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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dem Agenten zu. »Was wollen Sie? Warum gehen Sie nicht zu Ihren Kumpels da drüben, wenn Sie was wissen wollen?« Er nickte zu den Kriminallaboranten hinüber.
    »Dürfte ich bitte Ihren Namen erfahren?« fragte Ginelli mit gleichbleibender, ausdrucksloser Höflichkeit.
    »Warum fragen Sie nicht die da?« Trotzig verschränkte er seine dicken, schwammigen Arme. Unter dem Disneyworld-T-Shirt wackelten seine enormen Brustansätze. »Wir haben denen unsere Namen gegeben. Wir haben schon alles gesagt.
    Einige haben sogar mitten in der Nacht ein paar Fotos von uns geschossen. Mehr wissen wir auch nicht. Wir wollen einfach nur freigelassen werden. Wollen endlich weg aus Maine, weg aus New-England, weg von dieser beschissenen Ostküste.« Und etwas leiser fügte er hinzu:
    »Und nie mehr wiederkommen!« Der Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand hatten sich unwillkürlich zu einem Zeichen formiert, das Ginelli schon von seiner Mutter und Großmutter kannte - es war das Zeichen gegen den bösen Blick. Er glaubte nicht, daß der Mann sich dieser Geste be-wußt war.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, wie unser Gespräch verlaufen kann«, sagte Ginelli, immer noch von Kopf bis Fuß der höfliche Staatsbeamte. »Entweder, Sie beantworten meine Fragen, Sir, oder es besteht die Möglichkeit, daß sie zur Untersuchungshaft in einer staatlichen Strafanstalt in Gewahrsam genommen werden, während ein
    Verfahren wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt gegen Sie läuft. Sollten Sie für schuldig befunden werden, müssen Sie mit fünf Jahren Gefängnis und fünftausend Dollar Geldbuße rechnen.«
    Eine neue Flut von Romaniwörtern schwappte aus dem Wohnwagen, die fast schon hysterisch zu nennen war.
    »Enkeltl« schrie der Mann grob über seine Schulter, aber als er sich zu Ginelli umwandte, war sein Gesicht merklich blasser geworden. »Sie sind verrückt.«
    »Nicht unbedingt, Sir«, erwiderte Ginelli. »Was gestern nacht hier passiert ist, ist nicht nur eine Angelegenheit von ein paar Schüssen. Es sind mindestens drei volle Ladungen aus einem Maschinengewehr abgefeuert worden. Der Privatbesitz jeglicher Art von Maschinengewehren und auto-matischen Schnellfeuerwaffen ist in den Vereinigten Staaten illegal. In diesem Fall ist also das FBI zuständig, und ich muß Sie darauf hinweisen, daß Sie sich im Augenblick hüfttief in der Scheiße befinden, und daß der Sumpf mit jeder Minute tiefer wird. Ich nehme nicht an, daß Sie schwimmen können.«
    Einen Moment lang sah der Mann ihn noch mürrisch an und sagte dann: »Ich heiße Heilig. Trey Heilig. Das hätten Ihnen die da auch sagen können.« Wieder nickte er zum Einhornlaster.
    »Sie haben Ihre Arbeit, ich hab meine. Also, wollen Sie jetzt mit mir reden?«
    Der große Kerl nickte resigniert.
    Ginelli ließ sich von Heilig berichten, was in der letzten Nacht alles geschehen war. Als Heilig mit seiner Erzählung fast fertig war, kam ein Staatspolizist auf sie zu, um festzustellen, wer Ginelli sei. Er warf nur einen kurzen Blick auf Ginellis Ausweis und trottete mit besorgter und zugleich be-eindruckter Miene schnell wieder davon.
    Heilig behauptete, daß er schon bei den ersten Schüssen aus dem Wagen gesprungen wäre, den Schützen anhand des aufblitzenden Mündungsfeuers lokalisiert hätte und den Hügel an der linken Seite hinauf gerannt wäre, um ihm von der Flanke her in den Rücken zu fallen. Aber in der Dunkelheit wäre er über einen Baumstumpf oder so was ähnliches gefallen, mit dem Kopf auf einem Stein Aufgeschlagen und eine Weile bewußtlos gewesen. Zur Unterstreichung seiner Geschichte deutete er auf einen blauen Fleck an seiner linken Schläfe, der ermutlich schon drei Tage alt war und den er sich wohl bei einem Sturz im Suff zugezogen hatte. Aha, dachte Ginelli und blätterte die Seite in seinem Notizbuch um. Er hatte genug von dem Hokuspo-kus. Es wurde langsam Zeit, daß er zur Sache kam.
    »Vielen Dank, Mr. Heilig, Sie sind mir eine große Hilfe gewesen.«
    Das Reden schien den Riesen beschwichtigt zu haben.
    »Nun ja... das ist schon in Ordnung. Tut mir leid, daß ich Sie vorhin so angefahren habe. Aber wenn Sie an unserer Stelle wären....» Er zuckte die Achseln.
    »Bullen«, sagte seine Frau hinter ihm. Sie lugte aus der Tür heraus, wie ein sehr alter, sehr müder Dachs, der nach-sehen wollte, wie viele Hunde um ihn herumwimmeln und wie bösartig sie aussahen. »Überall Bullen, wohin wir auch kommen. Das ist normal. Aber das hier ist anders. Die Leute haben

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