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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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zutage zu bringen?
    Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie, dass inzwischen Bedienstete im Saal waren.
    »Sehr weise«, murmelte er.
    »Lasst mich eines klarstellen«, sagte Imogen mit eisiger Schärfe. »Ihr, Mylord von Cleeve, seid der letzte Mann in England, den zu heiraten ich in Erwägung ziehen würde.« Damit stieg sie wieder die Treppe hinauf, auch wenn ihre Füße dabei schmerzten.
    De Lisle kam gerade rechtzeitig zurück, um den letzten Satz noch zu hören. Er grinste amüsiert. »Die Mönche waren hier, als Warbrick hereinkam, aber sie waren unter den Toten.«
    »Warbrick wäre kaltschnäuzig genug, auch seine eigenen Handlanger zu beseitigen.«
    Renald beobachtete Imogen, wie sie um die Ecke am Ende der Treppe verschwand. »Für Frauen hast du ein gutes Händchen, nicht wahr?«
    FitzRoger schnitt Käse auf. »Was ist mit dem Priester?«
    »Ich habe ein paar Männer losgeschickt, um ihn ausfindig zu machen. Er kann nicht weit gekommen sein. Offenbar ist er nicht nur an den Händen, sondern auch an den Füßen verkrüppelt. Er unternahm eine Pilgerreise nach Jerusalem und wurde von Ungläubigen gefangen und gekreuzigt. Die Leute hier in der Gegend betrachten ihn als einen echten Heiligen. Sie mögen ihn nicht, aber sie verehren ihn. Übrigens, mit den Mönchen wollte er nichts zu tun haben. Er meinte, sie seien lasterhaft und gottlos gewesen.«
    »Lasterhaft und gottlos ...«, grübelte FitzRoger. »Wenn du den Priester findest, bring ihn ohne Eile zurück.«
    »Was ist los? Zuerst wirfst du ihn hinaus, dann willst du ihn wiederhaben. Und jetzt willst du ihn wiederhaben, aber nicht zu bald.«
    FitzRoger drehte versonnen an seinem großen goldenen Ring. »Ich glaube, ich werde meine zukünftige Gemahlin verführen müssen. Was ich dazu absolut nicht brauchen kann, ist einer, der allen ein schlechtes Gewissen bereitet.«
    Renald lachte laut. »Ich glaube, du hast noch einen langen Weg vor dir, Ty, bis du Imogen von Carrisford erobert hast. Du hast ja gehört, was sie sagte – du bist der letzte Mann in England, den sie heiraten würde, und das sagte sie so, als hätte sie es auch so gemeint.«
    FitzRoger lächelte nur. »Das hat sie tatsächlich gesagt, nicht wahr?«

7
    Imogens kurzer Ausflug in den Saal hatte zu ihrem großen Ärger dazu geführt, dass einige der Blasen an ihren Fußsohlen aufgeplatzt waren. Sie war zornig über ihren schwachen Körper, aber sie dachte auch nach. Selbst wenn sie das Bett hüten musste, hieß das nicht automatisch, dass sie machtlos war.
    Sie trug Martha auf, ein paar Jugendliche zu finden, die nicht für andere Arbeiten gebraucht wurden, und beauftragte diese, sich für sie umzuschauen und herumzuhören.
    Auf diese Weise erfuhr sie schon bald, wer tot und wer verletzt war und wer vermisst wurde. Wie FitzRoger gesagt hatte, waren alle Soldaten ihres Vaters umgekommen, dazu fünf Bedienstete, die Mönche und Janine.
    »Gibt es Nachricht von meiner Tante?«, fragte Imogen den Jungen, der ihr gerade Bericht erstattete.
    »Sie wurde gestern Abend in der Gruft unter der Kapelle beigesetzt«, war die Antwort.
    »Sie ist tot?« Es traf sie wie ein Schlag. Sie hatte angenommen, auch Tante Constance sei vorübergehend verschwunden und würde bald wiederkommen. Warum würde jemand so eine freundliche Lady töten? »Beigesetzt?«, fragte sie. »Ohne dass ich ein Wort erfahren habe?« Die aufsteigende Wut erstickte ihren Kummer. »Wie kann er es wagen?«
    Der Junge trat einen Schritt zurück. »Ihr wart krank, Lady.«
    »Er hätte ja warten können!«
    Der Junge zog es klugerweise vor zu schweigen. Sie entließ ihn, und die Trauer kehrte zurück. Nun war sie wirklich und wahrhaftig ganz allein.
    Imogen presste das Gesicht in die Hände. Nein, sie würde nicht weinen, das hatte sie sich fest vorgenommen. Constance hatte ihren himmlischen Lohn empfangen, ebenso wie ihr Vater, Janine und all die Soldaten. Sie waren jetzt viel glücklicher als zuvor, zumindest sagte das die Kirche. Sie rief sich Father Wulfgans Lehren in Erinnerung. Dieses Leben war lediglich ein kurzer Moment voller Schmerz und Sorgen. Das ewige Leben war es, auf das man sein Augenmerk richten sollte.
    Das, erkannte sie, minderte allerdings nicht das Elend derer, die allein zurückgeblieben waren.
    Das Gefühl des Verlusts überwältigte sie beinahe, doch sie wusste, wenn sie ihm nachgab, dann würde sie daran zugrunde gehen. Sie erinnerte sich an eine Frau aus dem Dorf, deren Kinder alle durch ein Fieber hinweggerafft

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