Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
gefunden werden würden...
Lord Cooper richtete im wahrsten Sinne des Wortes seinen Blick nach vorn, um nicht länger über unangenehme oder gar bedrohliche Eventualitäten nachzudenken und sich lieber auf die Begegnung im Königspalast mit Phillipp II. zu konzentrieren.
Endlich setzte sich die Kutsche eskordiert von einem schwer bewaffneten Reitertrupp in Bewegung.
Die beiden Fahrgäste in der leicht schwankenden Kutsche sprachen lange Zeit kein einziges Wort. Bis sie die Stadt längst hinter sich hatten und sich in freier Landschaft befanden. Da sagte die Prinzessin auf einmal: "Wie wollen wir meinem Vater alles erkären? Mit der... Wahrheit?"
"Was Eure Rettung und alles danach betrifft... dürfte die Wahrheit sicherlich am besten sein", antwortete er zögerlich. "Andererseits müssen wir uns überlegen, wie wir Eurem Vater glaubhaft machen können, dass Ihr so ohne Weiteres mit einem Siedlerschiff das Land verlassen konntet, obwohl so intensiv nach Euch gesucht wurde."
Sie nickte ernst. "Darüber habe ich mir allerdings ebenfalls bereits Gedanken gemacht. Wollt Ihr das Ergebnis Euch anhören?"
"Ich bitte sogar darum, Prinzessin."
"Nun gut, Mylord: Mein Vater weiß längst, dass ich ein beträchtliches Vermögen mitgenommen habe. Ich berichte ihm, mich als Edelfrau getarnt und Bettler von der Straße bestochen zu haben, die dann als meine Dienerschaft auftraten, ohne auch nur ahnen zu können, wer ich in Wahrheit bin. Sie begleiteten mich unerkannt bis nach Vigo, wo ich mit dem Captain eines Schiffes verhandelte. Hier kann ich dann mit der Wahrheit fortfahren, denn diesen Captain kann niemand mehr zur Rechenschaft ziehen, weil er schon lange nicht mehr lebt. Die angebliche Dienerschaft schickte ich weg und ich weiß selber nicht, um wen es sich handelte. Sicher werden sie nicht mehr länger als Bettler herumlaufen, weil sie von dem leben können, was ich ihnen zum Abschied schenkte. Sie wissen auch jetzt noch nicht, wem sie gedient haben und wer sie so fürstlich dafür belohnte - und werden es nie erfahren."
"Das klingt vortrefflich und es kommt vor allem nicht der geringste Verdacht auf, den Comandante betreffend. Außerdem kann Euer Vater niemandem vorwerfen, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Ich muss Euch wirklich loben, Prinzessin, für Euren Erfindungsreichtum."
"Vielen Dank, Mylord, aber das Lob gehört ganz Euch. Wenn ich bedanke, dass ich diese Kutsche als Eure Gattin betrat..."
"Oh, wie schon erwähnt, das war nicht meine Idee, sondern die des Comandante."
"Soll ich das so meinem Vater berichten?"
"Ja, denn es wäre ganz im Sinne von Fernando Garcia. Wenn Euer Vater Einzelheiten zu hören wünscht, sagt ihm, ich hätte in meiner Eigenschaft als Sonderbeauftrager der Königin von England persönlich ein entsprechendes Gespräch mit dem Comandante geführt. Ich wiederum berichte auf Befragen, die Empfehlung der Königin von England hätte den Comandante dazu bewogen, sich höchstselbst mit mir Gesandtem zu beschäftigen. Er habe mich zu sich gebeten und dabei hätte ich ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit die Wahrheit gesagt, nämlich dass Ihr Euch bei mir an Bord befinden würdet, um möglichst ohne Aufsehen zurückkehren zu können in den Palast ihres Vaters, dem großherrlichen König von Spanien. Als erfahrener Camandante und treuer Untertan seines Königs habe er sofort gehandelt und das einzig Richtige getan: Ihr seid als meine Gattin ausgegeben worden, damit Eure Heimkehr wie gewünscht inkognito erfolgen konnte. Alles andere hätte zu unnötigen Verzögerungen geführt."
"Ach, ich sehe schon, in welch idealem Maße wir uns ergänzen!", schwärmte die Prinzessin unwillkürlich.
Da glaubte er, der rechte Zeitpunkt sei endlich gekommen, um die Prinzessin allmählich darauf vorzubereiten, dass von einer Liaison mit ihm ihr Vater unmöglich zu überzeugen war: "Diese Auffassung teile ich, Prinzessin, mit Verlaub gesagt!" Seine Stimme klang warm beinahe zu warm!
Carla hing darum zunächst andächtig an seinen Lippen, als er fortfuhr:
"Wahrlich, wenn Ihr mir erlaubt, offener zu sein, Prinzessin: Ich habe selten in meinem Leben eine Hochwohlgeborene kennengelernt mit Eurer Schönheit und... Intelligenz. Dies außerdem gepaart mit einem übervollen Herzen. Es gibt wahrlich auf dieser Welt keinen einzigen Mann, der nicht Euretwegen mit Freuden sein Leben opfern würde, genauso wie ich. Aber Ihr seid die Prinzessin von Spanien, während ich nur ein Emporkömmling bin, der die Gunst
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