Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
Lotion auf rauer Haut
Eau de Cologne auf frisch rasierten Wangen
Leuchtenden Gesichtern, gestärkten Hemden, kurzen Röcken
Bemalten Lippen, rosa Wangen und frisierten Haaren.
Wir glänzen
Wir sind gezupft, geschmückt, parfümiert und gepudert
Wir kaufen Blumen, Schokolade, Kerzen und Schmuck.
Es ist nicht echt
Echte Liebe ist farblos, rau, stoppelig
Mütter, die Windeln wechseln
Zehennägel schneiden, Nase putzen, der Atem am Morgen
Sneakers und Pantoffeln statt Stöckelschuhen
Mausgraue Mähne
Stumpfe Strähnen
Liebe ist rissige Lippen, Ohrenschmalz, Stoppelbart
und ungepflegte Nägel
Liebe ist kratz-mir-den-Rücken, haarige Beine, du hast was zwischen den Zähnen, mein Liebling
Echte Liebe
Ist dem Ehemann ein Haar am Rücken zupfen
Großvaters Bettpfanne leeren
Am Freitagabend eine Jogginghose tragen
Geld sparen, nicht ausgeben
Fiebrige Gesichter mit feuchten Tüchern abtupfen
Löwinnen lecken ihre Jungen sauber
Affen zupfen einander Käfer aus dem Fell
Menschen waschen der verstorbenen Mutter noch einmal das Haar
Liebe ist Pflege
Ren saß eine Weile schweigend da und starrte auf das Papier. Mein Fuß klopfte nervös auf den Boden.
»Nun? Raus mit der Sprache.«
»Es ist ein wenig … düster. Aber es gefällt mir. Auch wenn Affen streng genommen ihren Artgenossen nicht aus Liebe die Käfer aus dem Fell zupfen. Es ist ihr Nachmittagssnack.«
Ich entriss ihm mein Notizbuch. »Und diese Art von Hingabe für einen Snack ist Liebe, eine hingebungsvolle Liebe für den Snack.«
Er musterte mich durch seine langen kohlrabenschwarzen Wimpern. »Du hast ein großes Herz und bist verletzt worden. Es tut mir leid, dass ich den Schmerz noch vergrößert habe.«
»Mach dir keine Gedanken.«
Ren berührte kurz meine Hand. »Ich kann an nichts anderes denken. Dann bis heute Abend.« Er drehte sich um, bevor er lächelnd auf den Korridor trat. »Halt einen Tanz für mich frei.«
Nachdem er fort war, trat ich an mein Bett und schlug das Seidenpapier zurück. In der Schachtel lag ein umwerfendes chinesisches Seidenkleid. Vorsichtig hielt ich es mir an. Das Kleid war in Rens Lieblingsfarbe gehalten, verschiedenen Farbschattierungen von Blau. Vom Hals bis zur Brust begann es in einem weichen Navy-Ton und wandelte sich dann in ein dunkles Graublau – der Farbe des Nachthimmels.
Auf das Kleid waren mit goldenen und silbernen Fäden Sterne, Monde, Planeten und wilde Drachen gestickt. Dazwischen kräuselten sich Reben und stilisierte Blumen, ebenfalls in Silber und Gold. Der hohe Kragen war typisch Mandarin, mit einem kleinen runden Ausschnitt und einem silbernen Posamentenverschluss. Das Kleid reichte mir bis zur Wade, und ich betrachtete gerade mit hochgezogener Augenbraue den unerhört langen Seitenschlitz, als ich das Etikett bemerkte.
Ren hat es gekauft. Er hat es nicht einfach mit dem Göttlichen Tuch gefertigt.
Genau in dem Moment klopfte Mr. Kadam an der Tür und brachte mir zwei weitere Schachteln. »Das Kleid ist reizend, Miss Kelsey. Hier haben wir noch die Schuhe und die Haarspangen, die eben angekommen sind. Nilima lässt ausrichten, dass sie in einer Stunde bei Ihnen sein wird, um Ihnen mit Ihrem Haar behilflich zu sein.«
»Ich habe noch nie ein so wunderschönes Kleid gesehen. Warum hat er es gekauft? Er hätte es doch mit dem Tuch fertigen können.«
Mr. Kadam zuckte mit den Schultern. »Das Kleid wird Qipao genannt. In der chinesischen Kultur ist es weit verbreitet. Rens Mutter trug es häufig. Womöglich werden Sie ein paar hier auf dem Fest in Indien sehen. Dennoch werden Sie wohl herausstechen, was meiner Ansicht nach der Grund ist, weshalb er es gekauft hat.«
»Oh. Danke. Dann sehen wir uns in zwei Stunden.«
»Ich freue mich schon auf die Festlichkeit.«
Wie versprochen klopfte Nilima eine Stunde später an meiner Badezimmertür, während ich gerade mein Haar glättete.
»Ah, perfekt. Ich habe eine besondere Frisur im Sinn, und für die ist glattes Haar vonnöten.«
Ich setzte mich auf einen Polsterstuhl vor dem breiten Spiegel und blickte Nilima an. Sie trug bereits eine knallorange Lehenga mit einer Bluse aus Samt, auf die seidene Applikationen genäht waren. Kristalle, Perlen, Pailletten und Tropfen aus geschliffenem Glas zierten ihren Rock und die Dupatta . Das lange dunkle Haar der schlanken Frau war gelockt und fiel ihr anmutig den Rücken hinab. An den Seiten wurde es locker von goldenen und orangefarbenen Schmetterlingsspangen gehalten, und schwere Goldohrringe
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