Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
leidet jetzt ebenfalls, wie ich sehe, obwohl Ihr es die ganze Zeit über längst gewusst habt, wie aussichtslos alle Wünsche und Hoffnungen für ein gemeinsames Leben, eine gemeinsame Zukunft bleiben müssen!"
"Auch das ist richtig, Prinzessin!" In Gedanken fügte er hinzu: Ja, ich weiß, wie es ist, zu lieben, ohne dass diese Liebe eine echte Chance bekommt. Es ist schlimm und tut schrecklich weh. Jeannet und ich haben es gegenüber Euch, Prinzessin, sogar noch gut, denn wir dürfen uns in Zukunft wenigstens ab und zu sehen und uns berühren und unseren Gefühlen zumindest für eine kurze Zeit freien Lauf lassen. Während Ihr...
Die Gefühle, die er für die Prinzessin hegte, waren nicht die eines begehrenden Mannes, sondern die eines väterlichen Freundes. Dabei ahnte er, dass er sicher bereit gewesen wäre, mehr für sie zu sein als nur ein väterlicher Freund, wäre sein Herz nicht bereits so übervoll gewesen vor Liebe zu Jeannet. Nein, da hatte niemals mehr eine andere Frau Platz. Es war völlig unmöglich!
Ja, das in tief empfundener Freundschaft geborene Mitgefühl bewegte ihn - für die leidende Prinzessin, der er so wenig helfen konnte -, aber zusätzlich auch noch brennende Sehnsucht zur gleichen Zeit nach Jeannet... Kein Wunder, dass er nicht länger den starken Mann mimen konnte und sich bittere Tränen Bahn brachen...
"Ich bin bloß froh, dass wir noch eine Weile zusammen sein können, Mylord!", sagte die Prinzessin.
Er schaute in ihr verweintes Gesicht und schüttelte den Kopf: "Aber quält es Euch denn nicht noch mehr, mich ansehen zu müssen?"
"Nein, ganz im Gegenteil, Mylord. Eure Nähe tut mir gut - und wie ergeht es Euch? Falls es Euch allerdings zu sehr belastet...?"
"Keineswegs, Prinzessin, denn auch ich genieße Eure Anwesenheit trotz allem. Ich darf Euch versichern, ich habe viele hochgestellte Persönlichkeiten in meinem Leben gesehen und erlebt, aber keine hat auch nur Ähnlichkeit mit Euch!"
"Auch die Königin von England nicht?"
Er stutzte. Aber dann antwortete er: "Jetzt, wo Ihr es erwähnt, fällt es mir wie Schuppen von den Augen... Darf ich Euch sagen, dass die Ähnlichkeit zu Ihrer Majestät, der Königin von England, sogar verblüffend groß ist? Oder soll ich es anders formulieren: Ihr seid wie eine Schwester von ihr!"
"Ja, sie hat mich zumindest als ihre liebste Freundin bezeichnet!", gab Carla zu. "Es war das Schönste, was ich jemals gehört habe."
"Und es ist das Traurigste, was Ihr aus meinem Munde hören musstet. Ich bin untröstlich dessentwegen, Prinzessin und gleichzeitig völlig hilflos, weil ich nicht weiß, was ich für Euch jetzt noch tun kann."
"Ihr habt schon so unbeschreiblich viel für mich getan, Mylord und tut es weiterhin, indem Ihr einfach nur bei mir seid. Außerdem werdet Ihr mit meinem Vater reden und vielleicht als einziger verhindern können, dass er weiterhin auf dieser unseligen Heirat besteht." Lord Cooper nickte ihr aufmuntert zu, obwohl er sich ganz und gar nicht danach fühlte, Trost spenden zu können, wo er doch selber eher des Trostes bedurfte. Andererseits hatte sich in seinem Kopf bereits eine Idee festgesetzt, was das entsprechende Gespräch mit dem König von Spanien betraf. Er hatte bisher nur Andeutungen darüber gemacht, denn noch war er sich nicht hundertprozentig sicher. Deshalb wollte er der Prinzessin gegenüber noch nichts Konkretes erwähnen.
Es kam ja auch auf die Situation an, die sie in Madrid vorfanden...
*
Spanien war zu jener Zeit nicht nur das mächtigste, sondern vor allem das reichste Land der Welt gewesen. Das spiegelte sich auch in seiner Hauptstadt wider. Dagegen kamen selbst Metropolen wie London, Paris oder Rom nicht an.
In ganz Madrid gab es keinerlei sichtbare Armut. Zwar lag das in erster Linie daran, weil die Soldaten des Königs in diesem Sinne für
"Sauberkeit" sorgten, aber ein Besucher musste schon sehr genau hinsehen, um solche Hintergründe zu erfahren.
Lord Cooper brauchte überhaupt nicht hinzusehen, denn er kannte die Zusammenhänge sowieso. Prunk begegnete einem genauso in anderen spanischen Städten, nicht nur in Madrid, obwohl die Hauptstadt natürlich alles noch bei Weitem überbot und als Berater der engischen Königin war es für ihn lebensnotwendig, alles zu durchschauen und darüber zu wissen, was wichtig war.
Allerdings regierte Philipp II. nicht nur mit Gewalt, sondern er war bekannt dafür, dass er zuweilen sehr großzügig sein konnte, um nicht zu sagen... gütig!
Ein Spötter
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