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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Seite und wäre für die meisten Degenkämpfer wohl viel zu schwer und unhandlich gewesen. Lord Cooper aber führte ihn mit beachtlicher Leichtigkeit. Schon so mancher Gegner hatte ihn ihn in dieser Hinsicht unterschätzt. Das wallende Haar, das sonst offen bis zu den Schulterblättern herunterfiel, war jetzt zu einem kunstvollen Zopf geflochten.
    Er zog die Kopfbedeckung mit den feinen Stickereien vom Kopf, sank auf sein rechtes Knie nieder und stützte sich leicht auf das angewinkelte linke Bein ab, als er eine höfische Verbeugung andeutete.
    "Majestät?"
    Königin Elisabeth rümpfte leicht die Nase, der Situation gemäß - und sie galt als Meisterin der höfischen Verstellung.
    Ihr Zynismus war gefürchtet.
    "So kurz angebunden, Lord Cooper? Er ist doch sonst nicht auf den Mund gefallen und plappert gern die Ohren Ihrer Majestät taub."
    "Mit Verlaub..."
    Eine Handbewegung der Königin brachte Lord Cooper zum
    Schweigen. Ihr Wort war Gesetz, ihre Laune ein Todesurteil. Es hatte keinen Sinn, dagegen opponieren zu wollen. Lord Cooper war ein todesmutiger Kämpfer, wenn es sein musste ---aber deshalb noch lange kein Selbstmörder, der darauf aus war, sich mit unbedachten Worten selbst dem Scharfrichter im Tower auszuliefern.
    Die Königin hob das Kinn. Die nach vornehmster italienischer Mode ausrasierte bleiche Stirn wirkte dadurch noch höher. Ihr Blick war kalt, hochmütig und von einer fundamentalen Furcht geprägt. Die Furcht der Mächtigen!, dachte Lord Cooper. Die Furcht derer, die hoch oben auf dem Gipfel der Macht stehen und sich vor dem Sturz in die Tiefe ängstigen...
    Elizabeth war eine misstrauische Frau. Unberechenbar, wie auch Lord Cooper bereits hatte erfahren müssen. Aber in dieser Hinsicht unterschied sie sich nicht von anderen Herrschern.
    "Majestät, ich befand mich auf Euren Auftrag hin bereits an Bord meines Kriegsschiffes, der SWORD FISH."
    "Na, und? Ist es für ihn zuviel verlangt, dem Ruf seiner Königin in den Palast zu folgen? Meidet er die Unbequemlichkeit, wenn es doch um das Wohl Englands geht, dem einzigen Maßstab, den ich gelten lasse? So soll er sprechen! Bitte!"
    "Wir wollten tatsächlich gerade auslaufen, als mich Euer dringlicher Ruf ereilte. Ich..."
    Ein kaltes Lächeln glitt über das bleiche Gesicht der von aller Welt für jungfräulich gehaltenen König Elizabeth, über deren ausschweifende Affären sich die Hofschranzen auf der anderen Seite jedoch das Maul zerrissen.
    Lord Cooper begegnete selbstbewußt ihrem Blick.
    Die Augen der Königin wurden schmal.
    Sie vollführte eine schnelle Geste mit der Hand, die an ein scharfes Richterschwert denke ließ.
    "Papperlapapp, so schweige er zu Dingen, nach denen er nicht gefragt wurde! Ihre Majestät, die Königin, lässt ereilen, wie es ihr passt, hat er das verstanden?"
    "Gewiss, meine Königin."
    "Er scheint zu vergessen, wer sein Souverän ist! Seine Aufmüpfigkeit gewöhne er sich ab, andernfalls wird es ihm schlecht bekommen! Im übrigen scheint er zu vergessen, wem er seine Privilegien und seine Stellung verdankt und wem er deswegen tiefen Dank schuldet." Lord Donald Cooper wollte etwas sagen, aber sie verbot ihm mit einer erneuten, sehr herrischen Handbewegung das Wort. Er sah es, obwohl er jetzt den Kopf gesenkt hielt, wie es die Situation verlangte. Dabei fragte er sich nicht zum ersten Mal, in welcher Weise er gefehlt hatte, was Ihre Majestät, die Königin, dazu brachte, ihn zu sich zu zitieren. Es hat wenig Sinn, darüber nachzudenken, ging es Cooper durch den Kopf. Sie ist die Königin, ausgestattet mit der Gnade Gottes. Sie entscheidet. Sich gegen sie stellen zu wollen wäre so, als ob man sich gegen eine Naturgewalt wendete...
    Lord Cooper hatte genug Stürme an Bord verschiedener Schiffe erlebt, um eine lebhafte Vorstellung davon zu haben, wie unsinnig das war. Sie lachte leise. Das flackernde Licht der Kronleuchter spiegelte sich auf ihrer glatt geschminkten Haut. In Wahrheit ist sie schwach, sie muss Stärke demonstrieren, dachte Cooper. Ansonsten ist sie schnell das Opfer einer Hofintrige oder eines papistischen Meuchelmörders... Sie hob das Kinn.
    "Er ist einer meiner Berater, nicht wahr?" Eine weitere herrische Bewegung deutete an, dass sie keine Antwort auf diese rein rhetorisch gemeinte Frage erwartete. "Mein wichtigster Berater ist zwar William Cecil, aber ich verlasse mich ungern auf das Wort eines Mannes allein, wie er verstehen wird. Ich ließ Lord Cooper allerdings nicht rufen, um seinen Rat einzuholen,

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