Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Kopf zur Seite, und in seinen goldenen Augen leuchtete Humor– was auch immer Charles beschäftigte, es konnte nicht allzu schlimm sein, denn sein Wolf machte sich offensichtlich keine Sorgen.
Ich werde mich um ihn kümmern. Bruder Wolfs Belustigung verpuffte. Wie deine Schwester Wölfin sich um dich gekümmert hat, als du sie brauchtest, um dich gegen die Chicago-Wölfe zu wehren.
» In Ordnung.« Anna wusste nicht, was sie davon halten sollte, da ihre Wölfin ihr geholfen hatte, Vergewaltigung und Folter zu überleben. Aber da die gestrigen Veränderungen in Charles sie optimistisch gestimmt hatten, entschied sie, dass es gut war, dass Bruder Wolf sich eingemischt hatte. Anna trocknete sich ihr Gesicht am T-Shirt-Saum ab und machte sich fertig.
Mit sauberem Gesicht und Schuhen an den Füßen suchte sie die Adresse aus dem Online-Stadtplan. » Wir haben Glück«, erklärte sie. » Es sind nur drei Kilometer.«
Auch um zwei Uhr morgens waren Passanten unterwegs, aber niemand schien es seltsam zu finden, dass Anna mit einem hundertfünfzig Kilo schweren Wolf die Straße entlanglief. Es konnte an der Rudelmagie liegen, die bewirkte, dass die Leute lediglich einen großen Hund sahen– oder sie gar nicht bemerkten. Sie hatte festgestellt, dass Rudelmagie launisch sein konnte. Sie kam und ging, ohne dass einer der Wölfe sie gezielt bewirkte. Bran konnte sie lenken, genauso wie Charles– aber Anna hatte trotzdem das Gefühl, dass die Magie überwiegend tat, was ihr gefiel.
Die Tatsache, dass sie scheinbar niemandem auffielen, konnte auch dem Überlebensinstinkt von Städtern geschuldet sein. Anna war in Chicago aufgewachsen. In einer Stadt beachtete man denjenigen nicht, dessen Aufmerksamkeit man nicht erregen wollte. Wer wollte schon, dass ein großer unheimlicher Wolf beschloss, dass man interessant sein könnte?
Bruder Wolf trug eine Leine, weil Bran der Meinung war, dass Halsband und Leine für die Menschen, denen sie begegneten, einen Unterschied machten– und den Werwolf nicht übermäßig störten. Das Halsband stammte aus einem großen Tierladen und besaß einen Plastikclip, der sicherstellte, dass sich kein Hund mit dem Halsband verfangen und erwürgen konnte. Und das bedeutete, dass das Halsband einen Werwolf nicht einmal eine Sekunde aufhielt, bevor das Plastik brach.
Auf dem Halsband stand Bruder Wolf , was Bran nicht gutgeheißen hatte. Er befürwortete weniger ehrliche Namen, die eher freundlich und niedlich klangen. Doch Charles’ Bruder hatte Anna erzählt, dass Charles sich in diesem Punkt ganz gegen seine Gewohnheit seinem Vater widersetzt hatte, bis dieser nachgab.
Die Adresse, die Leslie Fisher Anna gegeben hatte, gehörte zu einem der Hochhäuser, einem hohen schmalen Gebäude, das zwischen zwei noch höheren Wolkenkratzern stand. Anna hätte es auch ohne die Hausnummer identifiziert, die geschmackvoll in das Glas der Eingangstür graviert war, denn vor diesem Gebäude parkten die Einsatzfahrzeuge.
Niemand beachtete sie, als sie die Lobby betrat, obwohl im Eingangsbereich eine kleine Gruppe Polizeibeamter zusammenstand. Den Empfang besetzte ein junger Mann in der Uniform eines Wachdienstes; er wirkte bestürzt.
Spontan ging Anna zu ihm. » Entschuldigen Sie. Waren Sie im Dienst, als die junge Frau verschwunden ist?« Sie erwartete, dass er sie bat, sich auszuweisen, aber entweder stand er unter Schock oder er hatte sich einfach schon daran gewöhnt, alle Fragen zu beantworten, die ihm gestellt wurden.
» Lizzie«, sagte er, während sein Blick über Annas Gesicht huschte, dann auf Bruder Wolf fiel und sich wieder hob, als würde der riesige Wolf vor seinem Tisch verschwinden, wenn er ihn nicht beachtete. » Ihr Name ist Lizzie. Sie kam so gegen acht Uhr nach Hause, und ich habe nicht gesehen, dass sie wieder gegangen wäre. Und auf den Überwachungsbändern taucht sie auch nicht auf.« Er schluckte und schaute noch einmal kurz zu Bruder Wolf.
» Wer hat den Aufzug benutzt, nachdem sie nach Hause gekommen war?«
» Tim Hodge aus dem fünften Stock. Sally Roe und ihre Partnerin Jenny, aus dem achten. Das ist der größte Hund, den ich je gesehen habe!« Er klang ein wenig besorgt.
» Und Lizzie wohnt im zwölften?«
» Richtig.«
» Wie viele Leute nehmen die Treppe?«
» Die Leute aus den Büros in den ersten drei Stockwerken«, antwortete er, während er Bruder Wolf stirnrunzelnd musterte. Anna konnte hören, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, weil sein Stammhirn ihm
Weitere Kostenlose Bücher