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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Not gelang es Leila, ein paar Stunden unruhigen Schlaf zu finden, ehe die ersten Sonnenstrahlen durchs Bullauge fielen.
Sie streckte sich, gähnte und schob Justins Arm, der quer über ihrer Brust lag, zum zwanzigsten Mal wieder zurück. Diesmal kam ein unwilliger, aber nicht näher identifizierbarer Laut zurück. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie ihn. Sein Gesicht war von goldenen Bartstoppeln überzogen und sein Haar zerzaust. Seine Brust hob sich regelmäßig. Ihr Blick wanderte zurück zu seinem leicht geöffneten Mund. Nicht zum ersten Mal fiel ihr die volle sinnliche Unterlippe auf. Erinnerungen, wie sich diese Lippen auf ihrem Mund angefühlt hatten, stiegen in ihr auf, und sie hob unwillkürlich die Hand, um sie zu berühren.
Doch dann ließ Leila sie wieder sinken. Die Zärtlichkeit, die sie empfand, machte ihr zu schaffen. Sie wollte nicht so fühlen, sie wollte nicht so viel fühlen, es reichte schon, dass sie sich körperlich zu ihm hingezogen fühlte. Wenn sie auch noch anfing, ihn zu mögen, war ein böses Erwachen unvermeidbar.
Es klopfte an der Tür und Leila stieg aus dem Bett. Das Frühstück war das gleiche wie am Vortag. Leila stellte alles auf den Tisch. Wieder ballte sich ihr Magen zusammen, als sie den Duft von gebratenem Speck einatmete.
Sie versuchte diese Tatsache zu ignorieren und begann mit ihrer Morgentoilette. Als sie mit der ausgeleerten Waschschüssel und dem Nachtopf zurück in die Kabine kam, saß Justin auf dem Bettrand, der fleischgewordene Kopfschmerz. Leila betrachtete ihn einen Moment und goss dann Kaffee in die beiden Becher. Damit ging sie zu ihm hinüber und reichte ihm einen.
Mit zusammengekniffenen Augen nahm er ihn entgegen. „Was zur Hölle ist gestern passiert?“, krächzte er.
„Du hast mit dem Kapitän Raki getrunken und wie es aussieht, verträgst nicht viel davon.“ Sie nippte an ihrem Kaffee. „Du hast niemandem Schaden zugefügt außer dir selbst, und geschlafen wie ein Toter.“
Er nahm die Mitteilung kommentarlos auf und blickte zum Tisch hinüber. „Vielleicht sollte ich etwas essen, damit es mir besser geht.“
Leila wusste zwar nichts Genaues, vermutete aber, dass sein Magen sich im gegenwärtigen Zustand möglicherweise nicht gerade über die Zufuhr von Eiern und Speck freuen würde. Deshalb schwieg sie, als er begann, die Mahlzeit in sich hineinzuschaufeln und hoffte, dass alles dort blieb, wo es bleiben sollte.
„Ich habe bei Kapitän Harris nachgefragt, ob wir heute das versprochene Bad nehmen können“, sagte sie und setzte sich aufs Bett.
„Gute Idee. Wann lässt er den Zuber bringen?“, fragte Justin zwischen zwei Bissen.
„Gar nicht. Wir legen heute am späten Nachmittag in Valetta an und bleiben einen Tag und eine Nacht. Der Kapitän ist der Ansicht, dass wir uns das Bad in einer Herberge bestellen sollen.“
„Ein Landgang? Davon wusste ich gar nichts.“ Justin schob den leeren Teller von sich. „Willst du wirklich nichts essen?“
„Vielleicht etwas von dem Brot und noch einen Kaffee.“
Er brachte ihr das Fladenbrot und füllte ihren Becher nach. „Im Grunde ist der Landausflug ja eine gute Idee. Aber ich habe kein Geld für eine Herberge. Vielleicht kann ich auf dem Markt die Frisiergarnitur oder das Rasierzeug verkaufen.“
Leila überlegte, ob sie ihm von den Schmuckstücken in ihrem Mantel erzählen sollte. Und entschied sich vorläufig dagegen. „Du hast ein Rasierzeug? Dann solltest du es benutzen“, sagte sie trocken. „Soll ich dich rasieren?“
Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Ist es so schlimm? Ich habe mich früher nicht öfters als ein- oder zweimal in der Woche rasiert.“
„Wir sind jetzt den dritten Tag an Bord, und ja, es ist nötig.“
Er sah sie unsicher an, dann ging er zu der Truhe und kramte darin herum. Schließlich förderte er ein Lederetui zutage, das er Leila reichte. Sie hatte ein Ensemble erwartet, das der Frisiergarnitur glich, aber der Griff des Rasiermessers war ebenso aus Gold wie der Fuß des Pinsels und der Rahmen des Rasierspiegels. Sogar das Seifenstück lag in einem kleinen goldenen Kästchen.
„Dafür sollten wir schon eine angemessene Unterkunft bekommen“, sagte sie trocken, „aber vorher werde ich es doch noch dazu verwenden, dich für den Ausflug hübsch zu machen.“
Während sie alles vorbereitete, wusch sich Justin und nahm aus der Truhe eine frische Hose samt Kaftan. Er band sein Haar zurück und setzte sich erwartungsvoll auf den Stuhl. „Du hast das sicher schon

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