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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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hätten uns und unsere Gefühle verraten, wenn wir aus Furcht, den anderen zu verlieren, unsere Liebe verleugnen würden.

    Ein paar Stunden später rief Nagual den Zirkel der Racheengel erneut zusammen. Es war kurz nach Mitternacht, ich war hundemüde, hätte mich am liebsten in Christophers Armen zusammengerollt und wäre eingeschlafen. Raffael von Sanctifers Fluch zu befreien hatte mich viel Kraft gekostet. Doch eine weitere Verzögerung ließ Nagual nicht zu. Dass Christopher vor Schmerz kaum aufrecht stehen konnte und Liao fehlte, war zweitrangig. Die Welt der Engel brauchte einen funktionierenden Zirkel.
    Erst als ich die Gesichter der anderen Engel genauer betrachtete, wurde mir klar, warum Nagual so zur Eile drängte: Der Zirkel war geschwächt. Nicht nur, weil ich noch lange nicht so weit war, Gabriella ersetzen zu können, sondern weil der Zirkel ein weiteres Mitglied verloren hatte. Liao hatte den Angriff nicht überlebt.
    Wie schon bei Gabriella zeigten die hitzköpfigen Racheengel tiefe Betroffenheit. Tränen entdeckte ich keine, doch Berejide stand kurz davor, ihre Klauen nicht nur in eine der Säulen zu schlagen. Ich hielt mich an Christopher fest. Auch wenn ich Liao kaum gekannt hatte, berührte mich der Tod des Engels – er war ebenso sinnlos wie Raffaels Tod.
    Die Diskussion, ob ich bei der langwierigen Auswahl des neuen Racheengels ein Mitspracherecht bekommen sollte, verlief ungewohntfriedlich. Nachdem der Zirkel sich darauf geeinigt hatte, mich auszuschließen, beendete Nagual die Versammlung und bat alle, außer Christopher und mich, ihm in die Krypta zu folgen. Ich war nicht traurig über die Entscheidung des Zirkels, nicht mitbestimmen zu dürfen, wer Liao nachfolgen sollte. Meine Erfahrungen als Racheengel waren gerade mal ein paar Stunden alt.
    Christopher brachte mich in das Nebengebäude. Aron und Coelestin erwarteten uns bereits. Coelestins von Narben und Falten zerfurchtes Gesicht verdunkelte sich, als er uns entdeckte.
    »Das nennst du gleich?! Ich hatte dich gebeten, so schnell wie möglich zu mir zu kommen!«
    So aufgebracht hatte ich Coelestin erst selten erlebt. Normalerweise brachte ihn nichts so schnell aus der Ruhe. Abwehrbereit stellte ich mich vor Christopher. Über Arons vom Kampf gezeichnetes Gesicht zog ein Grinsen. Selbst Coelestins Miene hellte sich auf.
    »Hoffentlich lässt dein argwöhnischer Schutzengel mich meiner Arbeit nachgehen.« Coelestin, der furchtlose Anführer der Kampfengel, meinte mich.
    Ich war viel zu perplex, um zu antworten. Christopher reagierte an meiner Stelle. Er schlang seine Arme um meine Taille und zog mich dichter an seinen Körper, als wäre ich tatsächlich so etwas wie ein Schutzschild.
    »Es gab wichtigere Wunden zu versorgen«, erklärte er ernst. »Aber jetzt bin ich ja hier. Und ich bezweifle, dass Lynn etwas dagegen hat, wenn du dich ein wenig um meine angeschlagene Hülle kümmerst.« Zärtlich hauchte Christopher mir einen Kuss in den Nacken. »Und danach entführe ich dich in eine einsame Hütte«, flüsterte er mir ins Ohr. Ich spürte, dass er dabei lächelte.
    Aron gab mir ein Zeichen. Obwohl es mir schwerfiel, mich von Christopher zu trennen, folgte ich ihm. Coelestin war nicht nur Schulleiter im Schloss der Engel und ein außergewöhnlicher Wächterengel. Seine heilenden Fähigkeiten hatten ihn schon als Mensch ausgezeichnet. Christopher war bei ihm in den besten Händen.
    »Coelestin wird ihn für eine Weile außer Gefecht setzen«, klärte Aron mich auf.
    »Und was heißt das?« Vielleicht sollte ich doch lieber bei Christopher bleiben.
    »Engelsfeuer hinterlässt tiefe Wunden. Christopher ist schwerer verletzt, als er zugibt. Deshalb wird …« Aron griff nach meinem Arm, damit ich nicht umkehren konnte. »Lynn, er wird es überleben. Christopher braucht nur ein wenig Ruhe. Und damit er schlafen und Coelestin sich besser um seine Wunden kümmern kann, wird er ihm einen Schlummertrunk verabreichen.« Arons Grinsen wurde breiter. »Wenn Christopher auch nur halb so bockig ist wie du, wird es hier gleich ein wenig lauter werden.«
    Wir lauschten beide. Doch in dem Raum, den wir gerade verlassen hatten, blieb es ruhig. Entweder war Christopher weniger dickköpfig als ich, oder seine Verletzungen waren so schmerzhaft, dass er das Gebräu freiwillig trank. Mir wurde schwummrig. Aron griff rechtzeitig zu.
    »Vielleicht sollte ich Coelestin fragen, ob er noch einen Schluck für dich übrig hat.« In routinierter Tutorenart ließ Aron

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