Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
ich mich in die Decke und setzte mich vor den Spiegel. Lüsèlóng machte immer noch Jagd auf sie, aber meine Tiger waren für den Moment sicher. Kishans Augen fielen zu, und kurz darauf, zu erschöpft, um Wache zu halten, schloss auch Ren die Augen. Eine lange Weile beobachtete ich sie, und dann ging ich zum Spiegel und fuhr den Umriss von Rens pelzigem weißem Ohr nach.
»Ihr werdet es nicht schaffen. Er wird euch jagen, bis ihr vor Erschöpfung umfallt. Der Drache betrügt, und es gibt nicht genug Nahrung, damit ihr zwei überleben könnt. Kannst du mich hören, Ren?« Ich schlug mit der Hand auf die Stelle des Spiegels, wo Rens Gesicht war. »Du wirst sterben, und mit wem soll ich mich dann streiten? Ich werde die Gefährtin eines Drachen auf einer Insel, die gar nicht existiert, und ihr werdet zu Drachenfutter.«
Eine Träne tropfte auf meine Wange, und ich berührte das Glas mit der Fingerspitze, als wollte ich das Fell über seinem Auge streicheln. »So sollte es nicht enden. Ich konnte mich nicht einmal von dir verabschieden. So viele Dinge blieben ungesagt.« Ich schniefte und spürte, wie mir unzählige Tränen das Gesicht herabliefen. » Bitte, bleibt am Leben. Findet mich. Ich bin genau hier.«
Ich legte die Hand auf mein Herz und spürte es schlagen. Ich spürte auch die Verbundenheit mit ihm, das Seil, das mein Herz an seines band. Wenn ich die Augen schloss und mich konzentrierte, spürte ich das gleichmäßige Pochen seines Herzens im Schlaf. Ich presste beide Handflächen auf den Spiegel, eine auf jede Seite seines Kopfes, und drückte die Stirn an das Glas, während ich weinte.
Meine Augen fühlten sich heiß an, mein Herz war schwer. Dann begann mein Herz zu brennen, und es erfüllte mich mit Wärme. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und blickte in den Spiegel. Ren war wach. Er hatte den Kopf von den Pfoten gehoben und starrte mich an, als könnte er mich sehen. Erschrocken stieß ich mich vom Spiegel weg und keuchte leise auf, als ich sah, dass meine beiden Hände glühten. Als ich sie vom Glas nahm, verblasste das rote Licht.
Ren knurrte sanft und weckte Kishan, bevor sie sich wieder aufrafften. Er kam am Strand direkt auf mich zu und machte ein paar Schritte ins Wasser. Dann starrte er hinaus in die dunklen Wellen. Es war neblig, und ich wusste, dass selbst er mit seinen Tigeraugen die Insel in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Er hob den Kopf, als würde er in die Luft schnuppern, und dann, mit einem einzigen mächtigen Satz, sprang er ins Wasser. Er begann zu schwimmen. Kishan, verunsichert über Rens Verhalten, rannte am Strand auf und ab, doch schließlich stürzte er sich ebenfalls in die Brandung und holte seinen Bruder ein.
Sie kamen. Ich riss die Hände an den Mund, schluchzte vor Erleichterung und redete ununterbrochen auf den Spiegel ein, sprach ihnen Mut zu, damit sie auf gar keinen Fall aufgaben. Erneut presste ich die Hände auf das Glas, aber sie leuchteten nicht wie zuvor. Ich versuchte, ein Leuchtfeuer zu entzünden, aber mein Blitz gehorchte mir nicht. Das Einzige, was ich tun konnte, war wach zu bleiben und ihnen beim Schwimmen im dunklen Gewässer zuzusehen, wobei ich all meine Kraft aufwandte, um sie vorwärtszutreiben.
Ich betete stumm und hoffte, es gab auf dem Weg kein finsteres Seeungeheuer. Keinen schrecklichen Sturm, der sie unter sich begrub. Sie schwammen und schwammen, und eine Stunde später zogen sie ihre erschöpften Körper auf meine Insel und ließen sich mit letzter Kraft in den Sand sinken. Die restliche Nacht schliefen sie, während ich schweigend über sie wachte.
Sie schliefen noch, als die Dämmerung einbrach. Ich sah, wie der Drache ihren Schlafplatz auf der anderen Insel fand und ihrer Spur zum Strand folgte. Mehrere Minuten starrte er zum Ozean, dann rieb er sich das Kinn und lächelte. Mit einem tiefen Atemzug explodierte er zu seiner ursprünglichen Gestalt und erhob sich in die Lüfte. Der Spiegel wurde schwarz.
20
E ine Prinzessin, ei n D rache und z wei Ritter
I ch schreckte hoch, als der Turm bebte und schwere Schritte zu hören waren. Der Jäger warf krachend meine Tür auf und trat ein. Er trug nicht seine Jagdkleidung, sondern die Tunika und den Umhang eines Prinzen aus dem Märchen. Er betrachtete mich forschend.
»Was geschieht als Nächstes?«, wagte ich zu fragen. »Haben sie den ersten Teil des Spiels gewonnen?«
»Haben sie. Auch wenn du betrogen hast, dorogaja Dama .«
» Ich habe betrogen? Wie denn?«
»Du hast
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