Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Zeit über beobachtet. Ihnen entging nicht das geringste Manöver. Und jetzt zeigen sie sich, damit wir vorsichtig sind."
"Wirklich?", wunderte sich die Prinzessin. "Aber England ist doch mit Spanien befreundet!"
"Gewiss, Prinzessin, aber es gibt ein uraltes Sprichwort, das da lautet:
'Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser!' Euer Heimatland ist das größte und mächtigste Reich auf Erden, aber nur so lange, wie es sich ausreichend zu schützen weiß - gegen Freunde und Feinde
gleichermaßen."
"Dann trifft die Bezeichnung Freund wohl kaum zu", meinte Carla enttäuscht. "Vielleicht sollte man es eher Verbündete nennen? Eine reine Zweckgemeinschaft jedenfalls zwischen England und Spanien ist das, wie mir scheint, zielgerichtet auf ganz bestimmte Dinge." Wie wahr, wie wahr!, dachte er zerknirscht. Du hast vollkommen Recht, holde Prinzessin, aber durch dich soll sich das ändern. Wenn dein Vater will, kann er morgen schon England überfallen... und vereinnahmen. Das wird vielen anderen nicht gefallen, aber was wollten sie letztlich gegen das mächtige Spanien ausrichten? Zwar ist Philipp II. kein Eroberer, doch das kann sich ändern. Kein König ist unberechenbarer als der mit der größten Macht!
Selbstverständlich behielt er auch diese Gedanken für sich und plauderte sie gegenüber der Prinzessin lieber nicht aus. Die Prinzessin indessen musterte ihn von der Seite und fragte: "Was denkt Ihr, Mylord? Bedauert Ihr es nicht auch so sehr wie ich, dass es keine echte Freundschaft auf dieser Welt geben kann."
"Oh, verzeiht, wenn ich Euch widerspreche, Prinzessin, aber echte Freundschaft existiert durchaus."
"Ja, zwischen einzelnen Menschen vielelicht, aber niemals zwischen den Völkern!", trumpfte sie auf.
"Das mag wohl sein." Er schaute sie jetzt seinerseits an. Sie hielt seinem tapfer Blick stand, als er hinzu fügte: "Vielleicht hat Gott gewollt, dass Ihr aus dem Palast Eures Königs flieht, um am Ende von einem englischen Lord und persönlichen Berater der Königin von England wohlbehalten zurück gebracht werden zu können? Vieleicht hat er es getan, nur damit aus einem reinen Zweckbündis, wie Ihr es richtig seht, doch noch so etwas wie Freundschaft entstehen kann."
"Freundschaft... für immer?"
"Sicher wäre es viel zu kühn, solches zu erwarten. Es reichte ja schon, wenn die Freundschaft ein paar Jahre halten würde." In Gedanken ergänzte er dies noch: Zumindest so lange, bis England endlich stark genug ist, gegen einen eventuellen Angriff der spanischen Armada zu bestehen! Und dann könnten wir weitersehen... Von solchen Gedanken nichts wissend, meinte die Prinzessin: "Es wäre zu schön, um wahr zu sein."
"Es liegt möglicherweise in unsren Händen, zumindest entscheidend dazu beizutragen."
"Meint Ihr wirklich?", blieb sie skeptisch.
Er deutete mit dem Kinn nach vorn.
"Seht die Kriegsschiffe. Wirken sie nicht - furchteinflößend? Niemand würde sich der spanischen Armada in den Weg stellen, wirklich niemand. Es sei denn als Selbstmörder. Die SWORD FISH ist zwar ebenfalls stolz und kampfstark, aber wenn zwei dieser Kriegsgaleonen sie in die Zange nehmen würden..."
"Das könnten sie nur, wenn Ihr es zulassen würdet!" Sie lachte schelmisch. "Macht mir nichts vor, Lord Cooper. Ich bin nicht das erste Mal auf diesem Schiff. Schießlich habt Ihr sogar die WITCH BURNING
in die Knie gezwungen - und dieses Piratenschiff unter dem Kommando von Jeannet gilt als unbesiegbar. Man nennt es nicht umsonst 'Fluch der Meere'."
Jetzt lachte auch der Lord: "Zugegeben, um mein Schiff zu besiegen, bedarf es mehr als nur schierer Kampfkraft. Das liegt ganz einfach daran, weil die SWORD FISH nicht als Angriffsschiff gebaut wurde."
"Gibt es denn da einen Unterschied?", wunderte sich nun die Prinzessin.
Er schielte kurz nach ihr. Hatte er jetzt zuviel ausgeplaudert? Niemand sollte wissen, welche Möglichkeiten die SWORD FISH hatte, auch die Prinzessin nicht. Zwar vertraute er ihr, aber falls sie gegenüber ihrem Vater einmal eine unbedachte Bemerkung fallen lassen würde...?
Nein, er konnte beruhigt sein: Die Prinzessin war nach wie vor ahnungslos, was die englische Strategie der Verteidigungsbereitschaft betraf. Königin Elisabeth hatte auch nur die hohen Militärs in Kenntnis gesetzt und diese arbeiteten nach Kräften an dem Konzept: England würde niemals Spanien angreifen wollen, aber es erschien der Königin als überlebenswichtig, nicht auf den guten Willen der Spanier angewiesen zu sein, sondern
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