Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
verausgabt. Ich erinnerte mich an Rens Dompteur im Zirkus, Mr. Davis, der mir einmal erzählt hatte, dass Raubkatzen den Großteil des Tages schliefen und ihre Energie explosionsartig einsetzten. Diese beiden hier waren erschreckend lange gesprintet, und Kishan war wie ein Eisbär geschwommen. Ich wusste, dass sie unsagbar erschöpft sein mussten.
Wir erkundeten die Pagode oberflächlich, suchten nach einem geeigneten Platz für unser Lager und stellten fest, dass sie kleiner war als die anderen zwei Unterwasserburgen. Allerdings war sie nicht kalt wie Yínbáilóngs Palast, sondern warm und dunkel.
Ich trocknete mich hastig ab, errichtete ein Zelt und rollte Schlafsäcke aus, während das Göttliche Tuch warme Kleidung herbeizauberte. Jeder von uns bestellte mithilfe der Frucht sein eigenes Abendessen. Kishan aß drei Pizzen, ich wünschte mir Großmutters Brötchen mit Soße und Hash Browns sowie ein Omelette herbei, während Ren gefüllte Cannelloni, Grissini und Salat wählte – das erste Gericht, das ich jemals für ihn gekocht hatte. Als ich ihm einen fragenden Blick zuwarf, hob er herausfordernd eine Augenbraue. Ich beschloss, ihn zu ignorieren, weshalb ich ihm den Rücken zuwandte und mich näher an Kishan kuschelte, der bereits bei seiner zweiten Pizza angelangt war.
»Willst du ein Stück?«
»Nein danke, ich habe selbst genug.«
Ansonsten sagte niemand ein Wort. Es herrschte eine sonderbare Stimmung. Wir aßen schweigend und trafen dann die letzten Vorbereitungen für die Nacht. Ich nippte an meiner heißen Schokolade und fragte mich, wie ich mich dagegen stählen könnte, in solch unmittelbarer Nähe von Ren in Menschengestalt zu schlafen. Kishan schien mit unserem Schlafarrangement keinerlei Probleme zu haben. Er kletterte einfach in seinen Schlafsack und begann zu schnarchen.
Ren drehte sich zu mir um. »Kommst du?«
»Ich … brauche noch eine Minute.«
Nachdenklich sah er mich eine Weile an, bevor er schließlich ins Zelt schlüpfte. Als ich das Unausweichliche nicht länger hinausschieben konnte, schob ich die Zeltklappe auf und seufzte leise angesichts des freien Platzes, den man mir zugewiesen hatte – genau zwischen Ren und Kishan. Rasch nahm ich meinen Schlafsack und stopfte ihn auf die andere Seite von Kishan. Dort war nur ein winziger Spalt frei, weshalb ich das Tuch bat, das Zelt zu verbreitern. Dann kletterte ich in meinen Schlafsack und drehte mich zur Zeltwand.
»Ich hätte dich im Schlaf schon nicht angegriffen«, sagte Ren leise.
»Zwischen euch beiden wird es zu heiß«, log ich.
»Wir hätten die Plätze tauschen können.«
»Es wäre mir nicht recht, wenn das Kishan eine falsche Botschaft vermitteln würde.«
Ich hörte ein lautes Seufzen. »Gute Nacht, Kelsey.«
»Gute Nacht.«
Stundenlang starrte ich die Zeltwand an, und obwohl Ren völlig ruhig dalag, hatte ich das Gefühl, als könnte auch er nicht in den Schlaf finden.
Als wir erwachten – oder in meinem Fall, als ich beschloss, mich zu rühren –, packten wir alles zusammen und erforschten die Siebte Pagode genauer. In dem Gebäude war es immer noch dunkel, und das Licht, das Fanindra ausstrahlte, erhellte nur einen kleinen Bereich. Wir fanden Zimmer voller Schätze. Gold, wertvolle Edelsteine und unbezahlbare Statuen lagen unordentlich auf den Böden und in den Regalen herum.
Als wir einen höhlenartigen Saal betraten, hörte ich einen Wasserfall, schmeckte den Ozean und vermutete, dass auch die Brüder etwas gerochen haben mussten, denn im selben Moment drängten sie sich vor mich. Wir schoben uns Zentimeter um Zentimeter vor und kamen zu einem mit Sand gefüllten kleinen Becken. Schachteln mit Räucherstäbchen lagen daneben auf einem Beistelltisch.
Ich sammelte ein paar Stäbchen ein, steckte sie genauso in den Sand, wie Ren es mit seinem getan hatte, und benutzte meine Kraft, um sie zu entzünden. Ein zarter Rauch kräuselte sich, der den Saal mit Kiefernduft erfüllte. Kishan öffnete eine weitere Schachtel und steckte weitere Stäbchen in das Becken. Ich entfachte auch sie, und meine Nase zuckte, als ich süße Blüten roch. Während die Räucherstäbchen brannten, bemerkten wir, dass es heller um uns her wurde.
Die Pagode war atemberaubend! Bisher hatten wir ihre Pracht überhaupt nicht würdigen können. Wir befanden uns in einem Saal, der so riesig war, dass ohne Weiteres Hunderte von Menschen darin Platz gefunden hätten. Goldene Säulen, die sich drei Stockwerke in die Höhe streckten, stützten
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