Fluch der Leidenschaft
etwas Glück dauert es dann hübsch lange, bis er tot ist.«
FitzRoger zuckte mit keiner Wimper; Imogen jedoch wurde übel vor Panik. Wie konnte sie dieses Risiko auf sich nehmen?
Aber was sollte sie tun?
Warbrick durchschaute ihre Gefühle. »Quält Euch nicht, Lady Imogen. Solange Ihr kooperiert, sehe ich keinen Sinn darin, einen von euch beiden zu töten. Wenn wir mit dem Schatz zurück sind, werde ich Euch erlauben, das Leben Eures Gemahls zurückzukaufen, indem Ihr mir vor seinen Augen zu Willen seid. Ihr seid zwar erst seit ein paar Tagen verheiratet, aber ich bin sicher, dass er Euch schon einiges beigebracht hat.«
Auch wenn es ihr davor noch so sehr graute, Imogen wusste, sie würde den Preis bezahlen. Doch sie versuchte es trotzdem noch mit einer anderen Taktik. »Ich bin sehr religiös«, sagte sie geziert. »Körperliche Lust ist eine große Sünde.«
Warbrick lachte schallend und zerstörte sofort jede Hoffnung darauf, dass dieser Trick funktionieren könnte. »Mir ist es schnurzegal, was du dabei empfindest, Mädchen, also werde ich auch deine Seele nicht in Gefahr bringen. Wenn du nicht weißt, was du zu tun hast, dann bringe ich es dir bei, und wenn du es abstoßend findest, dann wird es mir umso mehr Vergügen bereiten.« Er grinste FitzRoger höhnisch an. »Vielleicht wirst du mir noch danken für das, was sie von mir lernt, Bastard, wenn du es ertragen kannst, sie danach überhaupt noch anzufassen!«
FitzRoger zeigte keine Regung. Warbrick trat vor ihn und schlug ihm mit solcher Gewalt ins Gesicht, dass sein Kopf zur Seite gerissen wurde und seine Lippe zu bluten begann. »Lebst du überhaupt noch?«, spottete er. »Oder bist du vor Angst gelähmt?«
Die grünen Augen blitzten, doch ansonsten blieb FitzRoger ruhig. Warbrick lachte, doch nun klang sein Lachen etwas unbehaglich. »Du wirst schon noch reagieren, Bastard. Ich treibe es mit deinem Weib so lang, bis etwas von dir kommt. Ich will, dass du mich anbettelst! «
Dann packte er Imogen und schleifte sie bis zum Waldrand. Dort angelangt, hielt er abrupt inne und funkelte sie zornig an. »Ich hoffe, du weißt, was du zu tun hast«, fauchte er.
»Ja«, flüsterte Imogen. »Ich weiß, was ich zu tun habe.« Ihr war klar, dass sie keine andere Chance hatten, als zu versuchen, ihren Plan umzusetzen.
Warbrick nickte zufrieden und zog sie weiter.
Imogen glaubte zu wissen, wie FitzRoger sich fühlte. Der Hass und der Wunsch nach Vergeltung waren überwältigend, aber diese Gefühle waren tief und kalt. Sie würden ewig währen – es sei denn, sie wurden befriedigt.
Und sie hatte geglaubt, Warbrick zu hassen, doch sie hatte bis heute nicht gewusst, was wahrer Hass war.
18
Der Mond verblasste, und Wolken standen am Himmel; deshalb war es für die zwölf Männer, die Imogen und Warbrick begleiteten, nicht schwierig, sich unauffällig über das offene Gelände um die Burg und den schroffen Felsenhang an der Ostseite von Carrisford voranzuarbeiten.
Sie bewegten sich etappenweise vorwärts. Imogen wusste, dass selbst Warbricks massige, schwarze Gestalt von der Burg aus gesehen lediglich ein dunkler Schatten war. Zudem war diese Seite nicht so streng bewacht, weil hier nur der Zugang zu den Geheimgängen lag und es praktisch keine Möglichkeit gab, einen Angriff durchzuführen. Sie fragte sich allerdings, ob Renald heute Nacht nicht alles besonders gut überwachen lassen würde.
FitzRoger hatte zwar gemutmaßt, wie sein Freund denken würde, doch sicher konnte man nicht sein, und deshalb hing nun alles von ihr ab. Sie beobachtete die Mauern, sah jedoch nichts außer der schattenhaften Silhouette eines patrouillierenden Wachmannes, der nichts zu bemerken schien. Imogen betete, dass es so bleiben möge. Ein Alarm würde ihnen zu diesem Zeitpunkt eher schaden als nützen.
An der Felswand angekommen, legten sie eine kurze Rast ein. »Wo ist es?«, knurrte Warbrick.
Imogen blickte hinauf. »Man kann den Eingang von hier aus nicht sehen, wir müssen klettern.« Sie sah auf ihre zerschlissene Kleidung; ein paar Ranken hatten sich um ihre Füße gewickelt. »Ich brauche ein Messer, um meine Röcke zu kürzen.«
Mit geradezu beleidigendem Leichtsinn reichte er ihr ein Jagdmesser. Sie fragte sich, was geschehen würde, wenn sie ihn erdolchte. Aber bei seiner Leibesfülle schien es unmöglich, dass die Klinge überhaupt bis zu einem lebenswichtigen Organ eindrang.
Imogen schnitt sich die Röcke säuberlich auf Höhe der Knie ab und gab die Waffe
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