Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
sie zu lieben, ist mein einziges Ziel.«
Mein Atem stockte, als seine Worte verhallten. Im Saal wurde es still und feierlich wie in einer Kirche. Es kam mir vor, als hätte er ein Gelöbnis abgelegt. Er konnte die Augen nicht von mir lösen, und auch ich konnte den Blick nicht abwenden. Mit absoluter Gewissheit wusste ich, dass er jedes einzelne Wort genau so meinte, wie er es gesagt hatte. Hätte es etwas gegeben, das er ausgelassen hatte, so war es höchstens, dass das Objekt seiner Begierde furchtbare Angst hatte, es nicht zu überleben, falls er sie noch einmal verlassen würde.
Während ich dasaß und in Rens Augen starrte, hatte ich eine Erleuchtung. Der grüne Drache hatte mich gezwungen, mein Herz für Ren zu öffnen, ihm die Tiefe meiner Gefühle einzugestehen, und in diesem Moment erkannte ich mit einem Mal, dass ich der selbstsüchtigste Mensch auf Erden war. Ich war ein Feigling. Ein Angsthase. Ich war wieder meinem alten Lebensprinzip erlegen, hatte mich auf Plan B für emotionale Traumata verlassen. Kishan an mich zu binden, bedeutete, kein Risiko eingehen zu müssen. Er war mein Schutzschild gegen meine Liebe zu Ren.
Ich liebte Kishan, und ich war überzeugt, dass ich mit ihm glücklich sein könnte, aber Rens Liebe war ein alles verzehrendes Feuer, während Kishans eher einem … kleinen Heizofen glich: Gemütlich, beständig, zuverlässig. Beide hielten mich warm, doch nur einer von ihnen hatte die Macht mich zu verbrennen, in Schutt und Asche zu legen. Würde Kishan mich verlassen, würde ich weinen und wäre verletzt, doch ich könnte weiterleben. Ren zu lieben, war wie eine tickende Bombe zu lieben. Wenn er hochging, und es war nur eine Frage der Zeit, bis es wieder geschah, würde er alles in einem Umkreis von zehn Meilen zerstören. Und natürlich stand ich dann mitten im Zentrum der Zerstörung. Granatsplitter hatten mein Herz zerfetzt. Zweimal. Kishan hatte versucht, die Teile aufzusammeln und sie mit bloßem Willen zusammenzufügen, aber da gab es Löcher. Stücke fehlten.
Oh, mein Herz versuchte, mich zu täuschen. Es schlug fester, gesalbt von Rens Worten, seinen Versprechungen, doch letzten Endes spielte es keine Rolle. Etwas oder jemand würde mir Ren entreißen, oder er würde sich wieder edelmütig opfern, und ich wäre genau dort, wo ich mich jetzt befand, nur dass mich Kishan dann längst aufgegeben haben würde und ich mutterseelenallein dastünde. Ich musste eine Entscheidung treffen. Ich musste mich zwischen der feurigen Liebe Rens entscheiden, nach der ich mich derart verzweifelt sehnte, dass ich manchmal das Atmen vergaß, und dem gleichmäßigen Glühen, dem wunderbaren Trost und der unendlichen Güte, die Kishan mir bot.
Nach einem langen Moment der fast greifbaren Stille sog Ren scharf die Luft ein. Seine Brust hob sich, als hätte er vergessen, wie man atmete. Ich antwortete auf dieselbe Art, und ganz allmählich schob sich meine Umgebung in mein Bewusstsein zurück. Ich drängte meine Gedanken beiseite und versuchte mich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die vor uns lag, während Ren seine Aufmerksamkeit wieder J ın sèlóng zuwandte.
»Zweifelst du an der Aufrichtigkeit unserer Worte, Drache?«
J ın sèlóngs Hals hatte sich purpurn verfärbt, als würde allein die Vorstellung, sich in mich verlieben zu müssen, ihn zu ersticken drohen. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Der Drache wandte sich mir zu und hielt mir das Tuch hin. »Nimm es zurück! Ich werde meinen Schatz nicht deinetwegen verlieren du, du … Sukkubus!«
Ren hob die Hand. »Na, na, J ın sèlóng. Hältst du uns etwa für blutige Anfänger? Wir wollen es nicht zurück. Du hast es dir redlich verdient, und mit ihm das Mädchen.«
»Nehmt es! Bitte! Ich gebe euch Juwelen und noch mehr Gold.«
Ren rieb sich das Kinn und wog das Angebot ab. »Nein. Das reicht nicht. Es ist eine echte Bürde, an sie gekettet zu sein. Du hast nur einen winzigen Teil davon zu spüren bekommen. Glaub mir … Das Tuch zurückzugeben, wird dich weit mehr kosten.«
»Alles. Ihr könnt alles haben.« Er beugte sich vor und flüsterte laut: »Sie will mich dazu bringen, dass ich all meine Kostbarkeiten an … Menschen verschenke. Sie will«, er wedelte mit den Händen in der Luft, »dass ich einer Fee gleich Münzen unter Kopfkissen stecke. Das ist kein Leben für einen Drachen! Nein! Das kann ich nicht zulassen! Ihr müsst es zurücknehmen. Ich flehe euch an! «, schluchzte der Drache.
Ich spielte bei ihrem Spiel
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