Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
gemeinsamen Zukunft?
Dieser Appell an sich selber zeitigte Wirkung: Sie wurde wieder ruhiger und vor allem zuversichtlicher und konnte sogar lächeln, weil sie sich ehrlich auf die Überfahrt mit der SWORD FISH freute. Über solcherlei Vorfreude verflog die Zeit, die sie mit der Kutsche unterwegs war, beinahe wie im Flug. Schon war sie am Hafen und dann erblickte sie das stolze englische Kriegsschiff mit Namen SWORD
FISH. Die fünf mächtigen Masten waren in der Tat beeindruckend - und die Prinzessin wurde bereits erwartet. Das Fallreep war ausgelegt und dreifach gesichert. Die Begleiteskorde schwärmte aus, während Matrosen von Bord eilten, um sich zum Spalier aufzustellen. Lord Cooper persönlich kam von Bord und öffnete die Kutschentür, um die Prinzessin mit einer Verbeugung zu begrüßen und ihr anschließend seinen Arm für den Ausstieg anzubieten.
Sie strahlte ihn regelrecht an, was er diesmal durchaus richtig einschätzte, ohne sich jedoch etwas anmerken zu lassen.
"Es freut mich, Euch zu sehen, Mylord!", sagte sie zur Begrüßung.
"Auch wenn ich ein wenig enttäuscht war, weil Ihr schon vor mir den Palast verlassen habt, wie ich zugeben muss."
Er deutete prompt eine weitere Verbeugung an.
"Ich bitte um Vergebung, Prinzessin, aber meine Anwesenheit an Bord war dringend vonnöten."
"Gewiss doch, ich habe vollstes Verständnis dafür. Schließlich seid Ihr der Captain."
Endlich nahm sie seine Hilfe in Anspruch und stieg aus. Anschließend hakte sie sich beim Lord unter und ließ sich von ihm durch das Spalier und über das Fallreep an Bord führen.
Sie atmete tief durch, sobald ihre Füße die blank geputzten Schiffsplanken berührten. Es war ein Gefühl, als würde sie mit dem Betreten des Schiffes nach Hause zurückkehren. Es erfüllte sie mit Glück und sie brachte dies mit einem langen Seitenblick auf ihren Begleiter zum Ausdruck.
Auch dieses entging ihm diesmal keineswegs, obwohl er so tat, als würde er es nicht sehen. Die Prinzessin war ihm allerdings dankbar darum.
"Dieselbe Kabine wie letztes Mal?", erkundigte sie sich fröhlich. Er nickte lächelnd. "Ja, gewiss, Prinzessin: Dieselbe Kabine. Diesmal jedoch sind wir besser vorbereitet, wie ich Euch versichern darf." Die Prinzessin brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass hinter ihrem Rücken jetzt eilig ihr Gepäck verladen wurde, damit es ihr unterwegs an nichts fehlte. Aber es war nicht das, was sie am meisten interessierte. Am liebsten hätte sie ihn ununterbrochen angestarrt, obwohl das den Matrosen an Bord sicherlich sehr seltsam vorgekommen wäre. Nein, sie musste sich weiterhin eisern beherrschen und durfte sich möglichst nichts anmerken lassen, so schwer es ihr auch fallen mochte. Die beiden sprachen unterwegs kein Wort mehr, bis sie die Kabine erreichten.
"Ihr wollt doch wohl nicht gleich wieder gehen, Mylord?", erkundigt sich Carla bang.
Er schüttelte lächelnd den Kopf.
"Aber nein, Prinzessin, falls Ihr gestattet, würde ich Euch gern Gesellschaft leisten. Alles ist vorbereitet. Die Besatzung braucht mich nicht, wenn das Schiff ablegt."
"Und wann soll es ablegen?"
"In den nächsten Minuten, Prinzessin."
"Ich habe noch niemals gesehen, wie ein Schiff ausläuft, während ich mich selber an Bord und an der Seite des Captains befinde."
"Noch niemals?", zweifelte er unentwegt lächelnd.
"Als ich von Vigo los fuhr, musste ich unter Deck bleiben. Niemand sollte wissen, dass eine Prinzessin mit an Bord war, außer dem Captain und ein paar eingeweihten Offizieren."
"Oh, ich nehme an, das hat Euch einiges gekostet - falls ich mir diese Bemerkung erlauben darf?"
"Dürft Ihr, Mylord und in der Tat, es war ziemlich teuer. Es ist nur gut, dass der Rest meines mitgeführten Vermögens anschließend gesichert werden konnte. Der Zorn meines Vaters wäre bei meiner Heimkehr ansonsten sicherlich unermesslich größer."
"Das bliebe zu befürchten, Prinzessin, obwohl ich eher zu der Annahme neige, dass er sich vor allem über Euer gutes Wohlbefinden freuen wird, wenn Ihr erlaubt."
"Charmant gesagt, Mylord, aber wenn ich mir meinerseits einmal eine Bemerkung erlauben darf: Wollt Ihr Euch um die Beantwortung meiner Frage drücken? Zwar habe ich nur eine Andeutung gemacht, aber sie war durchaus ernst gemeint gewesen."
Er musste lachen.
"Mitnichten, Prinzessin, keineswegs wollte ich mich um eine Antwort drücken und ich kann Euch versichern, dass es mir eine Ehre ist, gemeinsam mit Euch auf der Kommandobrücke zu stehen, wenn
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