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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Gletscher zu verwandeln, noch ehe er den Mund geöffnet hatte.
Sie reichte ihm nicht Hand, so blieb ihm nichts übrig, als sich zu verbeugen. „Lady Dexter.“
„Es erstaunt mich sehr, dass Sie es wagen, nach dem gestrigen Vorfall in meinem Haus zu erscheinen, My Lord Marquess. Zu Ihren Gunsten will ich annehmen, dass Sie sich entschuldigen möchten.“
„Auch das, aber meine Entschuldigung gilt in erster Linie Ihrer Gesellschafterin, Lady Dexter.“
„Ich nehme nicht an, dass Kate den Wunsch verspürt, Sie noch einmal zu sehen.“ Nicht nur ihr Blick, auch ihre Stimme ließ Eisblumen an den Fenstern erblühen.
Wenn sie ihn hinauswarf, würde er so bald keine zweite Gelegenheit bekommen, mit Leila zu sprechen. „Das käme auf einen Versuch an. Sagen Sie ihr bitte, dass ich hier bin, um mich für die peinliche Verwechslung und mein Benehmen zu entschuldigen.“
In der vergangenen Nacht hatte er beschlossen, Leilas Spiel mitzuspielen und abzuwarten, wohin es führte. Vielleicht ergab die Charade einen Sinn, wenn er alle Teilchen vor sich hatte.
Ohne sichtbare Gemütsregung ließ er Lady Dexters schweigende Musterung über sich ergehen. Dennoch fiel ihm ein Stein vom Herzen, als sie schließlich kurz angebunden sagte: „Ich werde sehen, ob sich Lady Dowbridge mit Ihnen unterhalten möchte.“
Sie verließ den Raum, um kurz darauf tatsächlich mit Leila zurückzukommen. Bei ihrem Anblick beschleunigte sich Justins Herzschlag. Sie trug ein hochgeschlossenes, elfenbeinfarbenes Tageskleid ohne sonderliche Raffinesse. Ihr locker hochgestecktes Haar betonte ihre klaren Gesichtszüge und die kleinen Perlen, die an ihren Ohrläppchen glänzten.
Am vergangenen Abend war sie ihm wie die Personifizierung der mythischen Venus erschienen. Samtige Haut, üppige Kurven, volle Lippen und anmutig geformte Arme. Eine Göttin, die den Sterblichen Audienz gewährte.
Jetzt sah sie wie ein Mensch aus, ein gelangweilter und verärgerter Mensch zwar, aber immerhin ein Mensch. Er riss sich zusammen und verbeugte sich vor ihr. Wie Lady Dexter reichte auch sie ihm nicht die Hand.
„Lady Dowbridge, ich bin gekommen, um mich für mein gestriges Betragen zu entschuldigen.“
Sie sah ihn unverwandt an, und er hatte Mühe, nicht in diesen tiefvioletten Seen zu ertrinken.
„Wie Sie richtig vermutet haben, erlag ich einer Verwechslung, Lady Dowbridge. Ich habe eine Frau gekannt, die Ihnen äußerlich sehr ähnelt und ließ mich ungestümerweise dazu hinreißen, an diese Bekanntschaft anzuknüpfen.“
Leila blickte ihn weiterhin schweigend an, so fuhr er fort: „Es war die Freude, die mich alle nach meiner Gefangenschaft mühsam erlernten gesellschaftlichen Umgangsformen vergessen ließ.“
„Freude?“ Die Ungläubigkeit in ihrer Stimme verriet sie, ehe sie hinzufügen konnte: „Die … Äußerungen in der mir unverständlichen Sprache klangen mir nicht eben nach Freude.“
„Doch, es war Freude, die ich empfunden habe, auch wenn ich sie nicht in die richtigen Worte fassen konnte“, antwortete er gelassen. „Aber natürlich hat sie nicht Ihnen gegolten, Lady Dowbridge, deshalb bitte ich Sie, meine Entschuldigung anzunehmen.“
Ihr Rücken straffte sich. „Ich nehme Ihre Entschuldigung an, My Lord Wexford.“
„Sie sehen mich erleichtert, Lady Dowbridge. Darf ich Sie zum Zeichen meiner Aufrichtigkeit zu einer Ausfahrt in den Hyde Park einladen?“
Serena räusperte sich. „Ich glaube, das wird nicht nötig sein, Lord Wexford. Wir sind von Ihrer Aufrichtigkeit überzeugt. Und mehr gibt es dazu nicht zu sagen, nicht wahr Kate?“
„Ich stimme dir zu, Serena. My Lord Wexford, ich bedanke mich für Ihren Besuch.“ Sie reichte ihm die Hand, und er hob sie andeutungsweise an die Lippen. Dabei achtete er darauf, dass sie den Amethystring sah, den er am kleinen Finger trug. Wie erwartet, erstarrte ihre Hand in seiner. Sofern er noch einen Beweis gebraucht hätte, dann hatte er ihn gerade bekommen.
„Ich danke, dass Sie mich empfangen haben, Lady Dowbridge. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder.“ Er ließ ihre Hand los und wandte sich an Serena, die bereits nach dem Butler geläutet hatte. „Lady Dexter, Ihr ergebener Diener.“
Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ Justin den Raum und folgte dem Butler zur Tür. Es war nicht so gelaufen, wie er es geplant hatte, aber immerhin wusste Leila nun, dass er nicht so einfach aufgeben würde.
Er setzte sich in seine Kutsche und wartete. Nach einer guten halben Stunde hatte er

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