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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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›Einspruch, Euer Ehren! ‹ zu rufen, und dann verliert man die Hose, und keiner hatte es nötig, auch nur ein gottverdammtes Wort darüber zu verlieren.
    »Tja«, sagte er und lachte ein wenig, wohl um die Scham zu überdecken.
    »Wieviel?«
    »Die Waage oben zeigt an, daß ich auf 188 runter bin.«
    »Oh, Himmel!«
    Er nickte zu ihrer Zigarette hin. »Kann ich eine davon haben?«
    »Klar, wenn du willst. Billy, du wirst Linda nichts davon sagen - nicht ein Wort!«
    »Ist gar nicht nötig«, antwortete er und zündete sich die Zigarette an. Beim ersten Zug wurde ihm schwindelig. Das war ganz gut so; der Schwindel war ein angenehmes Gefühl. Jedenfalls war er besser als das dumpfe Entsetzen, das sich mit dem Ende der selektiven Wahrnehmung eingestellt hatte. »Sie weiß, daß ich immer noch abnehme. Ich sehe es ihrem Gesicht an. Mir ist bis heute abend gar nicht richtig bewußt geworden, was ich die ganze Zeit gesehen habe.«
    »Du mußt noch einmal zu Houston gehen«, sagte sie. Sie blickte immer noch furchtbar verängstigt, aber der verwirrte Ausdruck von Zweifel und Trauer war jetzt aus ihren Augen gewichen. »Diese Stoffwechseluntersuchungen...«
    »Heidi, hör mir mal zu«, unterbrach er sie ... und schwieg dann.
    »Was?« fragte sie. »Was ist, Billy?«
    Einen Augenblick lang war er versucht es ihr zu sagen, ihr alles zu erzählen. Etwas hielt ihn davon ab, und später war er sich nie mehr sicher, was es eigentlich gewesen war ... nur, daß er in genau dem Augenblick, während er auf der Kante seines Schreibtisches saß und ihr ins Gesicht sah, während ihre Tochter im Nebenraum fernsah, während er eine von ihren Zigaretten in der Hand hielt, plötzlich einen Anfall von bestialischem Haß auf sie verspürte.
    Die Erinnerung an das, was passiert war - was gerade in dem Augenblick passierte –, als die alte Zigeunerin vor ihnen auf der Straße auftauchte, stand blitzartig wieder vor seinen Augen. Heidi war zu seinem Sitz herübergerutscht und hatte ihren linken Arm um seine Schulter gelegt ... und dann, als ihm noch gar nicht klar war, was da geschah, hatte sie den Reißverschluß seiner Hose heruntergezogen. Er hatte gespürt, wie ihre sanften und ach so geschickten Finger durch den Spalt und kurz darauf durch die Öffnung in seiner Unterhose geschlüpft waren.
    In seiner Teenagerzeit hatte Billy Halleck gelegentlich (mit schwitzenden Händen und gierigen Augen) die Journale verschlungen, die seine Klassenkameraden als ›Streichelbücher‹ bezeichnet hatten. Und in diesen ›Streichelbüchern‹ war es bisweilen vorgekommen, daß eine ›heiße Biene‹ ihre ›wohl ausgebildeten Finger‹ um das ›ersteifende Glied‹ eines Mannes legte. Nichts weiter als gedruckte erotische Träume, natürlich ... nur jetzt saß seine eigene Frau Heidi neben ihm und spielte mit seinem steifwerdendem Glied.
    Und, bei Gott, sie fing tatsächlich an, ihn zu befriedigen.
    Er hatte ihr einen verwunderten Seitenblick zugeworfen und ihr leichtes Lächeln auf den Lippen gesehen.
    »Heidi, was hast du ...«
    »Schhh. Sag jetzt nichts.«
    Was war in sie gefahren? Sie hatte so etwas noch nie zuvor gemacht, und er hätte schwören können, daß ihr so ein Gedanke vorher nie in den Sinn gekommen wäre. Aber jetzt tat sie es, und die alte Zigeunerin war ihnen direkt vor den Wagen...
    Oh, komm, sag doch die Wahrheit! Wenn dir schon die Schuppen von den Augen fallen, kannst du dich auch gleich den Tatsachen stellen, findest du nicht? Es hat doch keinen Sinn, sich weiter zu belügen; dazu ist es jetzt zu spät. Bitte nur die Fakten, Madame.
    Na gut, die Fakten. Tatsache war, daß Heidis unerwartetes Handeln ihn wahnsinnig, über alle Maßen erregt hatte, vermutlich, weil sie so unerwartet kam. Er hatte mit der rechten Hand zu ihr hinübergelangt, und sie hatte ihren Rock hochgezogen und einen vollkommen normalen, gelben Ny-lonslip freigelegt. Dieser Slip hatte ihn vorher noch nie erregt, aber jetzt tat er es ... vielleicht war es auch die Geste, mit der sie den Rock hochgezogen hatte. Auch das hatte sie noch nie zuvor getan. Tatsache war, daß fünfundachtzig Prozent seiner Aufmerksamkeit von der Straße abgelenkt waren. In neun von zehn solcher Situationen wäre die Sache wahrscheinlich trotzdem gut ausgegangen. Unter der Woche waren Fairviews Geschäftsstraßen nicht nur ausgesprochen ruhig, sie schliefen geradezu. Doch lassen wir das mal beiseite. Tatsache war, daß er sich eben nicht in einer von neun anderen Situationen, sondern

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