Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
atmen.
"Die Prinzessin... lebt?", stammelte er am Ende.
"Mehr noch als das", versicherte ihm der Lord: "Sie befindet sich wohlbehalten an Bord meines Schiffes und möchte zu ihrem Vater zurückkehren!"
"Aber dann..." Den Rest ließ der Comandante unausgesprochen, doch Lord Cooper erkannte die Angst in seinen Augen.
"Keine Bange, sie weiß nichts von uns beiden. Sonst hätte es ja ihres Empfehlungsschreibens nicht bedurft."
"Versteht mich nicht falsch, Mylord, niemand freut sich mehr als ich über die Tatsache, dass die Prinzessin den Überfall auf ihr Schiff überlebt hat, von dem ich übrigens erst vor zwei Tagen erfahren habe. Allerdings..." Abermals brach er ab.
"Es ist alles mit ihr abgesprochen: Es sollte Euch gelingen, sowohl die Prinzessin, als auch mich nach Madrid bringen zu lassen, natürlich mit einer entsprechenden Eskorde. Seht Ihr die Chance für Euch selber? Ihr werdet derjenige sein, der König Philipp die verlorene Tochter zurück gebt, einschließlich ihrem heldenhaften Retter."
"Retter?", echote der Comandante misstrauisch. Mit knappen Worten erzählte ihm Lord Cooper, wie es dazu gekommen war, dass die Prinzessin sich in seiner Obhut befand.
"Ihr habt Recht!" Comandante Fernando Garcia atmete hörbar erleichtert auf. "Es ist eine einmalige Chance für mich, der Krone meine Ergebenheit zu beweisen." Er zögerte kurz und dann fuhr er fort: "Ihr habt euch sicherlich gewundert, wieso ich der Prinzessin zur Flucht außer Landes verholfen habe?"
Der Lord ging nicht auf die Frage ein, sondern betrachtete den Comandante nur stumm.
Dieser schlug die Augen nieder und sagte: "Ich bin nicht allein, wie Ihr Euch vielleicht denken könnt. Es existiert in Spanien eine Art... heimliche Opposition. Wir sind viel zu schwach, um wirklich unsere Ziele durchzusetzen, doch wir nehmen jede Chance wahr, die sich uns bietet." Er hob den Blick und redete mit fester werdender Stimme weiter:
"Meine Verbündeten leiteten die Prinzessin an mich weiter. Das Geld, das sie uns gab, floss in die gemeinsame Sache. Wir halfen ihr aber nicht um des Geldes Willen, sondern weil wir glaubten, das Richtige zu tun. Stellt Euch vor: Die Prinzessin selber in Opposition zu ihrem Vater, Philipp II. Sie anschließend drüben in der Neuen Welt. Welche Verbündete hätte für uns wertvoller sein können?"
Das leuchtete dem Lord voll und ganz ein, schließlich dachte er zu Gunsten der Angelegenheiten Englands genauso! Aber im Gegensatz zu dem Comandante war er nicht der Meinung, die Prinzessin wäre wertvoller in der Neuen Welt! Das sagte er diesem natürlich nicht.
"Die Prinzessin möchte nach diesem schlimmen Erlebnis einfach nur noch zurück zum Palast."
"Um diesen von ihrem Vater ausgesuchten Bräutigam am Ende doch noch zu heiraten etwa?", wunderte sich Fernando Garcia.
"Nein! Sie hofft darauf, dass es wenigstens mir gelingen wird, ihren Vater davon abzubringen."
Fernando Garcia wiegte bedenklich den Kopf. Er schien nicht daran glauben zu können, es könnte jemals jemandem gelingen, den König von einem einmal gefassten Entschluss wieder abzubringen.
"Wie auch immer: Ihr könnt Euch voll und ganz auf mich verlassen, Mylord! Bleibt hier für den Rest der Nacht. Morgen werde ich alles Nötige veranlassen. Das heißt, ich werde unter anderem einen Kurier hinüber schicken, um dem Captain der SWORD FISH den Entschluss der Zollbehörde mitteilen zu lassen: Lord Donald Cooper, Sonderbeauftragter der Königin von England, wird in höchst offizieller diplomatischer Mission in Begleitung seiner holden Gattin nach Madrid gebracht - natürlich entsprechend eskordiert."
"Und wie soll ich in der Zwischenzeit zurück an Bord gelangen?", erkundigte sich der Lord, obwohl er bereits ahnte, welchen Plan der Comandante verfolgte, sonst hätte er dabei nicht gelächelt. Der Comandante packte ihn an den Schultern und lachte ihm ins Gesicht: "Dieser Kurier werdet natürlich Ihr selber sein - und Eure holde Gattin, mit der Ihr nach dem Umziehen das Schiff wieder verlasst... die Prinzessin!" Sie lachten jetzt beide wie über einen guten Witz.
"Inzwischen schicke ich einen Vertrauten als Kurier nach Madrid, damit der König erfährt, dass es seiner Tochter gut geht und sie auf dem Weg zu ihm ist - in Begleitung ihres Retters. Denkt Euch eine gute Geschichte aus unterwegs, die Ihr dem König erzählen wollt, damit alles schlüssig klingt!"
Vielleicht würde sich im Nachhinein jemand wundern, dass ein Kurier an Bord des Schiffes ging, der
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