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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ihrem Rücken gleiten. Dort schob er sie diskret unter den Pullover und legte sie auf die Wunde.
    Natalya starrte die Tochter ihres Zwillingsbruders an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du siehst aus wie er – wie ich – wie wir.« Trost suchend lehnte sie sich mit der Schulter an Vikirnoff. »Ich bin Natalya, Razvans Zwillingsschwester.«
    Lara schluckte die Furcht herunter, die ihr den Hals zuschnürte, und befahl sich, stehen zu bleiben und sich nicht umzudrehen und wegzulaufen, wozu alles sie drängte. Sie griff hinter sich, bis sie Nicolas’ Handgelenk fand, um sich festzuhalten. »Ich sehe ihm überhaupt nicht ähnlich«, widersprach sie. Da ihr jedoch bewusst war, dass sie sich wie ein Kind anhörte – selbst ihre Stimme war höher als gewöhnlich -, holte sie tief Luft und versuchte es erneut: »Er hat dunkles, schon stark mit Grau durchzogenes Haar, sein Gesicht ist faltig und alles andere als glatt, und er ist blass und mager.«
    Karpatianische Männer ergrauen nicht, sofern sie nicht unerträglichen Qualen unterworfen werden. Es erfordert ... einiges, um graues Haar, Magerkeit und tiefe Falten zu erzeugen.
    Auch du hast Falten.
    Weil ich an zahllosen Kämpfen teilgenommen und viele Feinde getötet habe. Ich beginne immer mehr zu glauben, dass dein Vater Xavier bekämpft hat, um nicht nur seine eigene Familie, sondern vielleicht auch alle anderen Karpatianer zu retten.
    Wir sind keine Karpatianer.
    Drachensucher-Blut ist stark, Lara. Auch du bist Karpatianerin.
    Ein kummervoller kleiner Laut entrang sich Natalya, bevor sie es verhindern konnte. Für einen Moment schloss sie die Augen und gab sich sichtlich Mühe, sich von den schlechten Nachrichten über ihren Bruder zu erholen. »Wir müssen deinem Gefährten helfen. Seine Wunden müssen geheilt werden, und er braucht dringend Blut. Vielleicht möchtet ihr uns nach Hause begleiten?«
    Laras Fingernägel bohrten sich in ihre Faust. Nicolas hob ihre weiß schimmernden Knöchel an den Mund und knabberte daran, um Lara abzulenken. »Wir waren unterwegs zu euch, als wir angegriffen wurden. Danke für die Einladung.« Wollen wir oder nicht?
    Lara sah ihn an und nickte fast unmerklich.
    »Danke, Natalya, wir kommen gern.«
    Vikirnoff hob wie nebenbei eine Hand an seinen Mund, riss die Ader auf und reichte Nicolas den Arm. Einige helle Blutstropfen spritzten auf den Boden, bei deren Anblick Lara scharf die Luft einsog. Weil sie nicht zusehen konnte, schloss sie die Augen, als Nicolas das ihm dargebotene Handgelenk nahm.
    Aber dann zögerte er. »Natalya kann dich zum Haus hinaufbringen«, bot er Lara an.
    Sie hielt die Augen geschlossen und atmete durch den Mund, um den Geruch des Blutes nicht wahrzunehmen. Eine Welle der Übelkeit stieg in ihr hoch, dennoch schüttelte sie den Kopf. »Ich werde auf dich warten.« Bring es nur schnell hinter dich!
    Aber Nicolas verschloss den Riss an Vikirnoffs Handgelenk. »Danke, mein Freund, doch ich kann warten, bis wir drinnen sind.«
    Vikirnoff wollte schon protestieren, bemerkte dann jedoch Laras aschfahles Gesicht und zuckte die breiten Schultern. »In diesem Fall sollten wir uns beeilen.«
    Natalya sah Lara prüfend an und ließ ihren Blick dann über Nicolas’ schwer gezeichneten Körper gleiten. Ihre Lippen wurden schmal, aber sie verzichtete auf Widerspruch. Trotzdem wusste Lara, dass sie protestieren wollte, und dieser eine kurze Blick beschämte sie. Nicolas hatte gekämpft, um ihnen das Leben zu retten, und er war keine Sekunde vor der Aufgabe zurückgeschreckt. Sein Körper wies viele tiefe Wunden auf, doch er hatte nur an ihre Verletzungen gedacht, die viel geringfügiger waren als seine eigenen. Und trotz allem konnte sie es nun nicht ertragen mitanzusehen, wie er das Blut nahm, das er brauchte, um seine Kräfte wiederherzustellen und ihm den Schmerz zu nehmen.
    Es geht niemanden etwas an, welchen Weg wir für uns wählen . Nicolas warf Natalya einen warnenden Blick zu, auf den Vikirnoff ziemlich ungehalten reagierte.
    Natalya legte besänftigend eine Hand auf den Arm ihres Gefährten und löste sich in schimmernden Nebel auf, bevor sie sich in die Luft erhob. Vikirnoff folgte ihr sogleich.
    »Es tut mir leid.« Lara blinzelte, um die heißen Tränen zurückzudrängen, die ihr in die Augen steigen wollten. »Ich schäme mich so, Nicolas.«
    »Dazu besteht kein Anlass. Vielleicht hast du mir sogar das Leben gerettet mit deiner schnellen Reaktion.« Nicolas berührte seinen Nacken, wo nur das

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