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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Gesicht. Weder Zorn noch irgendein anderer Ausdruck zeigte sich darin, nur eine seltsame Gelassenheit, die Lara erschütterte. Sie befeuchtete die plötzlich trockenen Lippen und griff nach dem Messer, das er ihr hinhielt. Dabei berührten sich ihre Fingerspitzen, und eine prickelnde elektrische Energie schoss ihren Unterarm hinauf. Und er ... er breitete nur weit die Arme aus und präsentierte ihr sein Herz als Ziel.
    Seine Zähne schimmerten sehr weiß im Dunkeln. »Pesärnet andam. Uskolfertiilarnet andam. Sívame andam. Sielamet andam. Ainamet andam.« Ich gebe dir meinen Schutz und meine Treue, mein Herz, meine Seele und meinen Körper.
    Lara merkte, dass er das nicht im übertragenen Sinne, sondern wörtlich meinte. Er bot ihr an, nur einfach ruhig dazustehen, während sie ein Messer in sein Herz stieß und ihm das Leben nahm. Dieser Mann war kein Vampir. Sie wusste nicht recht, was er war, doch er hatte Karpatianisch gesprochen, eine Sprache, die so alt war, wie ihre Tanten es gewesen waren. Und die Worte waren Teil eines Rituals, mit dem sich zwei Hälften einer Seele aneinander binden ließen. Sie hatte die Liebesgeschichte, die ihre Tanten ihr erzählt hatten, nie wirklich geglaubt, obwohl sie wusste, dass solcherlei Dinge sich mit Elementen, Energie und Magie bewirken ließen. Als der Mann jetzt aber in diesem weichen, verführerischen Tonfall zu ihr sprach, mit einem sehr besitzergreifenden und entschlossenen Glitzern in den Augen, konnte Lara die unsichtbaren, stählernen Bande spüren, die sich zwischen ihnen schmiedeten.
    »Bist du verrückt?«, fuhr sie ihn an. »Du kannst nicht recht bei Trost sein. Steh nicht wie ein Idiot hier herum! Du musst die Blutung stoppen.«
    Sein Blick wich nicht von ihrem Gesicht. »Sívamet kuuluak kaik etta a ted. Ainak olenszal sívambin.« – Ich nehme dich und alles, was zu dir gehört, in meine Obhut. Dein Leben wird für alle Zeit das Kostbarste für mich sein.
    Lara warf so abrupt den Kopf zurück, dass ihr roter Zopf mit den metallisch glänzenden, kupferfarbenen Strähnen über ihre Schulter flog und ihre eisblauen Augen vor Wut funkelten und glitzerten. »Ach ja? Und so behandelst du das Kostbarste für dich?«, fauchte sie und drückte eine Hand an ihren Nacken, wo immer noch ein Rinnsal Blut aus ihrer Wunde floss. »Du hast ohne meine Zustimmung mein Blut genommen. Ohne einen Gedanken daran, wie ich mich fühlen könnte.«
    Während sie ihm all diese Vorhaltungen machte, kehrte ihr Blick doch immer wieder zu dem sich sichtlich vergrößernden Blutfleck an seiner Seite zurück. Er musste die Blutung stoppen. Wenn er Karpatianer war – und das musste er sein -, konnte er selbst die Wunde schließen und verhindern, dass das Lebenselixier aus seinem Körper entwich.
    »Te élidet ainaak pide minan.« Dein Leben wird immer an erster Stelle für mich stehen. Sein Ausdruck veränderte sich nicht, und auch seine Haltung blieb die gleiche. Noch immer hielt er seine Arme ausgestreckt und gab ihr Gelegenheit, ihn zu töten. Seine schwarzen Augen waren unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet, und sein Ausdruck war von unerschütterlicher Gelassenheit, auch wenn seine Augen brannten von dem Wunsch, sie zu besitzen.
    Wut erfasste sie. »Du wirst kein Leben mehr haben, wenn du dich nicht selbst heilst.«
    »Te avio päläfertiilam. Ainaak sívamet Jutta oleny. Ainaak terád vigyázak.« Du bist meine Seelengefährtin. Du bist für alle Zeiten an mich gebunden und wirst für immer unter meinem Schutze stehen.
    Lara ließ ihren Atem so scharf entweichen, dass ihre Zähne aneinanderschlugen. »Hör auf mit dem Blödsinn! Du kannst mich nicht einfach für dich beanspruchen und glauben, dass das funktionieren wird! Nicht, nachdem du ohne meine Zustimmung mein Blut genommen hast.« Ihr schlug das Herz bis zum Hals, als sie sah, wie das Leben mit dem Blut aus ihm entwich. »Tu etwas, verdammt!«
    »Es ist nicht meine Entscheidung, sondern die meiner Gefährtin, ob ich lebe oder sterbe. Wenn du meinen Anspruch zurückweist, verdammst du mich, und ich sterbe nur zu gern von deiner Hand.«
    Ihre blauen Augen waren wie zwei glühende Stücke Eis. »Wage es ja nicht, mir die Schuld an deinem Tod zu geben!« Ihre Kehle war wie zugeschnürt vor Angst, als sie beide Hände auf die Wunde an seiner Seite presste. Am liebsten hätte sie ihn gepackt und geschüttelt, bis er kapierte, wie unfassbar lächerlich er sich verhielt.
    So viel zu der romantischen Liebesgeschichte ihrer Kindheitstage.

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