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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sondern weil ich ein wenig... umdisponiert habe." Er wagte kaum zu atmen.
    Umdisponiert?
    Nicht unmsonst hatte Elizabeth unter vielen der Höflinge und Hofdamen den Beinamen die Launische. Von einem Augenblick zum anderen konnte sie ihre Meinung ändern. Wie ein Wetterwechsel an der Küste von Cornwall. Manchmal bedeutete dies, dass sich das Schicksal vieler Menschen fundamental änderte. Hin und wieder folgte daraus das Rollen von Köpfen.
    In diesem Augenblick hätte man eine Stecknadel in dem prächtig ausgestatten Thronsaal fallen hören können.
    So mancher nach neuester italienischer Mode gekleideter Höfling hielt jetzt ebenso den Atem an wie Lord Cooper. Und die Herzen dutzender Hofdamen schlugen schneller. Es war stets ein besonderes Schauspiel für alle, wenn Karrieren und Schicksale durch das Wort der Königin im Handumdrehen befördert oder beendet werden konnten.
    Die Königin demonstrierte damit ihre unumschränkte Macht und erinnerte jeden Anwesenden daran, wie dünn jene seidenen Fäden doch waren, an denen ihre eigenen Ämter und Privilegien hingen. Elizabeth schien der Ansicht zu sein, dass ihre engste Hofumgebung eine derartige Erinnerung in mehr oder minder regelmäßigen Abständen dringend benötigte.
    Anders war die Treue dieser korrupten Höflinge wohl nicht zu erhalten.
    Angst.
    Das war das Zauberwort, mit dem Elizabeth regierte. Eine Methode, die sie bei ihrem Vater Heinrich VIII. gründlich hatte erlernen können. Mochten andere Herrscher mit Hilfe eines gut gefüllten Staatsschatzes regieren können, aus dem heraus man Wohltaten verteilen konnte. Für die Herrscherin eines zwar aufstrebenden, aber im Grunde nach wie vor armen Landes bot sich diese Möglichkeit nicht an.
    So blieb die Macht der Angst, die fast ebenso wirksam war wie die Macht des Geldes.
    Was folgt jetzt?, fragte sich Lord Donald Cooper. Die SWORD FISH war klar zum Auslaufen. Ihr Bauch war voll mit genug Proviant für Wochen. Sie hatten soviel Munition an Bord, wie die Lager fassen konnten, als wollten sie in den Krieg ziehen. Dabei ging es lediglich darum, ein englisches Freibeuterschiff zu suchen, zu finden und... aufzubringen. Es war gewissermaßen in Ungnade gefallen, weil es bevorzugt englische Handelsschiffe überfiel, anstatt spanische. Weshalb die Königin in dieser Sache umdisponiert hatte, wie sie sich auszudrücken pflegte, war Lord Cooper vollkommen rätselhaft.
    "Ich möchte ihn allein sprechen!", verkündete sie. Unter Hofschranzen und Wachen wurde jetzt geraunt und gemurmelt. Elizabeth machte eine ausholende Bewegung. Der schwere Brokatstoff ihres Kleides, die Reifen, die den Rock hielten und ihm seine Form gaben, das Korsett, das den Oberkörper aufrecht hielt ---das alles ließ
    sie steif und tot erscheinen, wie eine der Puppen, mit denen Gaukler über das Land zogen, um die Menschen für ein paar Münzen zu unterhalten. Die Hofschranzen verneigten sich und folgten schließlich zögernd dem Befehl ihrer Königin.
    "Worauf wartet Ihr?", fuhr sie schließlich die Wachen an. "Ich möchte allein mit Lord Cooper sein!"
    Es dauerte einige Augenblicke, bis nur noch die Königin und ihr Berater im Raum waren.
    Was soll das Ganze?, fragte sich Lord Cooper. Welches launische Spiel muss ich diesmal ertragen?
    Andererseits hatte er keinen Grund zur Klage. Schließlich war es Elizabeths Machtantritt gewesen, die Lord Cooper so weit emporgespült hatte.
    Sie sah ihn mit ihren wässrig blauen, großen und etwas
    hervortretenden Augen an und sagte mit bedeutungsvollem Unterton:
    "Was ich Euch zu sagen habe, ist geheim."
    "Sehr wohl, Majestät!"
    "So höre er und spitze dabei ordentlich die Ohren, weil Ihre Majestät, die Königin, nicht gewillt ist, sich zu wiederholen: Der Auftrag lautet nicht mehr, das Piratenschiff aufzubringen, sondern... finde er das Piratenschiff und stelle er es, aber was er anschließend mit der Besatzung macht, das sei ganz ihm überlassen. Hat er verstanden?"
    "Aber...?", hub Cooper zu einer ungebührlichen Frage an, die ihm förmlich auf der Zunge brannte, aber er unterbrach sich sofort wieder, weil er spürte, wie unerwünscht jetzt jegliche Äußerung seinerseits war.
    "Ja, ich habe verstanden!", behauptete er deshalb rasch.
    "Und was hat er verstanden?"
    "Der Pirat überfällt englische Handelsschiffe. Das lenkt zwar den Verdacht von England ab, die Piraterie in Wahrheit zu unterstützen. Soweit wäre nichts gegen die Aktivitäten dieses Freibeuters zu sagen, wenn er sich mit ein paar

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