Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
anscheinend niemals wieder von Bord zurückkehrte, aber die Vorstellung dessen stimmte sie keineswegs bedenklich, sondern erregte nur noch mehr ihre Heiterkeit. Plötzlich jedoch wurde der Comandante wieder sehr ernst. Er wandte sich vom Lord ab, verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und ging ein paarmal unruhig hin und her.
Der Lord wagte nicht zu fragen: Was hatte denn sein spanischer Freund, der Comandante, auf einmal?
Fernando Garcia blieb ruckartig vor ihm stehen und musterte ihn sekundenlang.
"Ihr wart mehrmals bei mir und habt mich nach Informationen über die Neue Welt und vor allem nach der Route gefragt, wie unsere Schiffe dorthin gelangen können. Ich habe Euch stets belogen, Mylord, denn selbstverständlich bin ich nicht nur über alles im Bilde, was das betrifft, sondern besitze Karten und Beschreibungen!"
Unwillkürlich weiteten sich die Augen des Lords. Was würde jetzt kommen?
Der Comandante legte schwer seine Hand auf die Schulter des Lords und betrachtete ihn abermals sekundenlang.
"Ich will euch was sagen, Mylord, ich habe Euch deshalb belogen, weil ich mir einfach nicht gewiss sein konnte, ob es wirklich der Sicherung des Friedens zwischen unseren Ländern dient. Ich wollte ganz einfach kein Risiko eingehen. Jetzt allerdings, nach allem, was geschehen ist und durch die Rückkehr der Prinzessin an den Hof von Spanien geschehen wird... Die Prinzessin ist England sicherlich wohl gesonnen. Sie wird ihren Vater dazu bringen, England weiterhin als befreundete Nation anzusehen, falls es Euch wirklich gelingen sollte, ihn von seinen Heiratsplänen abzubringen. Nur so wird Carla von Spanien nämlich genügend Zeit für ihre Mission als Botschafterin des Friedens haben."
Lord Cooper wusste, dass Fernando Garcia diese lange Vorrede nur brauchte, um sich selber nicht wie ein gemeiner Verräter vorzukommen. Er blieb deshalb stumm und wagte es nicht, die Rede auch nur mit einer Geste, geschweige denn mit einem einzigen Wort zu unterbrechen. Der Comandante fuhr fort: "Ich werde Euch alle Unterlagen geben, die Ihr benötigt, um nicht länger blind zu bleiben, die Neue Welt betreffend!
Ich sehe darin keinerlei Gefahr für Spanien, aber eine zusätzliche Chance für den europäischen Frieden. Schließlich habt Ihr mit allem hinlänglich bewiesen, dass Ihr auf der gleichen Seite seid! Ihr für England und ich für Spanien!"
Er wandte sich abrupt ab und riss die Tür auf. Dann bellte er ein paar Befehle.
Es dauerte nicht lange, bis Lord Cooper alles in Händen hielt, weswegen er vorher mehrmals vergeblich Vigo angefahren hatte. Er konnte nun sagen, dass dieser Teil seiner Mission beinahe triumphal erfolgreich verlaufen war und er spürte dabei, dass seine freundschaftlichen Gefühle, die er dem Comandante gegenüber hegte, sich entscheidend vertieft hatten.
Denn der Comandante hatte Recht: Auf diese Weise wurde dauerhaft Krieg verhindert, der vielen tausend Menschen den Tod gebracht hätte und Elend über Europa!
Er dachte unwillkürlich an die Bemerkung der Königin, alles dies würde ihn, Lord Cooper, zur derzeit wichtigsten Persönlichkeit in der Weltgeschichte machen - ohne dass es möglicherweise jemals in den Geschichtsbüchern erwähnt werden würde, weil alles in völliger Heimlichkeit erfolgte...
Und er dachte an noch etwas: Mit diesen hochbrisanten Unterlagen würde es zwar kaum englischen Kriegsschiffen gelingen, heimlich die Neue Welt zu erobern, ohne vorher von der Armada vernichtet zu werden, aber wenn Piraten heimlich... Es war völlig klar, an wen er in diesem Zusammenhang dachte: Jeannet und ihre Piraten!
Dabei war außerdem klar, dass irgend jemand schließlich mehr oder weniger engen Kontakt mit den Piraten pflegen musste, wenn sie in solch geheimer Mission unterwegs waren. Logisch, dass dafür niemand anderes in Frage kam als er, Donald Cooper!
Grundbedingung für alles war natürlich das Einverständnis der Königin, doch darüber machte sich der Lord die wenigsten Sorgen. Er kannte die Königin gut genug, um zu wissen, dass sie absolut begeistert darüber sein würde. Es gab seiner Einschätzung nach nur einen einzigen ihrer engsten Berater, der letztlich diese Meinung nicht vertreten würde, allein schon, weil alles von ihm, Lord Cooper, ermöglicht worden war: Lord Graham. Doch bevor dieser Graham wirklich Erfolg mit seiner Beeinflussung haben würde, indem er der Königin vielleicht einredete, mit der Piratenpräsenz in der Neuen Welt könnte England doch noch Gefahr
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