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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ich habe ihn etwa drei Meilen von hier auf einem Feldweg abgestellt und bin den Rest gelaufen.
    Hab' die Verteilerkappe rausgeschraubt und einen Zettel unter den Scheibenwischer geklemmt, auf dem steht, daß ich Schwierigkeiten mit dem Motor gehabt hätte und in ein paar Stunden zurückkäme. Nur für den Fall, daß jemand neugierig werden sollte. Aber ich glaube kaum. Der Weg ist mit Gras fast zugewachsen.«
    Ein Auto fuhr vorbei. Der Fahrer entdeckte Billy, bremste, und Ginelli sah, wie er sich zurückdrehte und den Hals verrenkte.
    »Nun mach schon, William, die Leute drehen sich nach dir um. Der nächste, der vorbeikommt, könnte der Falsche sein.«

    Eine knappe Stunde später saß Billy in einem anderen Motel vor dem Fernseher. Es war das Wohnzimmer einer schäbigen, kleinen Suite im Blue Moon Motor Court and Lodge in Northeast Harbor. Sie waren weniger als fünfzehn Meilen von Bar Harbor entfernt, aber Ginelli schien damit zufrieden. Im Fernseher versuchte Woody Woodpecker gerade, einem sprechenden Bären eine Versicherung anzudrehen.
    »Wunderbar«, lobte Ginelli sein Werk. »Ruh deine Hand aus, William. Ich werde den ganzen Tag unterwegs sein.«
    »Du fährst noch mal dahin?«
    »Was? Zurück zum Hornissennest, wenn die Hornissen noch fliegen? Nicht ich, mein Freund. Nein, heute werde ich mal ein ein bißchen mit Autos rumspielen. Heute nacht ist immer noch früh genug für Phase zwei. Vielleicht habe ich noch Zeit, nach dir zu sehen, aber rechne nicht damit.«
    Billy sah Richard nicht vor dem nächsten Vormittag um neun wieder, als dieser mit einem dunkelblauen Chevy Nova aufkreuzte, den er ganz gewiß nicht bei Hertz oder Avis gefunden hatte. Der Lack war stumpf und fleckig. Durch das Fenster neben dem Beifahrersitz zog sich ein hauchdünner Riß, und der Kofferraumdeckel wies eine tiefe Beule auf. Aber die Reifen waren hinten hochgestellt, und die Motorhaube zog sich lang und tief nach unten.
    Diesmal hatte er Ginelli schon seit sechs Stunden aufgegeben gehabt. Er begrüßte ihn zitternd und versuchte, nicht vor Freude und Erleichterung zu weinen. Er schien gemeinsam mit seinem Gewicht auch die Kontrolle über seine Gefühle verloren zu haben ... und an diesem Morgen hatte er bei Sonnenaufgang die ersten unregelmäßig rasenden Herzschläge verspürt. Er hatte tief Luft geholt und sich mit der Faust auf den Brustkasten geschlagen. Der Herzschlag hatte sich nach einer Weile wieder beruhigt, aber das war er gewesen, der erste Anfall von Herzrhythmusstörungen.
    »Ich dachte schon, du bist tot«, begrüßte er Ginelli, als dieser zur Tür hereinkam.
    »Das sagst du mir jedesmal, und ich komme doch jedesmal wieder. Ich wünsche, du würdest dir weniger Sorgen um mich machen, William. Ich kann schon auf mich aufpassen, ich bin ein großer Junge. Wenn du glaubst, daß ich den alten Mistkerl unterschätzen würde, kann ich dich beruhigen. Ich tu's nicht. Der Alte ist schlau, und er ist gefährlich.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts. Ich erzähl's dir später.«
    »Nein, jetzt!«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Aus zwei Gründen«, antwortete Ginelli geduldig. »Erstens, weil du mich bitten würdest, sofort damit aufzuhören.
    Und zweitens bin ich schon seit zwölf Jahren nicht mehr so müde gewesen. Ich werde mich jetzt in das Schlafzimmer begeben und volle acht Stunden durchknacken. Danach werde ich aufstehen und drei Pfund von dem ersten Essen verputzen, das ich zu fassen kriege. Und danach werde ich wieder hinausfahren und in den Wind schießen.«
    Ginelli sah tatsächlich unheimlich müde aus - er war völlig erschöpft. Nur die Augen nicht, dachte Billy, die Augen leuchten und sprühen immer noch wie Wunderkerzen.
    »Und wenn ich dich nun tatsächlich darum bäte aufzuhören«, fragte Billy ruhig. »Würdest du es dann tun, Richard?«
    Richard sah ihn lange an und dachte nach. Dann gab er Billy genau die Antwort, die dieser seit dem Augenblick kannte, als er zum erstenmal dieses irre Licht in seinen Augen bemerkt hatte.
    »Ich könnte es jetzt nicht mehr«, sagte er mit derselben Ruhe. »Du bist krank, William. Ich kann nicht darauf bauen, daß du weißt, wo im Augenblick deine Interessen liegen.«
    Mit anderen Worten, du hast deine eigene Art von Entmündigungspapieren für mich mitgebracht.
    Halleck öffnete den Mund, um den Gedanken laut zu äußern, klappte ihn aber sofort wieder zu. Ginelli meinte es nicht so, wie er es sagte; er hatte nur ausgesprochen, was er für vernünftig hielt.
    »Und

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