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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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deutlicher sein dürfen, denn die Prinzessin hatte diese Zeit benötigt, um innerlich wieder ausgeglichener zu werden. Als sie erst einmal zu erkennen glaubte, es handele sich wirklich nur um ein Beispiel, das der Lord unglücklicherweise gewählt hatte, ging es ihr sogleich wieder besser. Aber dann fragte sie sich: War es wirklich nur ein unglücklicher Zufall? Hat er in Wahrheit zu diesem Trick gegriffen, um mir indirekt klar zu machen, dass er sein Liebe zu mir nicht offenbaren durfte, weil es nicht gut gewesen wäre für uns beide? Weil es letztlich sowieso keine Chance für unsere Liebe geben durfte?
    Zugleich machte sich in ihre große Traurigkeit breit. Am liebsten hätte sie ihn jetzt davon gejagt, weil er Schuld war an dieser Traurigkeit. Er hatte sie mit seinen Worten erzeugt, obwohl oder gerade weil diese der Wahrheit entsprachen.
    Doch dann kam ihr eine Idee, beinahe wie ein Blitz. Sie konnte auf einmal sogar lachen.
    "Verzeiht dieses Lachen, Lord Cooper. Damit wollte ich Euch keineswegs auslachen ob Eures Beispiels, aber ich musste unwillkürlich daran denken, dass es nicht wirklich eines Prinzen bedürfte, um meinen Vater umzustimmen - falls dieser überhaupt umgestimmt werden könnte."
    "Wie meint Ihr das, Prinzessin, wenn Ihr diese Frage erlaubt?" Er betrachtete sie sichtlich irritiert.
    "Nun, bleiben wir doch bei diesem Beispiel - wirklich nur als Beispiel, selbstverständlich: Ihre Majestät, die Königin von England, müsste Euch in einem solchen Fall nur entsprechend als möglichen Thronfolger bestimmen!"
    "Bitte - was?" Beinahe hätte er die Hand vor den Mund geschlagen, aber er konnte sich gerade noch beherrschen. "Verzeiht, wenn ich das so ausspreche, aber wie meint Ihr das?"
    "Ich bin eine Prinzessin von Spanien - irgendeine, Lord Cooper. Das heißt, es gibt mehrere. Das heißt aber auch, dass ich zwar potentielle Thronfolgerin bin, aber trotzdem eines niemals werden kann: Nämlich Königin von Spanien. Ganz einfach, weil ich nicht gleich an der Reihe bin. Es gibt zu viele, die vor mir in Frage kommen."
    "Verzeiht noch einmal, Prinzessin, aber ich verstehe jetzt wirklich nicht ganz..."
    Es war eine glatte Lüge, denn der Lord wusste sehr wohl, was die Prinzessin zum Ausdruck bringen wollte. Mehr noch: Er hatte seinen Vortrag nur aus diesem Grunde dar gebracht, damit die Prinzessin von selbst auf diese Möglichkeit kam. Mit anderen Worten auch: Es gehörte zu seinem Plan!
    Die Prinzessin redete sich geradezu in Begeisterung, ohne dass ihr das bewusst wurde: "Dabei ist es völig einfach: Ihre Majestät, die Königin von England, ist unverheiratet. Sie ist die jungfräuliche Majestät, über die und ihre unverbrüchliche Haltung an den meisten Höfen Europas voller Bewunderung und Hochachtung gesprochen wird. Meint ihr, ich wüsste das nicht als Prinzessin von Spanien? Aber da es unter solchen Umständen niemals einen Prinzen oder eine Prinzessin von England geben kann, steht es Ihrer Majestät frei, jemanden ihres Vertrauens zum möglichen Thronfolger zu bestimmen. Das ist doch logisch, oder, Lord Cooper?"
    Er tat überrascht und immer noch ein wenig skeptisch: "Und Ihr meint, falls sie das mit mir tun würde - nur so als Beispiel selbstverständlich! -, wäre es genauso, als würde Ihre Majestät Eurem Vater einen wahren Prinzen von England vorschlagen. Obwohl es diesen bedauerlicher Weise nicht gibt - wohl niemals geben wird?"
    Sie nickte heftig.
    "Jetzt habt Ihr es erfasst, Lord Cooper - endlich: So einfach ist das im Grunde genommen."
    "Und Ihr meint dabei, dass England Eurem Vater sicherlich wichtiger wäre, als das Land Eures unfreiwilligen Bräutigams?"
    "Gibt es daran denn den geringsten Zweifel?"
    "Bloß schade, dass es nur ein Beispiel ist - mit Verlaub, Prinzessin!"
    "Wie bitte? Soll das etwa heißen, Ihr meint das in Wirklichkeit ernst und sieht es nicht nur als Beispiel, Ihr Unverschämter?", funkelte sie ihn an.
    Er fuhr erschrocken zurück.
    "Oh, verzeiht, mir ist das nur so entschlüpft. Ihr dürft das wirklich nicht falsch verstehen. Ich bin nun einmal nicht als möglicher Thronfolger bestellt und sicherlich der Letzte, der... nun, wie soll ich es ausdrücken...?"
    "...der als mein Ehemann in Frage käme?", half sie ihm auf die Sprünge.
    Er schlug die Augen nieder und wagte es nicht mehr, sie anzusehen.
    "Ich bitte inbrünstig um Vergebung, Prinzessin, aber ich denke, das Gespräch hat eine ziemlich peinliche Wendung erfahren. Dabei sollte ich Euch doch die perfekte höfische

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