Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
kleineren Prisen zufrieden gäbe. Allerdings --auf Dauer ist der Schaden für England zu groß, denn dieser Pirat ist außerordentlich erfolgreich und scheint keinerlei Maß zu kennen. Ich sollte es schaffen, das Richtige zu tun."
"Und wenn nicht, kostet es ihn seinen Ruf und vieleicht mehr!" Das klang nicht böse, sondern eigentlich ganz neutral. Der Lord jedoch wusste, wie ernst das wirklich gemeint war. Gelang es ihm nicht, die Piraten auf ihre Seite zu ziehen - wie auch immer! -, um sie ebenfalls zu Saboteuren an der spanischen Handelsschiffahrt zu machen, war er im Abseits und die Königin würde anderen Ratgebern vertrauen.
"Mein Leben für die Königin! Mein Leben für England!", rief er enthusiastisch.
Ein Fingerzeig der Königin genügte. Er war hiermit entlassen. Ohne auch nur einmal aufzublicken, zog er sich rasch zurück. Erst, als er den Thronsaal verlassen hatte, entspannte er sich halbwegs. Nur ein Gedanke nagte in ihm: Auf was, um alles in der Welt, habe ich mich da überhaupt eingelassen - wenn auch ohne freien Willen?
Die Antwort war eigentlich ganz einfach: Auf ein völlig aussichtsloses Unternehmen, das mir nur eines bringen wird: Meinen Ruin!
Im Geiste fragte er sich, welcher seiner zahllosen Konkurrenten bei Hof es wohl so eingefädelt hatte, dass ausgerechnet er, Lord Donald Cooper, mit diesem ruhmlosen Kommando betraut wurde!
*
Die ursprüngliche Bezeichnung des schwarzen Schiffes war sorgfältig überpinselt worden. Der jetzige Name lautete WITCH BURNING, was soviel hieß wie "Brennende Hexe". Es bezog sich auf den Kapitän des schwarzen Schiffes. Dieser sah eher aus wie ein Jüngling als der Kapitän eines gefürchteten Piratenschiffes. Kein Außenstehender vermochte sich vorzustellen, dass es sich in Wahrheit um eine Frau handelte. Hinter vorgehaltener Hand galt der weibliche Kapitän der WITCH BURNING
als waschechte Hexe. Wie anders als mit Hexenkräften war sie zu einem gefürchteten Piratenkapitän geworden? Für eine Frau wäre das ohne übernatürliche Hilfe aus den Schlünden der Hölle wohl kaum möglich gewesen, so dachten viele und dichteten ihr daher schwarzmagische Kräfte an.
Sie selbst wusste, dass dies alles barer Unsinn war. Aber sie ging nicht dagegen an, so lange dieser Aberglaube ihr ihr Vorteile verschaffte. Was diesen als wahre Hexerei anmutete, war nichts anderes als Fingerfertigkeit im Umgang mit Waffen und eine körperliche Geschicklichkeit, die sie jedem Mann ebenbürtig machte.
Nur wenn sie sich unter ihren eigenen Leuten befand und ihre Weiblichkeit nicht verstecken musste, trug sie ihr flammendrotes Haar offen und ließ es im Wind wehen wie züngelndes Feuer.
Aufmerksam beobachtete sie den Horizont.
Die Sonne beschien ihrt feingeschnittenes, hübsches Gesicht und ließ
sie blinzeln.
Sie trug enganliegende Männerkleidung, in der sie sich ungehindert bewegen konnte. An der linken Hüfte hing ein leichter Degen in seiner Halterung, rechts einen kurzen Dolch. Vor dem Bauch trug sie eine Pistole, die stets geladen war. Ihre Leute hatten oft genug erlebt, wie präzise sie damit schießen konnte und wie schnell es ging, diese Pistole mit Schwarzpulver und einer neuen passenden Kugel nachzuladen. Ihr Wams hatte sie wegen der brütenden Hitze an Bord oben geöffnet, so daß der Ansatz ihrer Brüste zu sehen war. Ein Dekolleté, um die sie die meisten höfischen Damen beneidet hätten.
Als Mädchen hatte sie davon geträumt, einen Mann zu heiraten und eine Familie zu gründen.
Aber dieses Schicksal war offenbar nicht jedem gegeben.
Für sie schien es ebensowenig bestimmt zu sein, wie für die JesuitenPadres, die mit den Schiffen der Spanier in die neue Welt kamen, um die Heiden zu missionieren. Denn wie konnte sie sich als Kapitän einer wilden Piratenhorde auf einen Mann einlassen, ohne die schlimmsten Streitereien zu provozieren?
Man kann nicht alles haben, so hatte sich die Kapitänin der WITCH
BURNING immer gesagt.
Sie, als Freibeuterin, als Geächtete, Verfolgte, durfte sich letztlich auf keinerlei Beziehung einlassen. Und selbst ein flüchtiges Liebesabenteuer von nur äußerst kurzer Dauer konnte für die junge Frau verhängnisvoll sein. War es schon schwierig genug für sie, die Autorität auf ihrem Schiff zu behalten, so hätte dies eine eventuelle Schwangerschaft vollkommen unmöglich gemacht.
Es tat jedesmal mehr weh, wenn sie an die heimlich ersehnte Liebe dachte, die ihr hin und wieder in ihren Träumen begegnete. Sie kniff plötzlich die
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