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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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    *
     
    »Der Zugvogel stürzt ab!«
    Der Schrei einer Kriegerin ließ Nukima aufsehen. Von Anfang an kämpfte sie an Bord ihres Schiffes in vorderster Reihe. Inzwischen fühlte sie die Schwäche der Erschöpfung; sie war schweißüberströmt, ihr Haarknoten hatte sich gelöst, und das Haar hing ihr in wirren, nassen Strähnen ins Gesicht.
    Nukima sah, daß drei Medusen zugleich den Zugvogel angriffen. Gegen sie würde selbst Vina nur schwerlich bestehen können. Das Luftschiff verlor deutlich an Höhe und trieb kaum mehr als fünfzig Schritte über den Wellenkämmen führungslos dahin. Beide Steuerflügel waren abgeknickt.
    »Wir folgen ihnen!« entschied die Amazonenführerin spontan. Ein Gefühl sagte ihr, daß Vina und deren Begleiter Hilfe nötig hatten.
     
    5.
     
    Ohnmächtig mußten sie es geschehen lassen, daß der Sturm sie weiter nach Norden trieb.
    »Ich werde zum Ballon hinaufklettern.« Honga schob sein Gläsernes Schwert in die Scheide und griff nach einer Lanze. Aber Vina wehrte erschrocken ab.
    »Gegen drei Medusen zugleich kann selbst ein Held der Tau nicht bestehen.« Sie sprach es mit eigenartiger Betonung. »Sollen wir dich verlieren wie Gerrek?«
    »Nur die Kräfte der Magie können uns noch helfen«, nickte Ramoa.
    Interessiert verfolgte Honga, wie die beiden Frauen sich die Hände reichten und in einen Zustand der Trance verfielen. Hin und wieder zeigte ihm ein Blick durch die halb geöffnete Deckenluke, daß nichts sich veränderte. Ramoa trat der Schweiß auf die Stirn, sie begann zu zittern. Über ihre Lippen, die sich anfangs lautlos bewegten, drang ein verhaltenes Stöhnen.
    Dann zuckte es wie ein Blitz auf, der die Feuergöttin und die Hexe voneinander trennte. Während Ramoa zu Boden sank, taumelte Vina haltlos zurück und wäre ebenfalls gestürzt, hätte Honga sie nicht aufgefangen. Er sah in ihre dunklen, großen Mandelaugen, und ein eigenartiges Gefühl überkam ihn. Aber er wischte den Gedanken daran, daß dieses Weib begehrenswert war, schnell beiseite. Seine Liebe galt Fronja, jener bezaubernden Schönheit, deren Bildnis er für immer im Herzen trug. Sicher, es hatte andere Frauen in seinem Leben gegeben, aber das war Vergangenheit. Die Erfahrung hatte ihn heranreifen und zu einem jungen Mann werden lassen, der wußte, was er wollte. Nur eine wirkliche Liebe vermochte die Erfüllung zu bringen, nach der er sich im Grunde sehnte.
    Vinas Worte holten ihn aus seinen Gedanken in die rauhe Wirklichkeit zurück.
    »Wir werden kämpfen müssen«, kam es leise von ihr. »Nur einer der Luftgeister wich unserem Zauber. Mit den beiden anderen geht etwas Seltsames vor – sie werden von einer Magie abgeschirmt, die zwar nicht böse ist, aber dennoch unser Ende herbeizuführen vermag, wenn sie nur lange genug währt.«
    Schweigend zog Honga die Strickleiter zu sich heran.
    »Ich gehe mit dir!« rief Ramoa und erhob sich schwankend. »Zu zweit sind wir stärker.«
    Das Meeresrauschen wurde lauter. Es klang wie das Geräusch auflaufender Brandung. Vina eilte zu einer der Fensterhäute und blickte hindurch. Kaum höher als zehn Schritte über dem Strand einer Insel glitt der Zugvogel dahin.
    Von oben kam Hongas warnender Ausruf.
    »Festhalten!«
    Ein Wald wuchs vor dem Luftschiff auf; Bäume, die dreißig und vierzig Schritte emporragten. Der Ballon verfing sich im Geäst. Die Takelage ächzte und stöhnte, als die Gondel vom eigenen Schwung weitergetragen wurde und hart gegen einen Stamm prallte.
    Kreischend zerriß Drachenhaut. Vina fühlte sich hochgeschleudert und schlug hart auf, bevor sie den Sturz abfangen konnte.
    Ihr schwanden die Sinne.
    Als sie wieder zu sich kam, hatte jemand sie unter den Armen gepackt und schleifte sie fort von der Stelle, wo die schlaffe Ballonhülle herabsank. Dieser Jemand war Ramoa, und sie zerrte die Hexe in den trügerischen Schutz der Baumriesen.
    »Laß mich!« fuhr Vina auf. »Wir müssen Honga beistehen.«
    Wieviel Zeit mochte inzwischen verstrichen sein? Sicher waren es mehr als nur wenige Augenblicke, denn der Tau kämpfte nur noch gegen eine Meduse. Diese allerdings, obwohl bereits schwer angeschlagen, stürzte sich mit der Wildheit des Bösen auf ihn.
    Die Art, wie Honga sich seiner Haut erwehrte, stimmte Vina nachdenklich. Er war anders als die Männer von Vanga, wirkte nicht nur ungewöhnlich kräftig, sondern schien auch weit mehr Verstand zu besitzen als andere seines Geschlechts.
    Wer ist er wirklich? Diese Frage brannte der Hexe

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