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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Vor allem aber, weil ich die Befürchtung hege, daß Fronja von den Dunklen Mächten bedroht wird.«
    Die Hexe schien zu erschrecken.
    »Welchen Rang hast du inne, daß du dich nicht scheust, ihren Namen in den Mund zu nehmen?«
    »Nenne mich den Sohn des Kometen.«
    Vina wurde plötzlich sehr nachdenklich. Der Blick, mit dem sie Mythor bedachte, war ein anderer als kurz zuvor.
    »Ich trug ihr Bildnis auf der Brust«, fuhr er fort. »Beim Kampf gegen einen Deddeth, den die Dämonen erschufen, verlor ich es jedoch und alles, was mir blieb, ist dies.« Mit einer heftigen Bewegung öffnete er das Oberteil seiner Kleidung und ließ die Hexe sehen, daß er nicht gelogen hatte, wenngleich die Narbenlinien Beweis für vieles sein konnten.
    »Fronja, die Tochter des Kometen, steht über dieser Welt«, sprach Vina. »Ihr untergeordnet sind die zwölf Zaubermütter, so viele, wie das Jahr Monde hat, und jeder Mond ist gleich dem Zeichen einer von ihnen. Jede Zaubermutter hat wiederum eine Schar von Hexen unter sich, die den Amazonenführerinnen zur Seite stehen. Die Amazonen herrschen über Grafschaften, von denen stets mehrere zu Königreichen zusammengefaßt sind; die Königinnen aber beugen sich den Entscheidungen des Amazonenrats und den Weisungen der Hexengilde.
    Ich sage dir das, damit du die Bedeutung Fronjas erkennst. Viele Bewohner Vangas wissen nicht, daß es sie wirklich gibt, in Fleisch und Blut, denn sie lebt wohlbehütet an einem sicheren Ort. Deine Befürchtungen sind also unnütz.«
    Ein lauter Schrei ertönte aus unmittelbarer Nähe. Mythor warf der Hexe einen fragenden Blick zu, dann wirbelte er herum. Seine Augen suchten das dichte Unterholz zu durchdringen.
    »Ich werde dein Geheimnis bewahren«, versprach Vina schnell, »und der Sache nachgehen, sobald es mir möglich ist.«
    Hinter einigen Sträuchern entstand eine heftige Bewegung. Gleichzeitig wurde wütendes Gezeter laut.
    »Übles Blendwerk!« schrillte Ramoas Stimme durch den Wald. »Teufelsspuk. Stell dich zum Kampf, Bestie.«
    »Ha«, erklang ein Fauchen. »Du mußt von Sinnen sein, Weib. Gib mir mein Schwert zurück, oder ich werde dir den Hintern verbrennen, daß du etliche Nebel nicht mehr sitzen kannst.«
    »Stirb, Dämon!«
    »Gerrek?« Ungläubig wandte Mythor sich zu Vina um.
    Ein Drachenschädel fuhr aus dem Gebüsch hoch. Ihm folgten zwei kräftige Fäuste, die sogleich auf etwas, das unsichtbar blieb, herniederschmetterten.
    »Du wagst es, mich zu schlagen, du Ungeheuer«, schrie Ramoa auf. »Du wirst dich niemandem mehr entgegenstellen, wenn ich…«
    »Aufhören, ihr Narren!« Vina eilte auf das Gestrüpp zu, das sich, wie von Geisterhand bewegt, vor ihr teilte. Mythor blickte ihr lächelnd hinterher, als ein Geräusch ihn veranlaßte, sich umzudrehen.
    Am Strand setzte ein Luftschiff zur Landung an. Es war Burras Ballon. Die Amazone schwang sich von der Gondel in den weichen Sand. Sie kam auf Mythor zu.
    »Honga«, rief sie, und ihr Gesicht blieb unbewegt. »Ich sah den Zugvogel in der Gewalt mehrerer Medusen und folgte ihm, um zu helfen. Allerdings fürchtete ich, daß keiner von euch überlebt hätte.« Es war ihr nicht anzumerken, ob sie wirklich so dachte. Mythor blieb jedenfalls von Zweifeln nicht verschont.
    »Du wirst in meine Dienste treten«, erklärte Burra frei heraus. »Einen Mann, der mit dem Schwert umzugehen versteht, kann ich immer gebrauchen.«
    »Ich glaube nicht, daß Honga sich in deiner Nähe sonderlich wohl fühlen würde.«
    »Vina!« Die Amazone starrte der Hexe entgegen, die soeben aus dem Dickicht hervortrat. Hinter ihr erhoben sich Ramoa und der Beuteldrache – die Feuergöttin mit hochrotem Gesicht, Gerrek humpelnd und vorsichtig seinen Schädel betastend.
    Burra fing sich aber schnell wieder.
    »Als Befehlshaberin von Korum verlange ich, daß der Tau in meine Obhut überantwortet wird.«
    »Deine Ansprüche sind nicht größer als die Nukimas«, erwiderte Vina gereizt. »Wage also nicht zuviel.«
    »Du hast dich aus Korum zurückgezogen, dein Wort gilt nichts mehr«, keifte Sosona, die soeben aus dem Ballonkorb kletterte.
    »Wirst du Nukima das Recht ebenfalls streitig machen?« wollte Vina wissen.
    »Die Kriegerin Zahdas ist weit, also gilt Burras Befehl.«
    »Deine Augen werden alt, Sosona, wie auch dein Verstand. Oder ist das nicht Nukimas Schiff, das dort naht?«
    Burra und ihre Hexe blickten aufs Meer hinaus. Über das Gesicht der Amazone huschte ein Schatten mühsam verhaltenen Zorns. Ihr war klar,

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