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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einem feurigen Kuss. Eine Welle von Gefühlen überlief sie und versetzte ihr Inneres in ein einziges Chaos. Begehren war ebenso darin enthalten wie Liebe und...
    ...Furcht!
    Was ist es, das dich in Angst versetzt? Was ist es, das dich daran hindert, dich hinzugeben und dich bei eurem ersten Zusammentreffen beinahe dazu veranlasst hätte, diesen Mann zu töten?
    Sie verstand sich selbst nicht.
    Zu viele Widersprüche stritten in ihrem Inneren. Verschiedene, teils vollkommen gegensätzliche Gefühle kämpften um die Vorherrschaft. Glaubst du in deinem tiefsten Inneren, dass er dich verletzen könnte?
    Dass er genau erkennt, was mit dir los ist und es ausnutzt?
    Vielleicht musste man dieses Risiko einfach eingehen.
    Dieses Risiko und auch andere Gefahren, die mit einer unmöglichen Liebe, die allen Konventionen widersprach, nun einmal einhergingen. Sir Donald fasste Jeannet bei den Schultern, drehte sie wortlos herum und begann damit, ihr Kleid zu öffnen. Äußerst geschickt tat er dies. Wenig später glitt es zu Boden. Lord Coopers Hände strichen sanft über ihren Körper. Wohlige Schauer überliefen sie und erfüllten sie mit einem kribbelnden, aufregenden Gefühl.
    Jeannet konnte ihrerseits auch nicht an sich halten. Sie drehte sich herum und begann am Waffengurt des Lords zu nesteln. Der Gurt sank zu Boden. Bald darauf war auch sein mächtiger, muskulöser Oberkörper frei.
    Sir Donald deutete auf das Bett in der Kapitänskajüte.
    "Euer Lager ist nicht gerade groß... Währt Ihr dennoch bereit, es mit mir zu teilen?"
    "Von Herzen gern!"
    Wenig später sanken sie gemeinsam in den Kissen nieder.
    Es war der Ruf des Ausgucks, der Jeannet aus ihrem Traum erwachen ließ. Einem Traum, der ihretwegen eine Ewigkeit hätte dauern können. Erneut schnitt der Ruf des Ausgucks in ihr Bewusstsein.
    Schrill und rücksichtslos.
    Männerstimmen waren jetzt an Deck zu vernehmen.
    Die Botschaft, die in all dem lag, war eindeutig.
    Es war der Morgen eines neuen Tages angebrochen und die WITCH
    BURNING hatte New Antikythera erreicht. Der Ausguck rief es jetzt zum dritten Mal vom Mastkorb herab und musste damit den letzten Mann an Bord geweckt haben.
    Jeannet versuchte die Erinnerung an den Traum, den sie gehabt hatte, so gut es ging festzuhalten. Aber das meiste davon zerrann bereits in den ersten Augenblicken des Erwachens, wurde zu etwas nicht mehr greifbaren. Etwas, von dem ihre Ahnung sagte, dass es dagewesen war, dass sich aber wie Parfum einfach verflüchtigte.
    Jeannet schlug die Decke zur Seite und zog sich schnell an. Mochte ihre Begegnung auch nur ein Traum gewesen sein, so blieb doch die entscheidene Frage.
    Wie weit würde sie gehen?
    Wie viel wäre sie bereit für diese im wahrsten Sinn des Wortes verrückte Liebe aufzugeben?
    Alles , durchschoss es sie, während sie sich den Waffengurt umschnallte und den Sitz der Degenschärpe überprüfte.
    Die Unbedingtheit dieses Gedankens erschreckte sie.
    Es war unbegreiflich.
    Sie hatte eine nur sehr kurze Begegnung mit einem Mann gehabt, der schon Kraft seines Amtes nicht ihr Geliebter sein durfte und war bereit dazu, mit ihm zu ziehen, wohin immer er ging und alle Kosequenzen zu tragen, die damit zusammenhingen.
    Eine Frage ist noch unbeantwortet, dachte sie. Wie steht es mit ihm?
    Wäre Sir Donald zu denselben Opfern bereit wie du? Oder hat er dich längst schon vergessen und wendet sich gerade einer um so vieles edleren und kultivierteren Mätresse in London zu? Einer Frau, die weiß, wie man sich kleidet, wie man Kleider schnürt und wie man Schmuck anlegt oder sich frisiert! Von gepflegter Unterhaltung einmal ganz zu schweigen!
    Diese Gedanken machen sie fast rasend.
    Verzweifelt versuchte Jeannet sie fortzuwischen. Sie einfach aus ihrem Bewusstsein zu verbannen, doch das wollte ihr nicht gelingen. Zu bohrend war die Frage, die dahinter steckte und nach einer Antwort verlangte.
    Liebt er mich? Liebt er mich genauso, wie ich ihn?
    Bei ihrer viel zu flüchtigen Begegnung hatte sie nicht den Hauch eines Zweifels daran gehabt.
    Nein, das ist nicht die ganze Wahrheit!, korrigierte sie sich. In Wirklichkeit würdest du ihn doch auch lieben, wenn er sich von dir abwenden würde und nichts mit dir zu tun haben wollte. An ihrer Kabinentür klopfte es.
    "Wer ist da?", rief Jeannet betont streng, betont herrisch und nach Autorität heischend, so als ob sie erst mühsam aus jener Rolle zurückfinden musste, die sie in ihrem wunderbaren Traum gespielt hatte. Einer Rolle, die mit ihrem

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