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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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sich zu bringen, doch klüger war es, abzuwarten und ihn noch einige seiner netten Manöver versuchen zu lassen. Dadurch konnte sie bessere Bedingungen für sich herausschlagen.
    Es war wie ein Schachern mit einem fliegenden Händler, und bei so etwas war sie immer gut gewesen. Die erste Regel war, nicht zu zeigen, wie sehr man sich für die Ware interessierte.
    Von draußen war Lärm zu hören, und sie sah vom Fenster aus, dass seine Reiter ein paar Burgbewohner wie eine Herde Schafe in den äußeren Hof trieben. Die Leute sahen nicht aus, als seien sie geschlagen oder eingeschüchtert worden. Imogen machte es sich bequem und richtete sich auf ein längeres Beobachten ein.
    FitzRoger erschien wieder und wartete, bis die Gruppe im inneren Hof vor ihm Aufstellung genommen hatte. Dann sprach er zu den Leuten und schaute dabei immer wieder auf eine Liste in seiner Hand.
    Sie hielt den Atem an. Die Liste war die Aufstellung der Burgbediensteten. Er hatte kein Recht, sie ohne ihre Einwilligung zu benutzen!
    Jeder der Versammelten bekam etwas in die Hand gedrückt und wurde dann an seine Arbeit zurückgeschickt. Als bei einem Mann ein Sonnenstrahl darauf fiel und reflektiert wurde, erkannte Imogen, dass er jedem eine kleine Münze ausgehändigt hatte. Das konnte man als eine Art Belohnung für die Wiederaufnahme der Arbeit betrachten – ein kluger Schachzug, um den Groll der Leute zu beschwichtigen. Imogen jedoch kochte vor Wut. Aus der Sicht dieser Leute bedeutete das, dass er sie wiedereingestellt hatte!
    Die Zahl der Menschen, die in ihm ihren Herrn sahen, war also schon wieder gewachsen.
    Zwischen zusammengebissenen Zähnen presste sie ein paar Flüche gegen ihn heraus. Sie stellte sich vor, sie hätte einen Bogen und würde auf seinen Rücken zielen. Nein, nicht auf seinen Rücken – der war ja noch von dem Lederwams geschützt. Sein Genick. Konnte sie aus dieser Entfernung sein Genick treffen? Mit ihrem kleinen Damenbogen war sie sehr geschickt; sie hielt es für möglich.
    Imogen malte sich gerade aus, wie ihr Pfeil durch die Luft zischte und auf sein Ziel zuhielt – in diesem Moment drehte er sich um und blickte zu ihr hoch. Fast wäre sie zurückgezuckt, so als ob sie wirklich einen Pfeil abgeschossen hätte. Er winkte kurz hinauf und wandte sich dann wieder den Bediensteten zu.
    Die waren jedoch seinem Blick gefolgt und jubelten ihr nun zu: »Heil Lady Imogen! Heil für Carrisford!«
    Sie winkte erfreut zurück.
    Das war für dich, Bastard FitzRoger. Sie kennen ihren wahren Gebieter!
    Die aufrichtige Freude der Menschen über das Wohlergehen ihrer Herrin machte Imogen Mut, aber es ärgerte sie noch immer, dass er sich dort unten als ihr Stellvertreter aufspielte und vielleicht gar schon als ihr Lord gesehen wurde, während sie wegen ihrer verdammten wunden Füße hier oben ausharren musste.
    Sie legte sich hin und schloss die Augen. Oh Vater, wandte sie sich stumm an ihren irdischen Vater, nicht den himmlischen, tue ich das Richtige? Warum hast du mich nicht besser vorbereitet? Ich habe immer geglaubt, ich würde meinen Gemahl mit deiner Anleitung und Hilfe auswählen und dann viele Jahre lang mit der Gewissheit leben, unter deinem Schutz zu stehen. Was würdest du von Bastard FitzRoger halten? Er macht mir Angst, Vater; aber ich glaube, dir würde er gefallen. Er macht seine Arbeit gut, und solche Menschen hast du immer geschätzt.
    Ich wünschte, ich müsste ihn nicht heiraten, Vater; aber irgendeinen muss ich nehmen. Du hast immer deutlich gesagt, dass das meine Pflicht sei, und jetzt scheint es mir, als käme kein anderer infrage, als sei er der einzig Mögliche. Es ist sehr seltsam. Es ist, als fühlte ich mich genötigt, ihn zu nehmen. Ist dies das Gefühl, von dem du immer gesprochen hast, oder bin ich einfach nur verrückt?
    Behüte mich, Vater. Leite mich …
    Sie hörte, wie sich die Tür öffnete, und setzte sich auf. Es war FitzRoger.
    »Habt Ihr geschlafen?«, fragte er. »Es tut mir leid, falls ich Euch geweckt habe.« Er hatte sein Lederwams ausgezogen und trug nur eine Hose und ein feines Leinenhemd, das in der Taille gegürtet war. Der weite Halsausschnitt zeigte seine muskulöse, schweißglänzende Brust.
    Imogen versuchte sich zu fassen. »Ich habe an meinen Vater gedacht.« Er setzte sich ans Ende des Betts. Es kam ihr schockierend intim vor, und sie wollte dagegen protestieren, doch es gab schließlich genügend wichtigere Dinge, über die sie sich mit ihm streiten konnte.
    »Ihr habt noch

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