Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
entsetzlich!", unterbrach ihn die Prinzessin. "Nicht auszudenken! Und das sagt Ihr so beiläufig als würde es sich um eine Bemerkung über das aktuelle Wetter handeln?"
"Wäre ich weniger gelassen, würde das unsere Mission nur noch mehr gefährden, Prinzessin."
Sie atmete ein paarmal heftig durch und behauptete dann: "In Ordnung, ich werde auch schon wieder ruhiger. Ihr habt ja Recht. Es nutzt nichts, sich etwas vorzumachen. Was wir zu tun beabsichtigen, bleibt gefährlich, aber die Nerven verlieren wäre das Verkehrteste in unserer Situation."
Wie tapfer sie doch ist!, dachte Lord Cooper anerkennend. Dann richtete er seinen Blick nach vorn. Bald würden sie mehr wissen über das mögliche Risiko, das sie einzugehen beabsichtigten.
*
Es kam wie vom Lord voraus gesagt: Eine nähere Überprüfung der SWORD FISH unterblieb und die Zollbehörde bat ungewöhnlich freundlich um Bedenkzeit.
Und dann kam die Nacht. Nur in ihrem Schutz konnte es dem Lord gelingen, unbemerkt das Schiff zu verlassen, das natürlich heimlich unter Beobachtung gestellt wurde.
Auf der von der Mole abgewandten Seite wurde ein kleines Boot zu Wasser gelassen. Der Lord stieg ein, duckte sich unter den Bootsrand und ließ sich von seinen Männern anschieben.
Sie gingen ziemlich geschickt vor, so dass erst nach einigen Yards Fahrt Lord Cooper das kurze Paddel benutzen musste, um sich von seinem Schiff weiter zu entfernen.
Im Sichtschatten eines großen spanischen Handelsschiffes kehrte er schließlich an die Mole zurück. Stimmengewirr war an Bord. Wieso war die Besatzung eigentlich nicht an Land? War das Schiff erst von großer Fahrt aus der Neuen Welt zurückgekehrt? Lord Cooper durfte das nicht interessieren. Er hatte es eilig, um im Schutz der Nacht sein Ziel zu erreichen.
Das Boot ließ er achtlos an der Mole zurück. Er würde es nicht mehr benötigen, denn nach seiner Unterredung mit dem Comandante würde er wohl bei Tag auf sein Schiff zurückkehren können, ohne dass noch jemand daran Anstoß nehmen würde. Es sei denn, es gelang nicht, was er sich vorgenommen hatte, aber daran mochte er schon gar nicht erst denken...
Zu Fuß ging er weiter, immer wieder nach allen Seiten sichernd. Niemand schien auf ihn aufmerksam geworden zu sein. Das lag daran, dass er sich entsprechend verkleidet hatte. Er sah jetzt aus wie ein typischer spanischer Händler. Sein Gang war leicht schwankend, als hätte er sich bei viel zu vielen Gläsern Wein bei seinen Geschäftpartnern viel zu lange aufgehalten.
Hoffentlich wurde er jetzt nicht von einem Räuber als willkommenes Opfer überfallen!
Nichts dergleichen geschah und so gelangte er ohne Zwischenfälle zur Kommandantur. Diese war auch nachts besetzt, zumal ein Teil des Hafens in Alarmbereitschaft war - nur wegen der SWORD FISH. Doch der Lord wollte nichts von den Diensthabenden, sondern er wollte zu deren oberstem Chef, der im gleichen Haus residierte, wie er wusste. Nur gut, dass er Comandante Fernando Garcia schon viel länger kannte. Es wäre sonst schwierig, wenn nicht gar unmöglich gewesen, bis zu ihm vorzudringen, ohne aufgehalten zu werden. Das
Empfehlungsschreiben der Prinzessin hätte ihm erst bei dem Comandante selbst genutzt, auf keinen Fall vorher.
Der Lord umrundete das herrschaftliche Gebäude, indem nicht nur die Kommandantur, sondern auch die Residenz des Comandante
untergebracht war.
So wie immer! , dachte er in einem Anflug von Galgenhumor, sicherte ein letztes Mal nach allen Seiten, nahm Anlauf und sprang nach oben. Seine Hände krallten sich um den schmalen Absatz. Er ließ seinen Körper zur Seite pendeln, um auszuholen und dann schwang er sich mit artistischer Geschicklichkeit hinauf.
Er musste sich eng an die Wand pressen, um nicht wieder abzustürzen, als er sich auf dem schmalen Absatz entlang bewegte, um das nächstgelegene Fenster zu erreichen.
Es war geschlossen - natürlich!
Vorsichtig beugte er sich vor, um hinein zu spähen. Das Butzenglas war zwar sauber, aber es verzerrte alles, was sich dahinter befand. Doch wäre es klarer gewesen, hätte ihm das wenig genutzt, weil es im Innern stockdunkel war.
Er klopfte trotzdem gegen das Glas.
Erst beim dritten Mal wurde das Fenster geöffnet. Zum Vorschein kam die Spitze eines Vorderladers. Eine Stimme raunzte ihn aus dem Dunkel des Raumes an: "Was soll das?"
"Es lebe das heilige Spanien und seine Freundschaft mit England!", antwortete Lord Cooper mit der verabredeten Formel.
Sofort wurde der Lauf zurückgezogen.
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