Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Verstellung beibringen. Nun sieht es ja geradewegs so aus, als müsste ich selber mich erst einmal ordentlich darin üben, um künftig solche oder ähnliche Peinlichkeiten zu vermeiden."
Sie lachte ein helles, mädchenhaftes Lachen.
"Nun beruhigt Euch erst mal wieder, Lord Cooper. Ich darf Euch versichern, dass es sicherlich eine Ehre für mich wäre, würdet Ihr in mir nicht nur die Prinzessin von Spanien sehen, sondern eine Frau, die Euer Herz so sehr berührt wie es in unserem kleinen, rein hypothetischen Beispiel gewissermaßen Bedingung wäre."
"M-meint Ihr, Prinzessin?", erkundigte er sich unsicher und wagte es immer noch nicht, wieder zu ihr aufzusehen.
"Nun, es ist doch wohl klar, dass ich niemals und unter keinen Umständen einen Mann zu heiraten gedenke, den ich nicht liebe und von dem ich nicht ebenfalls geliebt werde! Sonst hätte ich niemals all diese Strapazen auf mich genommen und wäre unter Einsatz meines Lebens vom Hofe meines Vaters geflohen. Die Heirat mit einem anderen Mann, den ich nicht liebe, wäre keinerlei Alternative zu demjenigen, den mein Vater als Ehemann auserkoren hat, sondern ganz im Gegenteil, es wäre vergleichbar mit 'vom Regen in die Traufe geraten'. Sagt man nicht so dazu?"
Er lächelte auf einmal befreit und hob den Kopf.
"Ja, gewiss, Prinzessin, so nennt man es. Wenn Ihr mich nicht lieben könnt und umgekehrt ich Euch auch nicht, wäre ein solcher Vorschlag von Ihrer Majestät, der Königin von England, geradezu sinnlos. Andererseits zeigt uns dieses Beispiel, dass es trotz allem eine Alternative gibt. Vielleicht noch keinen Kandidaten, über den Ihr Euch im Klaren sein könnt, aber wenn es gelänge, Eurem Vater klar zu machen, dass das Warten auf einen geeigneteren Mann zu bevorzugen sei..."
Den gibt es doch schon, du Dummerchen!, dachte Carla verliebt und betrachtete ihn. Dabei hoffte sie, dass er es ihr nicht allzu deutlich ansehen konnte.
Sie forschte in seinem Blick. Darin war kein Erkennen zu bemerken. Aber falls es wirklich noch eines Beweises bedurft hätte: Dass er ausgerechnet sich selber in seinem angeblichen Beispiel erwähnt hatte, zeigte deutlicher als alles zuvor, was er wirklich für sie empfand und das machte sie auf einmal überglücklich.
Sie war eine junge Prinzessin. Sie hatte noch sehr viel Zeit und zunächst einmal galt es, ihrem Vater zu beweisen, die Korrektur seiner Entscheidung sei besser. Wenn dies erst einmal gelungen war, gab es immer noch genügend Gelegenheit für den Lord, ihr näher zu kommen, ohne die Grenzen der Schicklichkeit zu berühren.
Ach, es ist eigentlich längst soweit!, jubelten ihre Gedanken. Wir wissen jetzt beide voneinander, dass wir uns aus ganzem Herzen lieben. Doch die Konventionen verbieten es uns, es jetzt schon zu offenbaren. Wir müssen uns beherrschen. Unsere Liebe muss vorerst heimlich bleiben - so heimlich sogar, dass wir es noch nicht einmal voneinander offen wissen dürfen. Aber ist die Vorfreude auf etwas so unbeschreiblich Schönes wie die wahre, große Liebe nicht das Allerschönste überhaupt?
Wir werden an uns denken, gegenseitig. Egal, wieviel Entfernung auch zwischen uns sein wird: Wir werden beide voneinander wissen, dass wir für immer einander gehören. Selbst wenn es Jahre dauern sollte, bis wir uns endlich in die Arme fallen dürfen, Lord Cooper: Wir beide werden lernen müssen, Geduld zu üben und uns währenddessen ganz unseren Gefühlen hingeben. Die große, reine Liebe, ohne Berührung, noch nicht einmal mit einem verstohlenen Blick offenbart... Aber groß und tief und unendlich - lange vor ihrer Erfüllung... Hat es jemals eine Prinzessin gegeben, die glücklicher sein durfte?
Der Lord hingegen dachte: Das Wichtigste ist gesagt - zumindest betreffend die Prinzessin. Es ist die erste und zugleich die leichteste Hürde, die zu nehmen war. Ach, Jeannet, ich danke dir so sehr. Hätte ich nicht deine Liebe gefunden, wäre es mir unmöglich gewesen, soviel Kraft zu schöpfen wie es nötig war, die Prinzessin dergestalt dazu zu bringen, vorerst auf mich zu verzichten. Weitaus schwieriger wird es werden, ihr irgendwann klar zu machen, dass wir niemals ein Ehepaar werden können, weil ich sie nicht wirklich liebe - ohne ihr auch nur im Geringsten weh zu tun. Aber vielleicht befürchte ich zu Unrecht, dass dies schwierig werden würde? Vielleicht ist die Zeit, die inzwischen vergehen wird, meine wichtigste Verbündete? Wir wissen doch beide, dass man in der Jugend sich viel leichter verliebt, aber
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