Fluch von Scarborough Fair
waren alt genug, um ohne die Zustimmung seiner Eltern zu heiraten. Wenn Zach für ihr gemeinsames Leben auf seine Ersparnisse zurückgreifen musste, dann gab es dagegen keine rechtliche Handhabe. Dank seiner Großeltern würde das Geld nach seinen Berechnungen für drei Jahre reichen, wenn sie sparsam lebten.
Im Grunde bezweifelte er allerdings, dass er ohne den Rat und die Unterstützung seiner Eltern auskommen musste. Sie würden sich wohl kaum von ihm und Lucy oder von ihren langjährigen Freunden Soledad und Leo abwenden. Aber es war ziemlich wahrscheinlich, dass die Neuigkeiten zunächst ein Drama auslösen würden.
Aber auch dem heutigen Verlauf der Dinge war eine gewisse dramatische Spannung nicht abzusprechen. Zach und Lucy waren sich bereits einig, dass Soledad und Leo noch am selben Abend von ihrer Verlobung erfahren sollten. Natürlich hatten sie dabei nicht mit einer Überraschung in Sachen Miranda gerechnet. Und sie hatten nicht erwartet, dass sie zum McLean Hospital fahren würden.
Soledad war ins Haus gestürmt, kurz nachdem Lucy das nahtlose Filzhemd an der selbst gebastelten Schneiderpuppe zusammengestückelt hatte. Es war wohl das hässlichste Kleidungsstück, das jemals angefertigt worden war. Kurz bevor sie Soledad kommen hörten, hatte Zach Lucy einen Kuss gegeben, um ihr zur Fertigstellung des Hemds zu gratulieren. Danach hatten sie sich instinktiv losgelassen, obwohl sich Zach schon in der nächsten Sekunde fragte, warum, denn sie hatten nicht vor, ein Geheimnis daraus zu machen, und es mit eigenen Augen zu sehen, sagte mehr als tausend Worte.
Aber Soledad platzte mit eigenen Neuigkeiten heraus. » Lucy, du musst sofort mitkommen! Leo hat mich gerade aus dem McLean Hospital angerufen. Es geht um Miranda.«
Sobald sie wieder zu Atem gekommen war, fuhr sie fort. » Der Detektiv, den Leo beauftragt hat, hat Miranda in einem Obdachlosenasyl in Providence aufgespürt. Und er kennt einen Spezialisten im McLean Hospital, der Miranda zur Begutachtung dort eingewiesen hat. McLean! Das ist die beste Klinik, Lucy. Wir könnten uns die Behandlung niemals leisten, aber dieser Arzt erhält einen Zuschuss für bedürftige Patienten, die in ein bestimmtes Schema passen, und Miranda kommt dafür infrage. Falls sie mitmacht. Ich weiß, sie wird sich wahrscheinlich dagegen wehren– aber angenommen, sie lässt sich behandeln, dann muss sie nur noch die Papiere unterschreiben. Das McLean Hospital ist schön, und vielleicht gefällt es ihr ja dort. Wenn wir uns beeilen, können wir sie gleich besuchen, und vielleicht wird es diesmal…«
Soledad musste tief Luft holen. » Hallo, Zach.« Dann fiel ihr Blick auf die aus Klebeband gebastelte Schneiderpuppe mit dem Filzhemd. » Oh, du hast es geschafft. Hmm.«
» Scheußlich, was?«, sagte Lucy. » Aber es hat keine Naht.« Sie faltete die Hände und bewegte nervös die Finger. Zach sah, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden, und sie sprach jetzt fast so schnell wie Soledad: » Wir haben uns nur überlegt, woher wir wissen sollen, ob es funktioniert hat. Vermutlich werden wir es nie erfahren. Ich hab irgendwie ein magisches Funkeln oder so was Ähnliches erwartet. Tata! Und dann sagt eine Stimme: › Du hast die erste Aufgabe erfüllt! ‹ Aber es ist nichts dergleichen passiert. Jedenfalls noch nicht.«
» Es ist bestimmt okay«, meinte Soledad. Aber als sie das Hemd näher betrachtete, wurde sie unsicher. » Du könntest ja noch ein anderes…«
Lucys Fingerknöchel wurden wieder weiß.
» Ich finde es großartig«, erklärte Zach. » Wenn es erst mal trocken ist, wird es mir perfekt passen. Und es hat keine Naht. Fertig.«
Soledad runzelte die Stirn. » Es sollte nicht so trocknen. Es muss in der Maschine gewaschen werden, im Schonwaschgang. Durch das Hin und Her verschmelzen die Fasern miteinander. Wir– du solltest es gleich durchlaufen lassen.«
» Oh, ja«, sagte Lucy. » Du hattest es mir gesagt, aber ich hab’s vergessen. Vielleicht kommt der magische Moment, wenn wir es nachher aus der Waschmaschine nehmen.«
» Oder auch nicht«, meinte Zach. » Wir brauchen keinen magischen Moment. Ich wette, es ist jetzt schon magisch genug.«
Soledads Blick wanderte unschlüssig von dem Hemd zur Tür und wieder zurück. Offensichtlich wollte sie sowohl das fertige Hemd sehen als auch Miranda besuchen.
Und bestimmt will sie den neuen Arzt kennenlernen, den sie erwähnt hat, überlegte Zach scharfsinnig.
Er erinnerte sich an das, was Soledad beim
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