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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mitgebracht hat?«
    »Jap.«
    Billy warf den Ausweis zurück. »Sieht fast echt aus.«
    »Abgesehen vom Bild«, bemerkte Ginelli leise, »ist er's.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, während Billy versuchte, sich diesmal keine Gedanken darüber zu machen, was Spezialagent Stoner passiert sein könnte und ob er Kinder gehabt hätte.
    Schließlich sagte er: »Du hast also zwischen den beiden Plymouths geparkt und dem Bullen deinen FBI Ausweis unter die Nase gehalten, und das alles, nachdem du erst fünf Minuten vorher in einer Kiesgrube nach einer Leiche gegraben hattest, um ihr den Wagenschlüssel aus der Tasche zu ziehen.«
    »Nee«, sagte Ginelli, »es waren wohl eher zehn Minuten.«
    Auf seinem Weg ins Lager hinunter entdeckte er zwei Männer, die hinter dem Einhornlaster am Boden knieten. Sie waren leger gekleidet, aber ganz offensichtlich Polizisten. Beide hatten eine kleine Gartenkelle in der Hand. Ein dritter Beamter stand über ihnen und beleuchtete mit einer starken Taschenlampe die Stelle, an der sie die Erde umgruben.
    »Halt, Moment, hier ist wieder eine«, sagte einer der beiden. Er holte mit der Kelle eine Kugel aus der Erde und ließ sie in einen Eimer fallen. Ping! Zwei Zigeunerjungen, offensichtlich Brüder, standen daneben und beobachteten sie.
    Ginelli war eigentlich ganz froh, daß die Bullen da waren.
    Niemand hier wußte, wie er aussah, und auch Taduz Lemke hatte nichts als einen dunklen Rußflecken gesehen. Außerdem war es völlig plausibel, daß ein FBI-Agent an einem Ort auftauchte, an dem eine Schießerei stattgefunden hatte, in der eine russische Automatikwaffe die Hauptrolle spielte.
    Aber Ginelli hatte großen Respekt vor Taduz Lemke bekommen. Und dahinter steckte mehr, als nur das Wort, das man Spurton auf die Stirn geschrieben hatte; es war die Art, wie der Alte nicht von der Stelle gewichen war, als die 30-Kaliberkugeln aus der Dunkelheit auf ihn zugeflogen waren.
    Und dann war da natürlich noch das, was mit William geschah. Er spürte, daß es durchaus im Bereich des Möglichen lag, daß der alte Mann ihn erkennen würde. Er könnte es an seinen Augen ablesen oder auf seiner Haut riechen oder was auch immer.
    Unter keinen Umständen hatte er die Absicht, sich von dem alten Zigeuner mit der abfaulenden Nase anfassen zu lassen.
    Es war das Mädchen, auf das er es abgesehen hatte.
    Er durchquerte den inneren Kreis und klopfte an die Tür eines abseits stehenden Wohnwagens. Er mußte zweimal anklopfen, bevor die Tür von einer etwa vierzigjährigen Frau mit ängstlichem, mißtrauischem Blick geöffnet wurde.
    »Was immer Sie wünschen, wir haben es nicht«, sagte sie.
    »Bei uns gibt es große Probleme, Mister. Tut mir leid, wir haben geschlossen.«
    Ginelli zeigte ihr seinen Ausweis. »Spezialagent Stoner, Ma'am, FBI.«
    Ihre Augen weiteten sich. Sie bekreuzigte sich schnell und sagte etwas auf romani, dann wieder auf englisch: »O
    Gott, was kommt als nächstes? Hier stimmt überhaupt nichts mehr. Seit Susanna tot ist, scheint ein Fluch auf uns zu liegen. Oder ...«
    Sie wurde von ihrem Mann zur Seite gestoßen, der sie an-raunzte, sie solle das Maul halten.
    »Spezialagent Stoner«, fing Ginelli von vorne an.
    »Ja, ich hab' gehört, was Sie gesagt haben.« Er kletterte schwerfällig aus dem Wagen. Ginelli schätzte ihn auf fünfundvierzig, aber er sah älter aus. Er war ein extrem großer Mann, der aber seinen Rücken so krumm hielt, daß er beinahe mißgestaltet wirkte. Über grellfarbigen, ausgebeulten Bermudas trug er ein Disneyworld-T-Shirt. Er roch nach billigem Rotwein und Erbrochenem. Er sah ganz so aus wie die Art von Männern, denen so etwas häufiger passiert. So drei-, viermal die Woche. Ginelli glaubte, ihn von der vorherigen Nacht wiederzuerkennen - es sei denn, es gäbe noch mehr ein Meter neunzig bis ein Meter fünfundneunzig große Kerle unter den Zigeunern. Billy erzählte er, daß der Mann mit der Grazie eines blinden Epileptikers, der gerade einen Herzanfall erlitt, aus der Schußlinie gesprungen war.
    »Was wollen Sie? Wir haben die Bullen schon den ganzen Tag auf dem Hals. Wir haben die Scheißbullen immer am Hals, aber das hier ist ... einfach ... lächerlich« Er sprach mit häßlich lauter Stentorstimme, und seine Frau redete eifrig in Romani auf ihn ein.
    Er wandte den Kopf zu ihr um: »Det krigiska jag-hallerl«
    Und als ob er sein gutes Benehmen unter Beweis stellen wollte, übersetzte er: »Halt's Maul, du alte Hexe!«
    Dann wandte er sich wieder

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