mich dabeihaben. Ich wischte mir über meine geröteten Augen, die keine Tränen mehr weinen konnten, und folgte ihm. Was auch immer sie mit mir vorhatten, ich würde mich nicht von ihnen einschüchtern lassen.
    Doch als ich den Altarraum mit dem klaffenden Loch in der Mitte betrat und Christopher entdeckte, verabschiedete sich mein bisschen Selbstbeherrschung. Nagual packte meinen Ellbogen, um zu verhindern, dass ich den Boden unter den Füßen verlor.
    Kraftlos in sich zusammengesunken lehnte Christopher an einer der mächtigen Säulen, die die Kuppel über dem Altarraum stützten. Er wirkte müde, gebrochen. Sein Körper war gezeichnet von Sanctifers Engelsfeuer. Dunkle Male überzogen seinen Hals, Nacken und beide Arme – und vermutlich auch die Stellen, die Hemd und Hose verdeckten. Selbst sein wunderschönes Gesicht war nicht verschont geblieben. Nur seine Augen leuchteten, als unsere Blicke sich kreuzten.
    Obwohl ich dachte, nicht mehr weinen zu können, flossen Tränen über mein Gesicht. Es war mir egal, warum die Racheengel mich gerufen hatten und dass meine Beine mich eigentlich nicht mehr tragen wollten. Für mich zählte nur noch Christopher. Ihn zu berühren, seinen Duft einzuatmen und sein Herz schlagen zu hören war alles, was ich brauchte.
    Als ich vorsichtig meine Hand nach ihm ausstreckte, weil ich mir nicht sicher war, ob ich ihn berühren konnte, ohne ihm weh zu tun, zog er mich wortlos in seine Arme. Dass er vor Schmerz zusammenzuckte, trieb mir weitere Tränen in die Augen.
    Ich versuchte, mich von ihm zu lösen, doch Christopher hielt mich nur umso fester.
    »Bleib bei mir«, flüsterte er – und ich wollte nichts lieber als ihm diesen Wunsch erfüllen.
    Hinter mir hörte ich Naguals Brummen im Altarraum widerhallen. Die anderen Racheengel grummelten zurück. Schließlich verzogen sie sich und ließen Christopher und mich allein.
    Nach einer Ewigkeit, in der die Welt um uns den Atem anhielt, löste sich Christopher ein wenig von mir, damit er mich ansehen konnte. In seinen Augen lag eine Mischung aus Sehnsucht und Erleichterung – und etwas anderem.
    »Warum hast du die Basilika verlassen?« Obwohl Christophers Stimme warm und liebevoll blieb, konnte ich den Vorwurf heraushören.
    Ich schaffte es nicht ganz so gut wie er, meine Gefühle zu verbergen. »Und warum musstest ausgerechnet du gegen Sanctifer kämpfen?«, fragte ich, obwohl ich wusste, was er antworten würde.
    Er seufzte und zog mich wieder dichter in seine Arme. »Weil ich der Racheengel bin, der ihn am besten kannte.«
    »Und ich der Racheengel, der Raffael am besten kannte.«
    Christopher presste für einen kurzen Moment seine Augenlider zusammen, als würde ihn meine Antwort mehr quälen als all seine Verletzungen. Und in dem Augenblick, in dem er sie wieder öffnete, entdeckte ich etwas, das davor nicht da gewesen war.
    »Zu wissen, dass er sich an dir rächen würde, falls ich versagt hätte, war meine größte Furcht. Doch zu sehen, wie du die Aufgaben eines Racheengels erfüllst, jagt mir unendlich viel mehr Angst ein.«
    »Dann hoffe ich, dass du bei mir bist, wenn ich … wenn …« Meine Stimme erstarb. Neue Tränen rollten über mein Gesicht. Ich schluckte, um weitersprechen zu können. »Raffael war sein Sohn. Er hat mich gebeten, ihn von den zerrissenen Engelseelen zu befreien, die Sanctifer mit ihm verwoben hatte.«
    Unbändiger Zorn loderte in Christophers jadegrünen Augen auf,doch er fasste sich schnell wieder. »Es besteht immer Hoffnung, als Engel wiedergeboren zu werden – besonders bei einem Nephilim«, tröstete er mich. »Die Boshaftigkeit seines Vaters ist nicht angeboren. Sie hat sich über mehr als zwei Jahrtausende entwickelt, und Raffael hat bewiesen, dass er die Seele eines Engels besitzt.«
    Christopher strich mir die Tränen aus dem Gesicht. Seine Lippen waren rau und aufgesprungen, doch sein Kuss war sanft und schenkte mir Hoffnung. Es würde auch in Zukunft nicht einfach werden, einen Racheengel zu lieben – aber wir

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