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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nimmt das, womit er dich geschlagen hat, zurück, oder aber wir finden heraus, daß er sich nicht erschrecken läßt, der alte Knacker.
    Wenn das der Fall ist, komme ich zu dir zurück und frage dich, ob du deine Meinung in bezug auf das Verletzen von Menschen geändert hast. Aber vielleicht kommt es ja nicht soweit.«
    »Wie willst du ihm Angst einjagen?«
    Ginelli tippte mit der Stiefelspitze an die Einkaufstüte und erzählte Billy, wie er anfangen wollte. Billy war entsetzt. Er stritt sich mit ihm, wie er es vorausgesehen hatte. Dann versuchte er, vernünftig mit ihm zu reden, wie er es ebenfalls vorausgesehen hatte. Ginelli hob seine Stimme nicht einmal, aber das irre Licht sprühte aus seinen Augen, und Billy hätte ebensogut mit dem Mann im Mond sprechen können.
    Als die erneuten Schmerzen sich gelegt und nur noch das gewohnte Pochen in der Hand geblieben waren, wurde Billy wieder schläfrig.
    »Wann willst du fahren?« fragte er aufgebend.
    Ginelli sah kurz auf die Uhr. »Zehn nach zehn. Ich gebe ihnen noch vier, fünf Stunden. Die haben da draußen schon ganz gute Geschäfte gemacht, nach allem, was ich so in der Stadt gehört habe. Haben eine Menge Zukunft vorhergesagt.
    Und die Hunde! Gott der Allmächtige - ihre Pit-Bulls! Die Hunde, die du gesehen hast, waren keine Pit-Bulls, oder?«
    »Ich habe noch nie einen Pit-Bull gesehen«, antwortete Billy gähnend. »Die, die ich gesehen habe, waren wohl ganz gewöhnliche Jagdhunde.«
    »Pit-Bulls sehen wie eine Kreuzung zwischen Terrier und Bulldogge aus. Sie kosten einen Haufen Geld. Wenn du einen Pit-Bull-Kampf sehen willst, mußt du dich vorher einverstanden erklären, einen toten Hund zu bezahlen, bevor die Wetten überhaupt abgeschlossen werden. Ein widerliches Geschäft.
    Die Leute in dieser Stadt stehen auf ganz schön exklusive Dinge, was, William? Ferrari-Sonnenbrillen, Drogenboote, Hundekämpfe. Oh, pardon – und Tarotkarten und I Ging.«
    »Sei vorsichtig«, mahnte Billy.
    »Ich bin vorsichtig«, erwiderte Ginelli. »Mach dir keine Sorgen.«
    Kurz darauf war Billy eingeschlafen. Es war zehn vor vier, als er aufwachte. Ginelli war weg. Ihn quälte die Gewißheit, daß Ginelli inzwischen tot sei. Doch um viertel vor sechs trat Ginelli ins Zimmer, fröhlich, voller Leben, so daß er den Raum zu sprengen schien. Gesicht, Hände und Kleider waren mit Schlamm verschmiert, der nach fauligem Meersalz stank.
    Er lächelte verschmitzt. Das irre Licht tanzte lustig in seinen Augen.
    »William«, begrüßte er ihn. »Wir werden jetzt unsere Sachen packen und aus Bar Harbor wegziehen. Genau wie ein Kronzeuge, der an einen sicheren Ort gebracht wird.«
    Beunruhigt fragte Billy: »Was hast du gemacht?«
    »Immer langsam mit den jungen Pferden! Nur das, was ich dir vorher erzählt hatte - nicht mehr und nicht weniger. Aber wenn man einen Stock ins Hornissennest gestochen hat, ist es normalerweise auch das beste, seine Hunde zusammenzupfeifen und sie so schnell wie nur möglich die Straße hinunterzutreiben, William, findest du nicht auch?«
    »Ja, aber ...«
    »Wir haben jetzt keine Zeit. Ich kann nicht deine Sachen packen und gleichzeitig erzählen.«
    »Wohin?« Billy heulte fast.
    »Nicht weit. Ich sag's dir unterwegs. Jetzt komm auf die Füße, Junge. Vielleicht fängst du am besten damit an, zuerst mal dein Hemd zu wechseln. Ich mag dich ja recht gern, William, aber du fängst an, unangenehm zu riechen.«
    Billy nahm die Zimmerschlüssel und wollte damit zur Anmeldung gehen, da tippte Ginelli ihm auf die Schulter und nahm sie ihm sanft wieder aus der Hand.
    »Ich werde sie auf den Nachttisch legen. Du hast dich doch auf Kreditkarte angemeldet, oder?«
    »Ja, aber...«
    »Sehr gut. Dann werden wir einen schlichten, informellen Abgang machen. Schadet niemandem, aber wir lenken möglichst wenig Aufmerksamkeit auf uns, richtig?«
    Eine Frau, die die Straßenböschung entlangjoggte, warf ihnen im Vorbeirennen einen Blick zu... plötzlich fuhr ihr Kopf noch einmal herum, und sie starrte Billy mit weit aufgerissenen Augen an, was Ginelli zwar bemerkte, Billy aber barmherzigerweise nicht sah.
    »Ich werde dem Zimmermädchen zehn Dollar dalassen«, sagte Ginelli rasch. »Wir nehmen deinen Wagen. Ich fahre.«
    »Wo ist deiner?« Er wußte, daß Ginelli einen gemietet hatte.
    Jetzt fiel ihm erst auf, daß er vorhin kein Motorengeräusch gehört hatte, bevor Ginelli ins Zimmer gekommen war. Es ging ihm alles viel zu schnell - er kam nicht mehr mit.
    »Alles in Ordnung.

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