Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
Ozean nach der Kette ab und fand sie bald. Er kehrte genau in dem Moment an Land zurück, als Indra den Leichnam des erschlagenen Monsters ans Ufer zog und die Göttin für sich beanspruchte, da er den mächtigen Fisch erlegt hatte.
Shiva gab seine wahre Identität zu erkennen und erklärte Indra, dass er in Wirklichkeit keinen Fisch, sondern seinen Diener Nandi erschlagen hatte. Der tote Körper des Hais zuckte und verwandelte sich in den lebenden Nandi. Dann legte Shiva Parvati die Kette an. Als das Schmuckstück an seinem rechten Platz war, erinnerte sich Parvati, wer sie war, und umarmte ihren Gatten. Indra war erzürnt und bat die Dorfbewohner, das Urteil zu fällen, wer der wahre Gewinner sei.
Aber die Menschen waren Indra zwar dankbar, dass er den Hai erlegt hatte, die Liebe zwischen Shiva und Parvati jedoch war nicht zu übersehen. Eigentlich hatte Shiva vor, Indra zu töten, doch Parvati hielt ihn zurück. Sie flehte um Gnade für sein Leben, da schon zu viel Leid in ihrem Namen geschehen war. Shiva stimmte zu und brachte sie in Windeseile zurück in sein Königreich. Die Menschen in dem Dorf frohlockten und lebten wieder in Wohlstand, nun da der Schrecken der Meere fort war.
Aber Indra vergaß weder die Schmach noch den Streich, den man ihm gespielt hatte. Eines Nachts schlich er sich in das Heim von Shiva und Parvati und stahl die Kette. Er beschwor hohe Wellen und den Wind herauf, damit das Dorf, das ihn verraten hatte, überflutet werde. Alle Tempel, abgesehen von denjenigen, die Shiva und Parvati gewidmet waren, wurden von den Fluten überspült. Er ließ die Bauwerke als leere Monumente zurück, zur Mahnung, dass niemand übrig war, der die Götter anbeten konnte. Dann versteckte er die Kette und nahm die Gestalt des Hais an, um für alle Zeit über seine gestohlene Beute zu wachen und sich jene Wut vorzustellen, die den Gott Shiva jedes Mal überkommen musste, wenn er die nackte Kehle seiner Gattin sah.«
»Wow«, sagte ich. »Diese Geschichte ist auf so vielen verschiedenen Ebenen verstörend. Eines der Dinge, die mich an der indischen Mythologie verwirren, ist der Umstand, wie häufig sich die Namen ändern. Oder die Hautfarbe – erst ist sie golden, dann schwarz, schließlich pink. Ihre Namen wechseln – sie ist Durga, Kali, Parvati. Ihre Persönlichkeit wandelt sich – sie ist eine liebende Mutter, eine erbitterte Kämpferin, schrecklich in ihrem Zorn, schließlich eine zärtliche Geliebte; sie ist rachsüchtig, sie ist schwach und sterblich, dann wiederum mächtig und weiß sich zu verteidigen. Dann ihr Familienstand – manchmal ist sie Single, manchmal verheiratet. Es ist schwer, all die Geschichten auseinanderzuhalten.«
Ren kicherte. »Hört sich für mich wie eine ganz durchschnittliche Frau an.«
Ich funkelte ihn finster an, während Kishan zustimmend lachte.
»Und Haie? Bitte, bitte versprechen Sie mir, dass kein Hai die Kette bewacht.«
»Ich bin nicht sicher, was Sie erwarten wird. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass es dort keine gibt«, erwiderte Mr. Kadam.
»Hast du Angst, Kelsey? Das musst du nicht. Diesmal werden wir beide bei dir sein«, sagte Ren.
»Lasst es mich mit einem Shakespeare-Zitat sagen: ›Wie können doch nur die Fische in der See leben? Nun, ebenso, wie die Menschen zu Lande: die Großen fressen die Kleinen.‹ Und ich bin eine Kleine. Tiger können nicht gegen Haie kämpfen. Und demzufolge sollte ich wohl demnächst anfangen, meinen Unterwasser-Blitz zu trainieren.« Ich biss mir auf die Lippe. »Was, wenn ich mir selbst einen Stromschlag verpasse und sterbe?«
»Hm. Ein interessanter Denkanstoß«, sagte Mr. Kadam.
Ich umklammerte Kishans Hand. Als er sie aufmunternd drückte, fuhr ich fort: »Wenn ich wählen müsste, würde ich es lieber mit den fünf Drachen aufnehmen.«
Mr. Kadam nickte ernst. Ren und Kishan waren still, sodass Mr. Kadam das Wort ergriff: »Soll ich euch verraten, wohin es diesmal geht?«
»Ja«, sagten die Brüder wie aus einem Munde.
»Wir werden zu Indras Stadt fahren, der Stadt der Sieben Pagoden. Diese Stadt war berühmt für ihre sieben Tempel, deren Kuppeldächer mit reinstem Gold überzogen waren. Es handelte sich um eine alte Hafenstadt, die im siebten Jahrhundert erbaut worden war und neben Mahabalipuram an der Ostküste Indiens liegt. Nebenbei bemerkt, kaum ein Gelehrter glaubte an ihre Existenz, bis ein Erdbeben 2004 den Indischen Ozean heimsuchte und einen Tsunami auslöste, der Sandablagerungen und eine aufwendig
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