Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Ein Kopf kam zum Vorschein.
"Ihr, Lord Cooper?", wunderte sich der Mann.
Es handelte sich nicht um den Comandante, sondern um einen seiner wichtigsten Vertrauten, der in das besondere Verhältnis mit dem Lord eingeweiht war.
Er machte Platz, damit der Lord einsteigen konnte.
"Ich komme in einer äußerst pikanten Angelegenheit!", sagte er dabei eindringlich.
"Tut Ihr das denn nicht immer?" Der Offizier lachte leise. "Aber gut, ich setze den Comandante in Kenntnis über Euer Kommen." Er schloss das Fenster und ging durch die Dunkelheit zur Tür. Licht drang von draußen herein, als er diese öffnete. Nach kurzer Zeit kam er mit einer brennenden Kerze zurück, um damit auch Licht in dem Raum anzuzünden, in dem sich Lord Cooper befand.
Erst jetzt konnte man sehen, dass es sich um eine Art Büro handelte. Das Einzige, was dieses Bild störte, war die Ruhestätte in der Ecke. Sie sah benutzt aus. Also hatte der Offizier sich bereits zum Schlafen niedergelegt.
Dem Lord war klar, dass der Offizier so eine Art Bereitschaftsdienst hier versah. Mehrere Vertraute des Comandante wechselten sich dabei ab, also war dieser Raum stets besetzt. Wenn man so wollte: Dies war die Leibgarde des Comandante. Scnließlich war er eine der wichtigsten Persönlichkeiten von Vigo.
Für Lord Cooper war er sogar die wichtigste Persönlichkeit von ganz Spanien - nach der Prinzessin.
Damit sie nicht zufällig von draußen beobachtet werden konnten obwohl das Butzenglas kaum Einzelheiten würde erkennen lassen -, zog er den Sichtschutz vor.
Kaum war das geschehen, kam der Comandante herein.
"Ich habe Euch bereits erwartet!", sagte er zur Begrüßung. Lord Cooper wunderte das keineswegs, denn der Comandante war sicher der Erste gwesen, dem man gesagt hatte, dass die SWORD FISH
in den Hafen einlief.
"Leider habe ich Euch warten lassen, Comandante, aber die Bewachung meines Schiffes ist ziemlich lückenlos."
"Nicht vollkommmen, sonst wäret Ihr nicht hier!", schnappte der Comandante.
"Ich nehme an, daran seid Ihr nicht ganz unschuldig? Ihr wisst ja schließlich, wie ich mich stets bemühe, ungesehen an Land zu kommen." Jetzt lachte der Fernando Garcia und ließ endlich Wiedersehensfreude erkennen.
"Ihr seid mir schon ein besonderer Fuchs, Mylord!" Er trat näher und die beiden ungleichen Männer fielen sich in die Arme.
"Ich freue mich jedesmal aufs Neue, Euch zu begegnen!", gestand Lord Cooper danach und musterte wohlwollend die füllige Gestalt des Comandante.
Dieser nickte ihm lächelnd zu.
"Es beruht bekanntermaßen auf Gegenseitigkeit. Obwohl es leider nicht möglich ist, unsere Freundschaft in aller Öffentlichkeit zu zeigen. Schließlich bin ich der Comandante der spanischen Zollbehörde und Ihr der Sonderbeauftragte der Königin von England."
"Nun, vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dies für die Zukunft ein wenig leichter zu gestalten?", stellte Lord Cooper mit einem verschwörerischen Unterton in den Raum.
Der Comandante musterte ihn aus listigen Augen.
"Ihr wisst, Mylord, dass ich ein treuer Untertan der spanischen Krone bin, obwohl ich nicht alles gut zu heißen vermag, was unser König tut. Zum Beispiel diese rigorose Behauptung des Seemonopols bereffend die Neue Welt... Wir beide sind uns darüber einig, dass dies über kurz oder lang nachhaltig den Frieden stört. Spanien wird nur deshalb nicht angegriffen von seinen angeblichen Freunden, weil man die spanische Armada fürchtet. Im Grunde genommen wird mein geliebtes Land von allen anderen aus ganzem Herzen gehasst. Ich finde, falscher kann keine Politik mehr sein als die, mit Angst zu regieren anstatt mit Gerechtigkeit!"
Das wusste Lord Cooper. Er wusste auch, dass der Comandante nicht einfach nur ein gemeiner Spion war, der gemeinsame Sache mit einem Feind machte. Was den Comandante bewegte, waren durchaus edle Motive. Er sorgte sich um den Frieden in Europa und wollte mit dazu beitragen, diesen zu wahren. Seine Methoden allerdings hätten ihn das Leben gekostet, wäre es jemals heraus gekommen.
"Ich will keine Zeit vergeuden und gleich auf den Punkt kommen!", sagte Lord Cooper ernst.
Comandante Fernando Garcia schickte seinen Vertrauten mit einer Handbewegung hinaus. Erst als sich hinter diesem die Tür schloss, griff Lord Cooper in die Tasche und reichte dem Comandante das Empfehlungsschreiben der Prinzessin.
Als dieser die Handschrift erkannte, weiteten sich unwillkürlich die Augen. Als er den Text las, vergaß er sogar für Augenblicke zu
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