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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weil es inzwischen eine persönliche Fehde geworden ist?« fragte Billy statt dessen.
    »Ja«, bestätigte Ginelli. »Inzwischen ist die Sache persönlich.«
    Er ging ins Schlafzimmer, streifte Hemd und Jeans ab, legte sich aufs Bett und war fünf Minuten später auf der Überdecke fest eingeschlafen.
    Billy holte sich ein Glas Wasser und nahm eine Empirin.
    Dann stand er in der Schlafzimmertür und trank das übrige Wasser in kleinen Schlucken aus. Seine Augen wanderten von Ginelli zu seiner zusammengeknüllten Hose auf dem Stuhl neben dem Bett. Er war in einer tadellosen Baumwollhose hier eingetroffen, aber irgendwie hatte er wohl unterwegs eine Jeans aufgegabelt. Zweifellos steckten die Schlüssel für den Nova, der draußen parkte, in der Hosentasche. Er brauchte sie nur herauszuziehen und wegzufahren ... nur wußte er allzugut, daß er das nicht tun würde. Dabei spielte die Tatsache, daß er damit sein eigenes Todesurteil unterschriebe, wirklich nur eine sekundäre Rolle. Im Augenblick war es ihm das Wichtigste zu sehen, wie und wo das alles enden würde.
    Gegen Mittag, während Ginelli immer noch schlief, hatte er seinen zweiten Herzanfall. Kurz darauf döste auch er ein und hatte einen seltsamen Traum. Es war ein kurzer, vollkommen profaner Traum, aber er erfüllte ihn mit einer komischen Mischung von Entsetzen und haßerfüllter Freude.
    Heidi und er saßen in ihrer Frühstücksecke im Haus in Fairview. Zwischen ihnen stand eine Torte. Heid schnitt ein großes Stück heraus und reichte es ihm herüber. Es war Apfeltorte. »Das wird dich wieder etwas dicker machen«, sagte sie. »Ich will nicht mehr dick sein«, erwiderte Billy daraufhin.
    »Ich habe festgestellt, daß es mir ganz gut gefällt, dünn zu sein. Iß du es.« Er gab ihr das Tortenstück zurück, und sein Arm, den er dabei über den Tisch streckte, war nicht dicker als ein Knochen. Er sah ihr zu, wie sie aß, und bei jedem Bissen, den sie in den Mund steckte, wuchsen sein Entsetzen und seine hämische Freude.
    Ein, weiteres Herzrasen riß ihn aus dem Schlaf. Er schnappte nach Luft, blieb ruhig sitzen und wartete, daß der Herzrhythmus sich wieder normalisierte. Ein seltsames Gefühl hatte ihn gepackt – dies war nicht nur ein Traum gewesen. Er hatte soeben eine Art prophetischer Vision erlebt.
    Doch viele lebensnahe Träume werden von solchen Visionen begleitet. Wenn der Traum langsam verblaßt, schwindet das Gefühl mit ihm. So war es auch bei Billy Halleck, obwohl er bald Grund genug dazu haben sollte, sich an diesen Traum zu erinnern.
    Ginelli stand um sechs Uhr abends auf, duschte sich, zog die Jeans wieder an und streifte sich einen dunkelblauen Rollkragenpullover über.
    »In Ordnung«, verabschiedete er sich von Billy. »Wir sehen uns morgen früh, William. Dann wissen wir Bescheid.«
    Billy fragte ihn noch einmal, was er vorhabe, was denn bisher geschehen war, aber er weigerte sich, darüber zu reden.
    »Morgen«, vertröstete er ihn. »Inzwischen werde ich sie von dir grüßen.«
    »Wen willst du grüßen?«
    Ginelli lächelte. »Die bezaubernde Gina. Die Hure, die dir eine Stahlkugel durch die Hand geschossen hat.«
    »Laß sie in Ruhe«, schimpfte Billy. Wenn er an ihre großen dunklen Augen dachte, kam es ihm unmöglich vor, etwas anderes zu sagen, egal, was sie ihm angetan hatte.
    »Niemand wird verletzt«, beruhigte Ginelli um zum x-ten Mal und machte sich aus dem Staub.
    Billly hörte den Nova starten, lauschte dem dröhnenden Motor nach – das Röhren würde erst bei sechzig Meilen pro Stunde aufhören –, als Ginelli den Wagen rückwärts aus dem Parkplatz setzte, und dachte unwillig, daß Niemand wird verletzt bei weitem nicht dasselbe war wie ein Versprechen, das Mädchen in Ruhe zu lassen. Nein, weiß Gott nicht.
    Es wurde Mittag, bevor Ginelli zurückkam. Er hatte eine bös aussehende Schramme an der Stirn und einen tiefen Schnitt im rechten Arm – der Ärmel des Rollkragenpullovers hing in Fetzen.
    »Du hast schon wieder Gewicht verloren«, begrüßte er ihn. »Ißt du eigentlich?«
    »Ich versuch's«, gestand Billy. »Diese ewige Angst regt nicht gerade meinen Appetit an. Du siehst aus, als hättest du Blut verloren.«
    »Ein bißchen. Aber mir gehf s gut.«
    »Wirst du mir jetzt endlich erzählen, was, zum Teufel, du die ganze Zeit getrieben hast?«
    »Gleich. Ich werde dir alles ganz genau berichten, sobald ich geduscht und mich verbunden habe. Du wirst dich heute abend mit ihm treffen, William. Das ist erst mal das

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