Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
mittlerweile auf der Seele.
    Vina nahm sich vor, Honga danach zu fragen, falls er mit dem Leben davonkam.
    Plötzlich waren gnomenhafte Geschöpfe hinter dem Tau, und nur Zahda mochte wissen, woher sie gekommen waren. Vina schrie auf.
    »Es sind Seelenräuber! Hüte dich, sie zu berühren!«
    Die Hexe hatte auf ihren Reisen durch das Dämmerland von diesen Wesen gehört und wußte um deren Gefährlichkeit. Sie griffen alles an, was Leben in sich trug. Aber obwohl sie spätestens jetzt auf die beiden Frauen aufmerksam werden mußten, ließen sie nicht von Honga ab. Ihm allein galt ihre ganze Wut.
    Das Gläserne Schwert schien aufzuflammen, sein Wehklagen wurde lauter. Honga stand mit dem Rücken zur Gondel. Mit der Leichtigkeit eines geübten Kämpfers führte er seine Klinge. Aber der Gnomen waren viele. Schon kletterten die ersten der kaum zwei Fuß messenden Geschöpfe auf den umgestürzten Ballonkorb, um den Tau von zwei Seiten her anzugreifen.
    Ramoa schleuderte ihre Schwertlanze, die einzige Waffe, die sie bei sich trug. Die Klinge drang einem der kleinen Wesen in die Brust. Grauenvoll hallte sein Todesschrei durch den Wald.
    Vina konnte noch immer nicht unmittelbar eingreifen. Ihr Zauber bannte die Meduse und trug sie langsam aufs Meer hinaus.
    Ramoa rannte los, als der Luftgeist in den Fluten unterging. Sie hatte entdeckt, daß neben der Gondel, halb von der niedergegangenen Ballonhülle verdeckt, weitere Lanzen und das Kurzschwert des Mandalers lagen. Aber sie kam zu spät. Einer der Gnomen schnellte sich auf Hongas Nacken.
    Selbst Vina schien zu erstarren.
    Der Tau indes griff mit der Linken zu, zerrte das heftig um sich schlagende Geschöpf von seinem Rücken und schleuderte es wütend von sich.
    Nacheinander warf Ramoa die Schwertlanzen, von denen jede traf, und eilte dann mit dem Schwert, Honga beizustehen. Ihr zwingender Blick verschaffte ihr die Freiheit, der sie bedurfte, um nicht selbst ein Opfer der Schrecklichen zu werden. Vinas Zauber und Hongas klagendes Schwert taten ein übriges, die Wesen aus der Schattenzone abzuwehren und zu töten.
     
    *
     
    »Das Glück ist dir treu«, sagte die Hexe und blickte den Tau nachdenklich an. »Eine längere Berührung hätte dir die Seele aus dem Leib gerissen.«
    Honga versuchte ein Lachen, was ihm aber nur unvollkommen gelang. »Alton«, dabei hob er sein Schwert, »weiß mich zu beschützen.«
    »Worauf ich mich nicht immer verlassen würde«, gab Vina zu bedenken. »Manchmal gehört mehr als nur eine ausgezeichnete Waffe dazu, um in der Dämmerzone zu überleben. Gerade du müßtest das wissen, denn du wurdest vom Tode wiedererweckt.« Sie blickte sich um, hielt Ausschau nach Ramoa, die vor wenigen Augenblicken im Wald verschwunden war, weil sie glaubte, eine flüchtige Bewegung wahrgenommen zu haben. Aber alles blieb ruhig.
    »Wer bist du wirklich?«
    Es war Honga anzusehen, daß die Frage zumindest zu diesem Zeitpunkt überraschend für ihn kam. Die Hexe musterte ihn aus ihren großen, unergründlichen Augen. Würde er die Wahrheit lange verbergen können? Plötzlich zweifelte er daran. Vielleicht war es besser, Vina reinen Wein einzuschenken.
    »Ich bin kein wiedergeborener Tau, wie alle glauben«, sagte er, »sondern Mythor, der aus Gorgan nach Süden kam.«
    »Ähnliches ahnte ich«, murmelte Vina ungerührt. »Mythor ist also dein wahrer Name. Doch wieso beherrschst du unsere Sprache, als hätte eine Frau aus Vanga dich geboren?«
    »Ich erlernte sie im Traum – wie ich auch den Glauben erhielt, Honga, ein Heroe der Tau, zu sein und meine wirklichen Ziele für kurze Zeit vergaß.«
    »Nachdem du mir solches gesagt hast, erkläre dich ganz«, forderte Vina. »Welcher Grund kann so gewichtig sein, daß ein Mann deshalb die Schattenzone überwindet? «
    »Es gibt zwei – und beide liegen mir mehr am Herzen als irgend etwas anderes.«
    »Nenne sie, Mythor!«
    Er nickte.
    »Wisse, daß Gorgan vom Bösen heimgesucht wird, das sich mit Schwert und Feuer manifestiert und Tod, Verwüstung und großes Leid über die Länder bringt. Vom Magier Vangard erfuhr ich…«
    »Vangard?« platzte Vina heraus.
    »Du kennst ihn?«
    Als die Hexe schwieg, fuhr Mythor irritiert fort: »Von ihm stammt mein Wissen, daß durch die Dämonenabwehr der Süder alles Böse nach Gorgan abgeleitet wird. Vermutlich ist es die Große Barriere, die Unheil über viele Völker bringt.«
    »Du kommst also als Bittsteller und Fürsprecher der Nordwelt«, stellte Vina fest.
    »Auch das.

Weitere Kostenlose Bücher