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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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Kopf. Aber schließlich ging es ja nur um einen Kuss, auch wenn es ihr erster richtiger Kuss sein würde.
    Lucy wandte ihr Gesicht wieder Gray zu.
    » Leg deine Arme um mich«, flüsterte er.
    Auf einmal wurde Lucy klar, dass sie das eigentlich gar nicht wollte. Plötzlich verkrampfte sie sich innerlich vor Angst.
    Trotzdem legte sie die Arme um Grays Schultern, und er drückte sie fest an sich, eine Hand auf ihrem Rücken, die andere etwas tiefer auf ihrer Hüfte. Sein Gesicht beugte sich über ihres, und dann küsste er sie. Seine sanften Lippen berührten ihren Mund. Zart, ganz zart.
    Und dann immer fordernder.
    Später erinnerte sich Lucy, dass sie Nein gesagt hatte. Sie sagte es mehrmals; sie schrie es heraus, aber dann hielt er ihr einfach den Mund zu. Sie wehrte sich, so gut sie konnte. Und sie rief um Hilfe, die nicht kam. Auch das war ein furchtbarer Schock, denn sie hatte sich voll und ganz auf ihre eigene Stärke verlassen. Immerhin war sie Sportlerin. Sie war eine gute Hürdenläuferin und eine ganz passable Sprinterin. Sie schaffte zwanzig boy-style Liegestützen und hatte sogar Unterricht im Kickboxen genommen. Außerdem war sie davon ausgegangen, dass Gray nicht gerade stark war. Er war ein schmächtiger Bandfreak, verdammt noch mal! Sie hatte geglaubt, dass sie es jederzeit mit Gray Spencer aufnehmen und gegen ihn gewinnen könnte.
    Aber das war ein Irrtum.
    Am Ende, als Gray endlich fertig war, sie aber immer noch festhielt, kam der schrecklichste Moment. Gray blickte Lucy direkt ins Gesicht, und sie sah ihn fassungslos und verängstigt an.
    Es war unverkennbar Gray. Die Haare. Die Nase. Der Mund. Die Wangenknochen und der blasse Teint. Aber der Blick, mit dem er sie ansah…
    Das war nicht Gray Spencer. Obwohl es keinen Sinn ergab, spürte Lucy es instinktiv. Es war jemand anderer, der in Grays Körper steckte.
    Aber es kam noch schlimmer. Dieser Jemand, der nicht Gray war, sprach einen einzigen rhythmischen und schönen Satz aus Vokalen und Konsonanten in einer für Lucy fremden Sprache.
    Dann lächelte dieser Jemand, der nicht Gray war. » Fenella«, sagte er in demselben fremden Tonfall zu Lucy. » Ich hab wieder gewonnen, wie du siehst. Ich gewinne immer.«
    Und dann lachte er.

Kapitel 14
    Draußen auf dem sich rasch leerenden Hotelparkplatz hatte Zach Grays MINI Cooper entdeckt und direkt neben ihm geparkt. Das war der beste Platz, um Lucy abzufangen.
    Zach malte sich gerade aus, wie er Gray zum Beweis seiner Nüchternheit auf einer geraden Linie laufen und ihn einen Limerick wiederholen lassen würde, als er Gray im Zickzack aus dem Hotel kommen sah, so als sei er nicht sicher, wie er sich auf den Beinen halten sollte. Er ist bestimmt betrunken, stellte Zach fest, und Wut stieg in ihm hoch.
    Aber Lucy war nicht bei ihm.
    Zach hob die Hand und winkte Gray. » He! Spencer!« Gray schaute auf, erkannte Zach, hielt einen Moment inne und machte einen Schwenk. Gray fing wie verrückt an zu rennen, in die ganz falsche Richtung, weg von Zach, weg von seinem Wagen, zum anderen Ende des Parkplatzes am Waldrand.
    Was sollte das?
    Zach stand eine Weile unsicher neben dem MINI Cooper, während Gray im dunklen Wald verschwand. Wohin wollte Gray? Aber was noch wichtiger war: Wo war Lucy? Noch im Hotel? Oder war sie mit jemand anderem zur After-Party gefahren?
    Zach griff nach seinem Handy, aber es hatte keinen Sinn, weil Lucy ihres vergessen hatte.
    Mit einem Mal kamen ihm Zweifel. War das wirklich Gray gewesen, den er gerade gesehen hatte? Schließlich war es dunkel. Aber das Auto, neben dem er stand, gehörte eindeutig Gray.
    Nachdenklich runzelte er die Stirn und ging ins Hotel.
    In der Empfangshalle lungerten noch ein paar Schüler herum. Ein Mädchen meinte, sie habe Lucy und Gray noch mal nach oben zum Ballsaal gehen sehen. Zach eilte die Treppe hinauf und nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal. Er steckte den Kopf durch die Tür des Ballsaals. Doch da war niemand. Er rief Lucys Namen, der durch den leeren Raum hallte. Wieder griff er nach seinem Handy. Er konnte Lucys Freundin Sarah Hebert anrufen. Er wusste, dass die Party bei ihr zu Hause stattfand.
    Dann fiel Zachs Blick auf die Damentoilette. Er zögerte. Es war ihm nicht ganz wohl dabei, dort hineinzugehen. Aber irgendetwas drängte ihn dazu.
    Er stieß die Tür einen Spalt auf und rief: » Lucy? Ich bin’s, Zach. Bist du da drin? Lucy?«
    Manchmal kann Stille aufschlussreicher sein als jedes Geräusch. Zach konnte sich nicht erklären, wieso

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