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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hätte nun gesagt: "Weil es sich ein so mächtiger König halt leisten kann!" Lord Cooper hingegen war zur Zeit einfach nur neugierig. Zwar würde er Philipp II. nicht zum ersten Mal begegnen, aber bislang hatte es noch niemals für eine private Audienz gereicht - und die würde er sicher bekommen, wenn der König von ihm wissen wollte, wie denn die Zusammenhänge bei der Befreiung seiner Tochter gewesen waren. Und dass ihm seine Tochter wirklich wichtig war, bewies allein schon der immense Aufwand, den er betrieb, um ihrer wieder habhaft zu werden.
    Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn dennoch, als die eskordierte Kutsche mit der Prinzessin und ihm den Prachtbau des Königspalastes erreichten. Dass dies überhaupt ohne großen Aufenthalt möglich war, verdankten sie dem voraus geeilten Kurier. Also wusste der König längst Bescheid.
    Prinzessin Carla von Spanien und Lord Donald Cooper hatten sich während der restlichen Fahrt immer wieder recht lebhaft unterhalten. Es waren trotzdem eher belanglose Gespräche geblieben - Konversation, um einerseits die Langeweile auf einer solch weiten Fahrt zu vertreiben und andererseits, weil sie diese Zeit als letztes, ungestörtes Zusammensein nutzen wollten.
    Lord Cooper hatte es ihr gestanden und es war wirklich sein voller Ernst gewesen: Die Prinzessin war für ihn nicht nur auf Grund ihres hohen Standes etwas ganz Besonderes! Aber... er liebte nun einmal Jeannet. Sonst hätte er sicher Mittel und Wege gefunden, irgendwann der Prinzessin größter Wunsch zu erfüllen und ihr zu gehören! Was wäre gewesen, hätte die Königin von England ihn tatsächlich zum möglichen Thronfolger bestimmt - nur um seine Vermählung mit der Prinzessin zu ermöglichen? Er war heilfroh, dass die Prinzessin mit keinem Wort mehr auf dieses Thema zu sprechen kam. Sie hatte sich offenbar völlig damit abgefunden, dass es niemals eine gemeinsame Zukunft für sie geben durfte.
    Oder war sie deshalb so schnell auf seine Argumente eingegangen, weil sie ihren Vater wesentlich besser kannte als er? Schießlich hatte die verschmähte Hochzeit bereits deutlich gezeigt, dass der König von Spanien durchaus seine ganz eigene Meinung über diese Angelegenheit hatte - und diese auch durchzusetzen wünschte.
    Kein Wunder, dass mit jedem Yard, den sie ihrem Ziel näher kamen, das mulmige Gefühl in ihm sich verstärkte! Der König war völlig unberechenbar für ihn. Er konnte alles drehen und wenden, wie er wollte, aber es blieb ein unwägbares Risiko, was er vor hatte. Und er musste erfolgreich sein. Dafür war er mit gekommen. Wenn er versagte, würde er bei seiner Königin in Ungnade fallen. Da würden ihm auch die Unterlagen nichts mehr nutzen, die er von dem Comandante erhalten hatte. Geschweige denn, dass sein schöner Plan aufging, von wegen Jeannet mit ihren Piraten auf die Transatlantikroute zu schicken, um sich nach Wochen in der Neuen Welt mit ihr wieder treffen zu können... Er schob sämtiche pessimistischen Gedanken ärgerlich beiseite und schöpfte tief Atem.
    Die Prinzessin bemerkte es durchaus. Sie fragte nämlich prompt:
    "Nervös, Lord Cooper? Wegen meinem Vater? Es wird sicher nicht leicht sein, ihn zu überzeugen. Wie wollt Ihr es versuchen?" Bisher hatte sie ihn nicht danach gefragt und er war froh gewesen darüber. Aber jetzt konnte er sich nicht so ohne Weiteres vor einer Antwort drücken.
    Er räusperte sich wie verlegen in die hohle Hand, ehe er endlich auf ihre Frage einging: "Ihr Vater wird zornig sein - und erfreut zugleich. Das macht ihn sicher unberechenbar."
    "Das ist er sowieso, glaubt mir. Niemand weiß, wie mein Vater entscheiden wird, wann immer eine Entscheidung ansteht. Bislang ist es ihm stets gelungen, noch jeden zu überraschen."
    Lord Cooper dachte dabei respektlos: Mag auch daran liegen, dass er alles andere als entscheidungsfreudig ist - und sich am Ende selber mit seinen Entscheidungen überrascht? Er musterte die Prinzessin, als wollte er ihre Gedanken erraten: Wie war der König wirklich?
    So, wie er ihn beim Treffen mit der Königin von England erlebt hatte, war er ja nicht wirklich. Das waren alles Rituale gewesen, aneinander gereiht vom Anfang bis zum Ende. Er, der mächtigste König auf Erden und die Herrscherin über England, was zu jener Zeit nicht mehr Einwohner hatte als eine größere Außenprovinz von Spanien. Es war eine besondere Ehre für England gewesen, solch hohen Besuch empfangen zu dürfen. Genauso war er auch aufgetreten, sicher nur der Etikette

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