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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ihr Blut bereits am Bett hinunterlief.
    Veriak ot en Karpatiiak. Köd alte hän. Beim Blut des Prinzen. Verflucht sei die Finsternis. Was hatte sie getan?
    Fluchend hob er ihr Handgelenk an seinen Mund, um die Wunde mit seiner Zunge und seinem heilenden Speichel zu verschließen. Lara! Komm zurück zu mir! Es war ein Befehl. Und er war furchtbar wütend, dass sie so etwas getan hatte.
    Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Wusste sie nicht, was passieren würde? Lara! Verzweiflung packte ihn. Sie hatte sich wie ein Wolf verhalten, der in eine Falle geraten war und sich lieber selbst den Fuß abbiss oder sein Leben beendete, als sich gefangen nehmen und einsperren zu lassen. Und er hatte neben ihr gelegen, wütend und selbstgerecht, und die ganze Zeit war sie dabei gewesen, ihrem Leben still und leise ein Ende zu bereiten.
    Er nahm sie in die Arme und wiegte sie sanft, während er seinen physischen Körper ablegte, um in den ihren einzudringen. Sie brauchte Blut. Schnell. Ihr Körper bemühte sich, doch ihr Geist hatte sich schon abgeschaltet, um einen Gehirnschaden zu vermeiden. Hätte sie menschliches und Magier-Blut gehabt, aber kein karpatianisches, wäre sie schon tot.
    Er fand ihren Geist, der vor seinem Licht – vor ihm – zurückschreckte. Komm zu mir, o jelä sielamak! Bleib bei mir, Licht meiner Seele!
    Seine Arroganz hatte sie dazu getrieben. Er hatte sie nicht als Person, sondern mehr wie sein Eigentum gesehen. Als seine Retterin, sein Besitz, seine Frau, die tun sollte, was er von ihr verlangte. Er war so von sich überzeugt gewesen, sich seiner eigenen Unfehlbarkeit so gewiss. Nicolas de la Cruz, der so sicher war, zu wissen, was das Beste für jedermann war, dass er sogar seinen Brüdern vorschrieb, wie sie ihre Frauen behandeln sollten, denn schließlich war er doch schneller, klüger und an Erfahrung reicher. Und trotzdem hatte er seine eigene Seelengefährtin, die Frau, der er geschworen hatte, sie zu beschützen und glücklich zu machen, dazu getrieben, sich eher das Leben zu nehmen, als sich ihm zu unterwerfen.
    Leise, zärtlich und beruhigend sprach er zu ihr, während er ihren Geist umfing und an sich band, um zu verhindern, dass sie sich zu weit entfernte, um sie noch zurückholen zu können. Als sie in Sicherheit war, kehrte er in seinen eigenen Körper zurück.
    Er hatte ihr zeigen müssen, wer das Sagen hatte. Er hatte sich Autorität verschaffen müssen wie ein Eroberer, um ihr zu beweisen, dass es gut für sie wäre, auf ihn zu hören. Das war sein Fehler gewesen. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, sie kennen- und verstehen zu lernen oder ihr auch nur Anerkennung dafür zu zollen, dass sie ihr Wort hielt. Sie hatte für sie und ihn das Leben gewählt, sich ihm für immer anheimgegeben und ihm vertraut. Und dieses Vertrauen hatte er zerstört – und damit sie und ihn.
    Er hatte sie nicht als unabhängige, selbstständige Person mit eigenen Gedanken und Gefühlen gesehen. Seine Familie war mit dem Fluch geschlagen, von allem etwas »zu sehr« zu sein. Zu intelligent. Zu schnell. Zu selbstsicher. Zu finster ... In der Dunkelheit der Höhle, tief unter dem Erdboden, den eiskalten Körper seiner Seelengefährtin in den Armen, gestand Nicolas sich zum ersten Mal die Wahrheit ein.
    Er verlängerte seinen Fingernagel und zog ihn über seine Brust, um seine Schlagader zu öffnen. Er konnte Lara nicht einmal versprechen, seine Fehler nicht zu wiederholen, weil die Finsternis, die von Anfang an schon in ihm gewesen war, mit den Jahren noch zugenommen hatte. Selbst in Gegenwart seiner Gefährtin war sie eine lebende, atmende Entität in ihm, die verlangte, dass alle anderen in seiner Nähe sich nach seinen Anweisungen richteten.
    Ich werde so gut wie möglich gegen meine Natur ankämpfen, Lara, flüsterte er ihr zu, als er ihren Mund an die kleine Wunde über seinem Herzen drückte. Ich werde alles für dich sein. Komm zurück zu mir und lass mich dir zeigen, dass ich alles sein kann, was du brauchst! Er hatte sich nur Gedanken darüber gemacht, wie sehr sie sich verändern musste, um zu sein, was Nicolas de la Cruz brauchte. Wie hatte er nur so borniert sein können?
    Lara reagierte nicht. Weder auf den Geruch seines Blutes noch auf seine liebevollen Worte. Am Ende musste er, wenn auch nur äußerst ungern, zu einem Zwang greifen. Wie könnte sie sich je dazu entschließen, mit jemandem wie ihm zu leben? Und wie könnte er sie vor seiner eigenen Natur beschützen? Selbst jetzt noch, da sie so

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