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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wirklichen Leben nichts gemein hatte.
    "Hier ist Ben Rider", sagte eine sonore Stimme.
    "Was gibt es?"
    "Wir erreichen unseren Hafen!"
    "Irgendwelche Anzeichen für die Anwesenheit fremder Schiffe?"
    "Nein, Kapitän. Weder andere Freibeuter noch Engländer, Franzosen oder gar Spanier."
    Jeannet öffnete die Tür.
    Ben Rider musterte sie.

Nach kurzer Pause des Schweigens sagte der Erste Offizier der WITCH BURNING: "Die Leute auf der Insel warten schon auf uns und unser Gold."
    "Die Leute freuen sich immer, wenn wir kommen", erwiderte Jeannet.
    "Schließlich halten wir die Insel gewissermaßen am leben. Und ich denke, dass die Insulaner klug genug sind, um zu begreifen, dass sie mit jedem anderen Freibeiter-Kapitän weniger gut fahren würden!" Jeannet trat an Ben Rider vorbei, dann den schmalen Flur entlang bis zu jener kurzen Treppe, die hinauf an Deck führte.
    Der Klang von Riders sonorer Stimme hielt sie zurück.
    "Jeannet!"
    Sie drehte sich herum.
    "Was ist noch?"
    "Schlagt ihn Euch aus dem Kopf, Kapitän!"
    "Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Marschall!"
    "Oh, doch. Ihr wisst es so gut wie ich! Ich spreche von Lord Cooper, diesem Halsabschneider Ihrer Majestät."
    "Ben! Habt Ihr es wirklich nötig, Lord Cooper zu beleidigen?"
    "Ich mache mir Sorgen um Euch und das Schiff. Und letztlich damit auch um mich und meine Anteile!"
    "Ah, daher weht der Wind!"
    "Jeannet! Es war nicht zu übersehen, wie Ihr diesen Mann angesehen habt!"
    "Sind Blicke schon eine Sünde? Ist es nicht mehr erlaubt, sich an dem zu freuen, was die Natur hat wachsen lassen? Ben, Ihr wollt mir doch nicht im Ernst erzählen, dass alle Seeleute an Bord der WITCH
    BURNING ihre Augen verschließen, sobald wir in den Hafen einlaufen, wo die grellen Freudenmädchen auf sie warten!"
    "Natürlich nicht!"
    "Aber für mich sollen andere Regeln gelten, als für euch alle? Nur, weil ich eine Frau bin?"
    "Damit hat das nichts zu tun!"
    "Dann erklärt es mir!"
    Ben Rider atmete tief durch. "Ihr wisst, dass ich eine Frau sehr liebte, die ich nicht haben konnte."
    "Das erwähntet Ihr nicht nur einmal, Ben!"
    "Sie war die Frau eines Adeligen und für mich so unerreichbar wie für Euch dieser Lord! Und darum sage ich Euch aus einer leidvollen Erfahrung: Quält Euch nicht länger als unbedingt nötig. Akzeptiert besser, dass es nichts als Wahnsinn ist, was da in Euch brennt. Ein Wahn, der Euch zu grunde richten kann, wenn Ihr Euch nicht rasch genug von ihm distanziert."
    Stimmengewirr erscholl jetzt von Deck.
    Jeannet wandte sich zu gehen und sagte: "Ich glaube, dass ich längst bewiesen habe, dass ich mich sehr gut unter Kontrolle habe. Genau wie ihr, Ben."
    "Jeannet..."
    "Und damit ist das Thema erledigt."
    "Aber..."
    "Ein für allemal. Haben wir uns verstanden?"
    Ben Rider ballte unwillkürlich die Fäuste. Sein Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Selbstverständlich akzeptierte er die Autorität seines Kapitäns. Dass dieser eine Frau war, spielte dabei keine Rolle. Aber in diesem Fall war er deutlich anderer Ansicht als seine Kommandantin. Niemand, der ihn auch nur ein bisschen kannte, konnte daran einen Zweifel hegen.
    "Aye, Kapitän", sagte er schließlich gepresst und auf eine Weise, die Jeannet nicht gefiel.
    Reicht es nicht, dass Lord Cooper mein Seelenleben vollkommen durcheinandergewirbelt hat?, ging es Jeannet durch den Kopf. Sie stieg die wenigen Stufen empor, klappte die Luke hoch und trat an Deck. Ein Morgen wie aus dem Bilderbuch.
    Die Sonne kroch über den Horizont. New Antikythera tauchte aus einer grauen Nebelbank hervor. Wie ein Eiland, das aus einer anderen, magischen Welt hervortrat.
    Jeannet lächelte unwillkürlich.
    Sie kehrte immer wieder gerne an diesen Ort zurück.
    Wenn es so etwas wie Ruhe und Frieden für sie gab, dann konnte sie es allenfalls dort finden.
    Auf dieser kleinen Insel im Niemandsland.
    Harry Davis, ein grobschlächtiger Ire mit einer schwarzen Filzklappe über dem rechten Auge stand zurzeit am Ruder der WITCH BURNING. Er war in Limerick zum Tode verurteilt worden, weil er während einer Wirtshausschlägerei drei Männer getötet und anschließend ihre Geldbörsen an sich genommen hatte. Allerdings hatte man ihn in Abwesenheit verurteilen müssen, denn Hary Davis war rechtzeitig geflohen.
    "Wo ist Joao?", rief Jeannet, während sie sich suchend nach dem Portugiesen umsah.
    "Er ist noch nicht an Deck!", rief ihr einer der anderen Männer zu.
    "Dann seht zu, dass er geweckt wird und hier erscheint." Sie wandte sich

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