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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein gewaltsamer, ungezügelter Haß aus seinem Unterbewußtsein hervor - ein emotionaler Felsblock, der bei einer Explosion in der Tiefe in die Höhe ge-schleudert worden war. Aber auch das verging.
    Hör mir mal zu, hatte er gesagt, und wie eine gute Frau hatte sie ihm darauf geantwortet: Was ist, Billy?
    »Ich werde Houston noch einmal aufsuchen«, sagte er, was nun überhaupt nicht das war, was er ursprünglich hatte sagen wollen. »Ich werde ihm sagen, er soll mich für die Stoffwechseluntersuchungen anmelden. Wie soll Einstein immer so schön gesagt haben: ›Scheiße, was soll's?‹«
    »Oh, Billy«, sagte sie und streckte ihre Arme nach ihm aus. Er lehnte sich an sie, und weil ihm ihre Wärme Trost bot, schämte er sich über den flammenden Haß, den er einen Augenblick vorher noch gespürt hatte... doch während der folgenden Tage, als der Fairview-Frühling in seiner ge-mächlichen und zögernden Art in den Fairview-Sommer überging, kam dieser Haß immer wieder in ihm auf, obwohl er tat, was er konnte, um ihn abzuschalten oder zu unterdrücken.

10. Kapitel: 179
    Er ließ sich von Houston einen Termin für die Stoffwechseluntersuchungen geben. Houston klang weit weniger optimistisch, als er hörte, daß Halleck ständig weiter abgenommen und seit der letzten Untersuchung vor einem Monat neunundzwanzig Pfund verloren hatte.
    »Es ist immer noch möglich, daß sich eine ganz normale Erklärung für das alles findet«, sagte er, als er drei Stunden später wieder anrief, um den Termin zu bestätigen und Billy die Informationen durchzugeben. Da wußte Billy alles, was er zu wissen brauchte. Die ›ganz normale Erklärung‹ der Houston sich so gut wie sicher gewesen war, war nun zur unbekannten Größe geworden.
    »Aha«, sagte er und guckte auf die Stelle hinunter, an der einst sein Bauch gewesen war. Er hätte nie geglaubt, daß er diesen hervortretenden Wanst einmal vermissen würde, diesen Ballon, der schließlich so dick geworden war, daß er seine eigenen Schuhspitzen nicht mehr sehen konnte. Er hatte sich vorbeugen müssen, um nachzusehen, ob die Schuhe geputzt werden mußten.
    Er hätte es vor allem nicht geglaubt, wenn man es ihm an dem Tag gesagt hätte, an dem er, nach ein paar Drinks zuviel in der Nacht zuvor, die Treppe zum Gerichtssaal hinaufgekrochen war.
    Er hatte sich verbissen an seine Aktentasche geklammert, kalten Schweiß auf der Stirn gefühlt und sich gefragt, ob der Tag des Herzinfarkts nun gekommen sei, denn ein stechender Schmerz war ihm durch die linke Brusthälfte gefahren, hatte sich schließlich gelöst und war prickelnd den linken Arm hinuntergelaufen. Aber es war tatsächlich wahr, er vermißte seinen verdammten Bauch. Auch jetzt hatte er noch nicht so ganz begriffen, daß der Wanst auf gewisse Art,sein Freund gewesen war.
    »Wenn es eine ganz normale Erklärung dafür gibt«, sagte er zu Houston, »wie lautet die?«
    »Das werden die Leute von der Klinik dir sagen«, antwortete Houston. »Wir hoffen es.«
    Die Untersuchungen sollten in der Henry-Glassman-Klinik, einem kleinen Privatkrankenhaus in New Jersey, stattfinden. Man wollte ihn für drei Tage dabehalten. Der Kostenvoranschlag für Aufenthalt, Verpflegung und die Test-serien, die man mit ihm vorhatte, ließ Billy innerlich drei Kreuze schlagen, daß er eine vollständige Krankenversicherung abgeschlossen hatte.
    »Schick mir eine Gute-Besserungs-Karte«, sagte er frostig und legte auf.
    Sein Krankenhaustermin war am 12. Mai – also in einer Woche. In der Zwischenzeit beobachtete er, wie er langsam immer mehr abbaute und versuchte, der Panik, die seine coole Haltung allmählich zerstört, Herr zu werden.
    »Daddy, du verlierst zuviel Gewicht«, sagte Linda eines Abends beklommen beim Dinner. Halleck, wild entschlossen, nicht nachzugeben, hatte drei fette Koteletts mit Apfelsauce verdrückt. Und er hatte sich zwei Berge Kartoffelbrei genommen. Mit Sahnesauce. »Ich finde, wenn das eine Diät ist, solltest du damit aufhören.«
    »Sieht das so aus, als ob ich eine Diät machte?« fragte Halleck und deutete mit der Gabel, von der noch Sauce tropfte, auf seinen Teller.
    Er hatte es sehr sanft gesagt, aber in Lindas Gesicht fing es an zu zucken, und einen Augenblick später floh sie schluchzend, die Serviette vor die Augen gedrückt, vom Tisch.
    Halleck blickte seine Frau ratlos an, und sie blickte ebenso ratlos zurück.
    Auf diese Art geht die Welt unter, dachte er betroffen. Nkht mit einem Knall, sondern mit einem

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