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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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daß sie ein zweites Mal verloren hatte.
    Wortlos wandte sie sich ab.
    Während Nukima mit zweien ihrer Kriegerinnen in einem kleinen Boot übersetzte, stieg der Ballon mit Burra und Sosona in den inzwischen fast wolkenlosen Himmel.
     
    6.
     
    Die Schlacht war geschlagen. Von fünfzig ausgesandten Schiffen und Booten kehrten achtunddreißig zurück, von insgesamt zwanzig Ballons fünfzehn.
    Bleiern senkte sich die Nacht über die Hafenstadt. Der Wind pfiff durch die Straßen und Gassen, wirbelte Staub und Unrat auf und brach sich heulend an den Zinnen der Befestigungsanlagen. Bald fielen die ersten schweren Tropfen; kurz darauf ging ein wahrer Wolkenbruch über Korum nieder. Die Amazonen bemerkten von alldem nicht viel. Innerhalb der Schloßmauern war es warm und trocken. Die Luft, geschwängert vom herben Geruch des überreichlich fließenden Weines, vom Bratenduft und dem Rauch glosender Fackeln, hallte wider vom Grölen Betrunkener, von vielstimmigen Kriegsgesängen und den Oden, die manche Kriegerin über ihre eigene Tapferkeit zu berichten wußte. Burra hatte alle geladen, egal, ob sie nun Zaem oder Zahda dienten.
    »Es fällt ihr schwer, über ihren eigenen Schatten zu springen«, bemerkte Gerrek nachdenklich. Er und Honga hielten sich abseits des größten Trubels.
    »Du solltest dich vor Burra in acht nehmen«, sagte der Beuteldrache nach einer Weile. »Mir dünkt, daß sie durchaus die Fähigkeit besitzt, was sie sich vornimmt, wirklich zu erreichen.«
    »Höre ich schlecht, oder liegt echte Besorgnis in deinen Worten?«
    Gerrek starrte seinen Gesprächspartner unverwandt an. »Du selbst solltest das am besten wissen«, murmelte er und nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher, den er mit beiden Händen hielt. Genießerisch wischte er sich dann über die Lippen.
    »Was willst du damit sagen?« fragte Honga.
    Gerrek warf einen raschen Blick in die Runde. Niemand beachtete sie.
    »Diese Burra ahnt zumindest, daß du mehr bist, als du zu sein vorgibst. Sie ist nicht dumm.«
    »Was kann sie mir anhaben? Ich bin auf der Hut und weiß mich meiner Haut zu wehren.«
    »Sie könnte herausfinden, daß ein gewisser Gorganer…«
    »Du weißt es also. Wie lange hast du dich im Gebüsch verborgen, bevor Ramoa…?«
    »Lange genug, um alles mit anzuhören, was zwischen dir und Vina besprochen wurde, Mythor. Ich glaubte, in dir einen Freund gefunden zu haben, aber deine Worte waren Lüge.« Gerrek leerte den noch halb gefüllten Becher.
    »Es gibt Gründe…«
    »Oh ja, sicher. Auch die Hexe, die mich verzauberte, behauptete, ein Dutzend Gründe zu haben.« Mit einer wütenden Bewegung schmetterte der Mandaler den tönernen Becher an die Wand, daß dieser in viele Stücke zersprang. »Nimm mich mit, wenn du zurückgehst«, bat er fast flehentlich. »Ich habe diese Weiber satt.«
    »Nur des Schicksals Mächte wissen, ob ich jemals den Weg finden werde, der durch die Schattenzone nach Norden führt.«
    »Versprich es mir wenigstens, dann ist dein Geheimnis bei mir so gut aufgehoben, als ruhte es auf dem Grund des tiefsten Meeres. Du weißt es vielleicht nicht, aber ich bin verschwiegen wie ein Fels im Innern der Welt…«
    Mythor winkte grinsend ab. Er hatte etwas sagen wollen, wurde aber daran gehindert, weil eine von Nukimas Amazonen herantorkelte.
    »Du…«, lallte sie. »Du wirst…«
    Schweiß rann ihr von der Stirn. Die Arme auf den Leib gepreßt, hastete sie weiter. Aber schon nach wenigen Schritten brach sie stöhnend zusammen.
    »Stockbesoffen«, stellte Gerrek fest und schüttelte verständnislos den Schädel. »Weiber vertragen eben nichts. – He, du«, er winkte einem Diener, der ohnehin mit zwei gefüllten Bechern heranteilte.
    Während Mythor nur kurz nippte, ließ er den Wein hastig durch seine Kehle rinnen. »Schmeckt köstlich«, verkündete Gerrek anschließend und vertauschte kurzerhand sein leeres Trinkgefäß mit dem des Gorganers. »Auf den Norden«, prostete er. »Und auf die Freiheit des Mannes.«
    Mythor entdeckte Burra in der Menge. Sie starrte zu ihm herüber, und ihr Blick brannte wie Feuer.
    »Mir ist übel«, jammerte Gerrek.
    Mythor wandte sich wieder dem Mandaler zu. Aus den Augenwinkeln heraus sah er ein höhnisches Lachen über Burras Züge huschen, ehe sie entschwand.
    Gerrek rülpste laut. Er begann, wild mit den Augen zu rollen, bis nur noch das Weiße in ihnen war.
    »Alles um mich her dreht sich«, hauchte er. »Bleib stehen, wenn ich mit – hicks – mit dir rr… rede.«
    »Das

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